Wer das Schuh- und Ledermuseum in Inca betritt, wird erst einmal erschlagen. Im ersten Stockwerk einer ehemaligen Kaserne am Carrer General Luque stehen aufgereiht Maschinen vom Beginn des vorigen Jahrhunderts, die aus einem Charlie-Chaplin-Film stammen könnten. Stanzmaschinen, Fersenvorformmaschinen oder schwarze Singer-Nähmaschinen. In ein paar Vitrinen sind - oh Wunder - auch ein paar Schuhe zu sehen.

In diese anscheinend ein wenig gedankenlos zusammengewürfelte Dauerausstellung Stringenz und Ordnung hineinzubringen, hat sich die neue Museumsleiterin Sandra Rebassa auf die Fahnen geschrieben. „Den Besuchern des Museums muss erst einmal klargemacht werden, was sie überhaupt sehen", sagt die erst 28-jährige studierte Kunsthistorikerin aus Sa Pobla. Zudem müsste das 2010 eröffnete Museu del Calçat seinen Fundus an Stücken besser ausreizen. Das hätten sie und eine Kollegin bereits vor zwei Jahren in einer Forschungsarbeit angeregt.

Rebassa will auch ein Angebot samt Guides für die Schülergruppen erarbeiten, die hier häufig durchgeschleust werden. Spezielle Führungen habe es in dem Museum der lange Zeit durch seine vielen Schuhmanufakturen geprägten Stadt am Fuß der Serra de Tramuntana bislang nicht

gegeben.

Verglichen mit dem Sammel­surium im ersten Stock ist in der Fotoschau im Erdgeschoss dagegen durchaus eine Linie zu erkennen: Jedem Bild von einer Manufaktur von anno dazumal ist eines vom selben Gebäude von heute gegenübergestellt. Wo früher produziert wurde, befinden sich heute Supermärkte, Läden oder Wohnanlagen. Man erkennt unmissverständlich den Strukturwandel.

Sandra Rebassa erzählt, wie sehr es den Menschen zugesetzt hat, dass sie oder Verwandte in dieser Industrie erst vor wenigen Jahren ihre Arbeitsplätze verloren haben. Sie sieht im Vergessen dieser „schmerzhaften" Vergangenheit allerdings keine Lösung: „Der Schuh ist die

Identität der Stadt." Und deshalb müsse es hier ein intelligent und durchstrukturiertes Museum geben. „Man kann Inca nicht verstehen, wenn man nicht über die Geschichte der Stadt spricht."

Das erste große Projekt, was Sandra Rebassa in diesem Zusammenhang umsetzen möchte, ist eine Schau über die Rolle der Frauen in der mallorquinischen Schuhindustrie. Die Frauen waren in Inca nicht nur als Arbeiterinnen, sondern auch wie beispielsweise Francisca Aina Fluxà zwischen 1918 und 1928 als Unternehmerinnen tätig.

Museu del Calçat, Carrer Luque, 225, Mo.-Fr. 10-14, 16-20, Sa. 10-13 Uhr. Eintritt frei