Das Singen ist seine eigentliche Passion. Aber trotzdem hat er zunächst einen „ordentlichen Beruf" gelernt, erzählt Pep Selles (59), Besitzer des Restaurants Ses ­Oliveres in Port de Sóller, während er seine Hausspezialität, ein zartes und mit vielen Kräutern und Wein geschmortes Spanferkel, serviert (nur auf Reservierung). Die Ausbildung zum Techniker für Gastronomie-Gerätschaften wie Kühlvitrinen, Kaffeemaschinen und ähnlichem kommt ihm heute zugute: „In meinem Lokal repariere ich immer noch alles selbst."

Doch abends wechselte er schon vor 35 Jahren die Fronten. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Gitarristen José Ripoll Pons, genannt Pep Covas, trat er vorzugsweise in Lokalen auf. Das eingespielte Team kam gut herum, nicht nur auf der ­Insel, auch auf dem Festland. Als Selles, der immer schon gerne kochte, dann vor 25 Jahren sein Lokal „Ses Oliveres" eröffnete, wurde das Reisen ein wenig reduziert, nicht aber die Zahl der Auftritte. Denn das Pep-Duo unterhielt nun regelmäßig die Gäste von Selles. Wehmütig erinnert er sich an diese Zeit zurück. Denn sein Weggefährte - übrigens ein, wie Youtube-Videos zeigen, exzellenter Gitarrist - verstarb vergangenes Jahr.

In der Saison gibt es trotzdem auch weiterhin dreimal wöchentlich Live-Musik mit verschiedenen Gruppen und Sängern, daran sind die Kunden gewöhnt. Und manchmal, wenn die Stammgäste ihn ­bitten, greift Selles dann auch wieder selbst zum Mikrofon, um Sinatra, Dean Martin oder Iglesias-Stücke zu performen.

Kulinarisch ist das an der Promenade der attraktiven Rundbucht gelegene Lokal eine der wenigen positiven Ausnahmen am Hafen, wo es ansonsten von simplen ­Touristen-Lokalen nur so wimmelt. Im Ses Oliveres legt man Wert auf frische Ware, das sieht man schon beim Blick in die Fischvitrine. „Wer direkt am Meer ein Lokal betreibt, sollte wissen, wo er nicht nur frisches, sondern bestes Meeres­getier bezieht." Die berühmten gambas de Sóller dürfen da auf der Speisekarte natürlich nicht fehlen.

„Auch alles andere kommt bei uns nicht aus der Tiefkühltruhe. Wir wohnen schließlich in einer fantastischen Region mit leckerem Gemüse und Obst", sagt Selles - klare Worte. Den Vorlieben der Touristen sind einige Pastagerichte („das wollen nun mal vor allem die Kinder") und einige Pizzen (7,50-9,50 Euro) geschuldet - „aber die sind hausgemacht mit eigenem Teigrezept".

Ansonsten werden spanisch-mallorquinische Speisen serviert. Der Petersfisch mit frittierten Zwiebeln (17,50 Euro) ist dabei ebenso gefragt wie das Schweinefilet mit Sobrassada-Sauce (13,50 Euro) oder die Lammschulter (16,50 Euro). Auch die Tagesangebote lohnen sich.

Wegen der gebotenen Qualität kommen ins Ses Oliveres auch viele Einheimische, vor allem am Wochenende. „Von Anfang an war mir wichtig, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt." Selles selbst steht ebenfalls manchmal in der Küche, vor allem, wenn Spanferkel bestellt wird. „Das ist mein Ressort. Es muss direkt aus dem Ofen auf den Tisch kommen - allein schon wegen der knusprigen Kruste." Auch bei der Bouillabaisse ist er Fachmann: „Original wie man sie in Marseille macht. Mit Croutons und Rouille, die ich mit Orange verfeinere. Wir sind hier schließlich im Orangental."

Die Verbindung zu Südfrankreich liegt nahe - von Sóller aus verkehrten in früheren Zeiten regelmäßig Schiffe zwischen den beiden Küsten. Es war für die ­sollerics fast einfacher, sperrige Güter in Frankreich zu beziehen, als sie über die Berge zu schleppen. Zudem war Selles in jungen Jahren mit einer Französin aus Marseille verheiratet. „Eines Abends hatten Pep und ich einen Auftritt und wir vertrieben uns unsere Pause direkt vor dem Lokal mit Angeln. Ein Angelwurf verlief unglücklich - oder letztlich glücklich -, denn der Fisch landete mit Schwung auf einem Terrassentisch, an dem eine französische Touristin saß. Und so hatte ich mir meine zukünftige Frau quasi geangelt."

Von seinen vier Kindern führt nur Sohn Bruno das gastronomische Erbe weiter - allerdings (noch) nicht im Ses Oliveres. Denn „Bruno ist ein exzellenter Maître geworden und arbeitet im Urbà, dem neuen Restaurant von Santi Taura in Palma". Außerdem hilft er dem Vater bei dessen Zweit­lokal, einer Musik-Bar gleich nebenan. Das „Port de Nuit" eröffnete im vergangenen Jahr und bietet Drinks, Konzerte und modernes Ambiente für Junge und Junggebliebene - wie Pep Selles.

Promenaden-FeelingSes Oliveres, geöffnet täglich 12-16 Uhr, 19-23 Uhr.Passeig Es Través 18, Port de Sóller, Tel.: 971-63 41 68Facebook: Pep Selles,

www.restaurantsesoliveres.com