Er war es jahrelang gewohnt, im Scheinwerferlicht zu stehen und von Abertausenden angehimmelt zu werden: Pau Debon, feinsinniger und empfindsamer Leadsänger der im Dezember überraschend aufgelösten Erfolgsband Antònia Font. Mit den auf mallorquí gesungenen poetisch-kindlich-naiven Songs bewegte er sogar in Andalusien und Madrid die Seelen der Massen. Jetzt läuft der 37-Jährige unscheinbar wie ein x-beliebiger Malocher im T-Shirt durch das staubige und momentan mit Werkzeugen voll gestellte Museu de Sa Jugueta nahe der Santa-Eulàlia-Kirche von Palma. Bislang war in das im Dezember 2012 eröffnete Spielzeugmuseum, das eine Privatsammlung mit rund 3.000 Exponaten beherbergt, noch nicht so richtig Zug gekommen. Pau Debon und sein Bruder Pere - der Schlagzeuger von Antònia Font - sollen das ändern. Der Sänger a. D. ist Hansdampf in allen Gassen, telefoniert, leitet Helfer an. „Wir machen hier noch ein paar Umbauten vor allem unten im Restaurant, hängen dort etwa Spielzeug ab und bringen die Küche auf Vordermann", sagt er. Wiedereröffnung soll am 12. Mai gefeiert werden. Geplant ist ein Kulturzentrum, das sicherlich auch dank der Prominenz der neuen Betreiber stärker wahrgenommen wird.

„Wir machen das, weil wir in der gleichen Welt der Kultur, zu der wir gehören, weitermachen wollen, wenn auch anders", so Pau Debon. „Wir stiegen ausgebrannt von der Bühne, bleiben aber irgendwie doch im Geschäft."

Weil Bruder Pere so gern kocht, wolle man das Restaurant im Erdgeschoss mit kreativer mallorquinischer Küche aufwerten, die sich von herkömmlichen Angeboten unterscheiden soll. „Wir bereiten Insel-Gerichte mit Leben zu", formuliert es Pau Debon poetisch. Das Tagesmenü mit selbstgebackenem, teils süßem Brot samt Sobrassada werde mit Wein oder einem sonstigen Getränk 12,50 Euro kosten.

Und jenseits der auf zwei Stockwerken in vier Räumen befindlichen Spielzeugsammlung wollen die Debons auch viele Aktivitäten in dem ehemals als Schule genutzten Gebäude organisieren. „Es wird hauptsächlich samstags vormittags Aktivitäten für Kinder geben", so Pau Debon. „Unter anderem beschäftigen wir uns mit der Kunst, mit Licht zu malen." Unter der Woche würden auch Schulklassen betreut und durch die Räume geführt. In einem kleinen Laden werde man Spielzeug verkaufen. Kunstausstellungen und kleine Konzerte sind ebenfalls in Planung.

„Den Erwachsenen wird auch nachts einiges geboten", lockt Pau Debon seine Fans. „Wir haben donnerstags, freitags und samstags bis 2 Uhr eine Lizenz zum Barbetrieb, und wenn mir danach ist, singe ich dann auch." Ganz intim, ohne das Raunen und Jubeln der Massen.

Das Museum (C./ Campana,7) öffnet ab 12.5. um 10 Uhr (außer sonntags). Eintritt: 3,50 Euro Erwachsene, 2,50 Euro Kinder.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 8. Mai (Nummer 731) lesen Sie außerdem:

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