Morgens um zehn ist die Terrasse noch recht leer, dafür sitzen drinnen an den Tischchen ondulierte Damen und gepflegte Herren beim café con leche und Croissant. Onofre Flexas (72), Besitzer der Bar Bosch, ist schon in seinem Element: Er schäkert mit den Damen, scherzt mit den Herren. Und findet trotz Umbauarbeiten im ersten Stock auch ein wenig Zeit, um Fragen zu beantworten.

Haben Sie mal gezählt, in wie vielen Reiseführern die Bar Bosch als Tipp auftaucht?

Nein, das wäre bei der Menge wirklich schwierig.

Die Frage aller Fragen für die Deutschen: Wie spricht man den Namen der Bar aus?

Na, so wie man´s schreibt: Bosch (spricht es „Bosc" aus), so wie die Waschmaschinen!

Woher kommt der Name?

Vom Gründer: Jaime Bosch er­öffnete die Bar im Jahr 1936.

Sie selbst haben das Lokal 1973 übernommen - die beste Entscheidung Ihres Lebens?

Ja, - gleich nach der Wahl meiner Ehefrau.

Woher kommt eigentlich der Kultstatus der Bar Bosch?

(Zuckt mit den Schultern) Vermutlich wegen ihres Alters und vor allem wegen der Lage - gerade jetzt, wo viel mehr Urlauber nach Palma kommen als früher. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Tatsache, dass wir unsere Linie beibehalten haben, spielt wohl eine Rolle. Aber am Ende ist es das Publikum, das über den Kultstatus entscheidet.

Wann kommen die Einheimischen, wann die Urlauber?

Das kann man nicht an Uhrzeiten festmachen. Wir unterscheiden drei Gruppen von Gästen: die Einheimischen, die Residenten und die internationalen und nationalen Touristen. Unter den Residenten sind es wohl die Deutschen, die uns am meisten schätzen, sie gehören zu unseren besten Kunden.

Haben die andere Vorlieben als der Rest der Gäste?

Nein, das glaube ich nicht. Unsere Tapas und bocadillos sind bei allen beliebt, und neben Eis und Erfrischungsgetränken servieren wir vor allem sehr viel Kaffee.

Im Glas oder in der Tasse?

Wer nicht explizit eine Tasse bestellt, bekommt den Kaffee im Glas serviert, wie wir das immer schon gemacht haben.

In der Gastronomie heißt es gern, man müsse sich ständig neu erfinden, um bestehen zu können.

Wir sind da eher traditionell - aber die Bar Bosch ist ja auch kein Restaurant in dem Sinne, da brauchen wir nicht ständig neue Gerichte zu erfinden. Wir bleiben bei dem, was Spaniern und Urlaubern immer schon gefallen hat.

Auch in der Krise?

Die haben wir, wie alle anderen, natürlich auch bemerkt, vor allem im Winter. Wobei wir noch glimpflich davon gekommen sind. Die Zahl der Gäste ist nicht gesunken, wohl aber der Konsum pro Kopf - wer früher 10 Euro ausgab, belässt es heute bei 8.

Kamen Sie nie auf die Idee, zu verkaufen?

Ich habe im Laufe der Jahre tatsächlich ziemlich viele Angebote bekommen, aber ich wollte nie verkaufen. Und ich habe auch in Zukunft nicht die Absicht.

Was halten Sie denn von der „Unterhaltung" durch die zahlreichen Straßenmusiker?

(Stöhnt auf) Ein oder zwei wären ja kein Problem, aber wenn der eine aufhört, fängt der nächste an. Zudem hat kaum einer Ahnung von Musik, sie wiederholen wieder und wieder das gleiche, das ist sehr lästig. Außerdem zwingen sie die Gäste, etwas zu geben - zwar nicht mit Worten, aber mit Blicken. Da müsste das Rathaus wirklich mal einschreiten.

Die Konkurrenz ist in den letzten Jahren kräftig gewachsen - halten Sie auch da ein Einschreiten der Stadt für nötig?

Man muss seine Sache gut machen, um trotz der Konkurrenz zu bestehen. Jetzt sollen noch drei oder vier weitere Cafés auf dem Borne aufgemacht werden - das artet langsam aus. Ich sage das nicht, weil ich hier der Einzige sein will. Aber in anderen Städten am Mittelmeer gibt es eine Reglementierung in den Altstädten. Und ich finde, wer eine Bar aufmacht, müsste vorher beweisen, dass er etwas vom

Geschäft versteht. Ich kann ja auch nicht einfach Baumeister werden, ohne Prüfungen zu bestehen.

Aber der Titel eines Baumeisters käme Ihnen gerade gelegen, oder?

(Lacht). Der Umbau kostet tatsächlich viele Nerven. In so einem alten Haus erlebt man ständig Überraschungen, andauernd tauchen neue Probleme auf.

Was genau wird gemacht?

Bisher hatten wir im ersten Stock ein Lager, jetzt bauen wir dort ein Separee, eine Küche sowie einen kleinen Speiseraum und verdoppeln so die Sitzplätze im Inneren. Dort oben sollen die Gäste künftig eine kleine Auswahl an warmen Gerichten bestellen können, derzeit arbeiten wir an der Speisekarte.

Wann wollen Sie denn eröffnen?

Da möchte ich mich nicht auf ein Datum festlegen. Zuerst müssen wir jetzt wegen der gesetzlichen Auflagen einen Aufzug einbauen, und deshalb die Bäder in das höher gelegene Zwischenstockwerk verlagern. Das dauert natürlich alles.

Sie sind jetzt 72 Jahre alt - denken Sie auch mal ans Aufhören?

Eigentlich nicht. Ich bin fit, mache viel Sport, rauche und trinke nicht. Außerdem habe ich gute Gene, mein Vater wurde 92. Aber einer meiner Söhne steigt schon in das Tagesgeschäft ein.

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