In so manchem Restaurant muss man sich angesichts der Menschenmassen, die sich in diesen Tagen auf der Insel drängen, beim Warten auf einen freien Tisch erst einmal die Beine in den Bauch stehen. Nicht so in der Herberge auf dem Schlossberg von Alaró, deren Terrasse sich in diesem Sommer wieder in ein Freiluft-Restaurant verwandelt hat. Dafür muss man den Berg aber auch erst einmal erklimmen.

Herbergsmutter Myriam wartet bereits ungeduldig, als wir, schwitzend und mit Rucksäcken bepackt, gegen 21 Uhr auf rund 820 Metern Höhe ankommen. „Ich zeige euch die Zimmer, und dann fangen wir auch gleich mit dem Essen an", ordnet die Mallorquinerin mit der rotbraunen Lockenmähne und dem rauen Charme an und zeigt auf eine bereits gedeckte Tafel. Obwohl die Nachhut der Truppe noch gar nicht angekommen ist, wagen wir nicht, ihr zu widersprechen. Wir beziehen die uns zugewiesenen Zimmer mit Stockbetten, streifen schnell noch einen Pulli über, da es dort oben - endlich! - etwas kühler ist und setzen uns an den Tisch.

Zur Vorspeise werden Parmesan­taler am Spieß, Thunfischpastete und typisch mallorquinisches trempó serviert. Danach gibt es Schweine­lendchen an Ananas mit Kapern, Bacon-Würfeln und Rosinen - der rund 45-minütige Aufstieg vom Restaurant „Es Verger" aus, auf halbem Weg zwischen Dorf und Burgruine gelegen, hat sich mehr als gelohnt.

Bereits im dritten Jahr infolge schwingen die Betreiber des refugios, Natxo und Myriam, den Kochlöffel, um ein anspruchsvolleres Abendmahl zuzubereiten, als es Übernachtungsgäste üblicherweise erwartet. Verwendet werden dabei inseltypische und ökologisch angebaute Produkte aus der Umgebung. Das Eis zum Nachtisch etwa kommt aus einer kleinen Manufaktur in Campos, die hierbas sind selbstgemacht.

Das Angebot richte sich an Leute, die „den heißen Nächten entfliehen und hier die ruhige Atmosphäre bei toller Aussicht genießen wollen", sagt Myriam. Allmählich wird es Nacht über der Bucht von Palma. Bei klarem Wetter ist der Blick von hier oben in der Tat beeindruckend.

Nachdem die Tische abgeräumt, eine Familie und ein Pärchen aus Alaró sich auf den Rückweg hinab ins Dorf gemacht haben, kehrt absolute Stille ein. Die nur wir mit unserem Gelächter und das Surren der - leider lästigen - Moskitos stören. Wer am nächsten Morgen nichts vorhat, sollte unbedingt auch oben in der Herberge schlafen - und nach dem Frühstück ja nicht vergessen, die von Myriam demonstrativ bereitgestellte Mülltüte mit den leeren Weinflaschen wieder mit nach unten zu tragen. Sonst könnte es ein ganz schönes Donnerwetter geben.