Mallorca Zeitung

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Die neue Porsche-Yacht auf Mallorca getestet: Was kann die "Revolution" der Elektroboote?

Der Automobilhersteller hat die eFantom gemeinsam mit der österreichischen Werft Frauscher entworfen. Die MZ hat eine Runde gedreht

Ausprobiert: Eine Runde mit dem neuen Porsche-Boot auf Mallorca

Ausprobiert: Eine Runde mit dem neuen Porsche-Boot auf Mallorca Nele Bendgens

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Ausprobiert: Eine Runde mit dem neuen Porsche-Boot auf Mallorca Ralf Petzold

40 km/h – der Fahrtwind lässt die Haare flattern. 50 km/h – ein Kormoran nimmt schnell Reißaus. 60 km/h – das Boot gleitet nicht mehr über das Wasser, sondern fliegt förmlich von Welle zu Welle. 74 km/h – ich schreie wie in der Achterbahn. Schneller wird es wegen der Wellen nicht. Mit der neuen eFantom will die österreichische Werft Frauscher in Kooperation mit dem deutschen Automobilhersteller Porsche die Elektrobranche revolutionieren. Der 8,67 Meter lange Wasserflitzer wird auf der Palma Boat Show erstmals einem großen Publikum vorgestellt. Die MZ bekam eine Fahrstunde und durfte das Boot testen.

Vor der Demon, dem Frauscher-Flaggschiff, sieht die eFantom fast schon ein wenig niedlich aus. Robert Markendorf ist für die Mallorca-Filiale der Werft in Port Adriano zuständig. Die Augen des Hamburgers leuchten, als er das Porsche-Boot am Dienstag (23.4.) durch den Hafen steuert. „Sie ist heute früh erst angekommen, und ich fahre sie zum ersten Mal. Halt doch mal das Lenkrad“, sagt er. Nun hatte ich als gelernter Fiat-Panda-Fahrer mit Porsche bislang wenig am Hut. Mit Booten noch weniger. Eine Schifffahrt war für mich immer so spannend wie eine Runde im EMT-Bus. Mit mulmigen Gefühl navigiere ich an den sauteuren Yachten vorbei. „Lass uns die Plätze tauschen. Es ist besser, wenn du selbst fährst“, sagt Markendorf. Solange er als Kapitän an Deck sei, gebe es keine rechtlichen Probleme.

Der Stuttgarter Automobilhersteller hat im Boot den gleichen Elektromotor eingebaut, den der für dieses Jahr geplante Porsche Macan bekommen wird. Auch die Sitze, das Lenkrad und die ganze Armatur gleichen einem Sportwagen. Für 45 Kilometer reicht der Akku. „Das genügt für eine Fahrt zur Lieblingsbucht und zurück“, sagt Markendorf. Bei 85 km/h ist das Boot abgeriegelt. Offiziell dürfen neun Personen an Deck. Der Platz würde wohl auch für noch mehr reichen.

Porsche auf dem Meer

Mit vier Fahrmodi und einem Hebel die Geschwindigkeit regulieren

Das Boot hat vier Fahrmodi: sehr langsam, langsam, schnell und sehr schnell. Die Geschwindigkeit wird dann über den Schalthebel eingestellt. Beim schnellsten Modus „Sport+“ ist der Hebel entsprechend empfindlich. Aus dem Hafen raus fahre ich auf die Malgrats-Inseln zu. „Durch die Felsen durch“, sagt Fahrlehrer Markendorf, der es sich zwischendurch auf einen der Bänke gemütlich macht. „Keine Sorge, wird es eng, greife ich ein.“ Er hat mehr Vertrauen in mein Fahrtalent als ich. So megaweit stehen die Felsen nicht auseinander. Für einen ungelernten Bootsfahrer ist die Lenkung ungewohnt. Die Ruderstandsanzeige hilft, um die Durchfahrt unfallfrei zu schaffen.

Nachdem wir das blaue Meer bewundert haben, testen wir die Grenzen der eFantom aus. Sachen verstaut, alle Mann hingesetzt, Steuerhebel bis zum Anschlag nach vorne. Mithilfe des schwarzen Pferdes galoppiert das Boot über das Wasser. Ich fange an, Spaß am Bootfahren zu entwickeln. Leider ist der Porsche-Flitzer bei einem Redakteursgehalt nicht drin. „Die meisten meiner Bootskäufer haben übrigens am Anfang keinen blassen Schimmer und sind dann schlagartig begeistert“, sagt Markendorf.

https://youtu.be/Jv39tkEEa24?si=gt83db5bijYh40b9

Kaum E-Boote auf Mallorca

Seit 1927 baue seine Familie Boote, seit 1955 auch mit Elektroantrieb, hatte Maximilian Frauscher, dessen Ur-Opa einst das Unternehmen gründete, vor der Ausfahrt im Hafen gesagt. Seit 2012 verkaufen die Österreicher in Port Adriano ihre Produkte. Ein Elektroboot war bislang noch nicht dabei, sagt Markendorf. „Die bisherigen Modelle waren eher wenig für das Mittelmeer geeignet.“ Auch sonst kommt Herstellung und Verkauf von Elektrobooten bisher nur langsam in Gang, wie auch Boat-Show-Veranstalter Chema Sans sagt.

Wobei die Nachfrage langsam steigt. Der Anteil der von Freizeitsportlern genutzten Elektroboote liege inzwischen bei schätzungsweise 2,5 Prozent des Gesamtbestandes, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft, Karsten Stahlhut, der Deutschen Presse-Agentur bei der Messe „Boot“ in Düsseldorf. Vor drei Jahren sei es noch weniger als ein Prozent gewesen. Die Online-Bootsvermietung „Click&Boat“ spricht gar von einem „wahren Run auf Elektroboote“.

In Deutschland, der Schweiz und Österreich sei die E-Mobilität vor allem auf Flüssen und Seen im Kommen, wo es rechtliche Auflagen gebe, sagt Markendorf. Im Mittelmeerraum sei die Infrastruktur mit Ladestationen zwar gegeben, Elektroboote verkehren hier aber noch wenig. Das liege auch am Preis. Die eFantom kostet mit allem Drum und Dran 700.000 Euro. Das gleiche Boot als Benziner – ohne die Porsche-Produkte – gibt es für unter 300.000 Euro.

Die eFantom kann nicht nur bei der Boat Show bewundert werden. An den Tagen danach stehen weitere Probefahrten an. „Der Terminkalender ist schon recht voll. Wer sich aber wirklich dafür interessiert, wird seine Gelegenheit bekommen“, sagt der Hamburger. Bislang ist die Auflage der Porsche-Boote auf 25 begrenzt.

Das Einparken im Hafen übernimmt übrigens dann doch Markendorf. Das wäre wohl erst etwas für die zweite Fahrstunde.

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