Er ist 62 Jahre alt, voller Leben, abwechslungsreich, bunt und sehr angesagt: der Mercat de l´Olivar in Palma. Hier wird längst nicht mehr nur eingekauft, sondern auch flaniert, gestaunt, genossen. Aus dem ehemaligen Traditionsmarkt ist ein sinnlicher kulinarischer Besuchermagnet geworden - nicht nur für Touristen, denn auch Einheimische nutzen verstärkt die Möglichkeit für einen gastronomischen Stopp.

Einst im Rahmen des sogenannten ´Plan Alomar´ von Architekt Gabriel Alomar entworfen und 1951 eröffnet, hat das ehrwürdige Gebäude im Laufe der Zeit schon etliche Verschönerungs- und Modernisierungsmaßnahmen durchgemacht, die letzten großen in den Jahren 1997 und 2003. Und fortwährend wird weiter ausgebessert: Vergangene Woche etwa wurde die Boden­erneuerung in der Fischhalle abgeschlossen.

So wie man den Fischmarkt in Hamburg oder den Viktualienmarkt in München nicht nur besucht, um frisches Obst, Gemüse, Fleisch oder Fisch zu kaufen, ist auch die größte Markthalle in Palma mit ihren 115 Ständen zu einem angesagten Treffpunkt geworden. Speziell freitags und samstags trifft man sich zum Plausch, nimmt einen Tapa-Snack an einer der Bars de toda la vida (die es schon immer gibt) in der großen Halle oder besucht das angeschlossene Marktrestaurant.

Neuerdings jedoch tummeln sich die meisten in der Fischabteilung. Denn hier trifft Zeitgeist auf Tradition: Neben den Verkaufsständen mit frischen Gambas, Drachenfischen und Makrelen haben in den vergangenen Jahren auch drei Sushi-Stände, ein Lachs-Snack im trendigen pinkfarbenen Look, eine Meeresfrüchte- und zwei stylische Austern-Bars eröffnet. Von Rosé-Sekt bis Schampus kann man dazu das Passende schlürfen und parallel das Markttreiben beobachten.

Zunächst zum Klassiker: Für viele Besucher ist die Bar des Peix, die alteingesessene Tapasbar mit Fisch- und Meeresfrüchte­spezialitäten, immer noch die wichtigste Anlaufstelle. Dort steht José Manuel Gómez schon seit 22 Jahren hinter der Theke und verkauft kleine frittierte Fischchen, Kalmare, Muscheln in Sauce oder auch frito de marisco. „Für die Zutaten muss ich quasi nur den Arm ausstrecken", sagt er.

Wer es asiatischer mag, hat die Wahl unter drei Sushi-Ständen, wobei der Deutsche Thomas Wilden vor zweieinhalb Jahren den Anfang mit Yosushi machte. Zwischen 80 Cent und 1,50 Euro liegen die Preise für die Häppchen des ehemaligen Sternekochs aus Deutschland - er ist damit günstiger als seine Mitbewerber. Sushi-Kenner geben ihm dabei auch wegen der Qualität den Vorzug, zumal er darüber hinaus auch

Sapporo-Bier und kalten wie warmen Sake-Wein anbietet.

Vor gut einem Jahr eröffnete Wilden direkt gegenüber auch das Pink Salmon, wo sich alles - der Name sagt es - um den Lachs dreht. „Bei beiden Ständen habe ich viele deutsche Kunden, im Sommer sind es fast 60 Prozent. Selbst All-inclusive-Touristen kommen für den kleinen Happen zwischendurch", erzählt Wilden. (Apropos: In zwei Wochen wird der Deutsche einen Sushi-Automaten am Flughafen direkt neben El Corte Inglés aufstellen, der zwei- bis dreimal täglich frisch befüllt wird.)

Ein wenig luxuriöser geht es am Austernstand Ostras von Tolo Torrens zu. Hier schlürft man frische Ware der bekannten Austern-Firma Daniel Sorlut aus Frankreich, isst Kaviar und trinkt einen Champagner. Am Tag der MZ-Recherchen ist dort auch das Gastronomenpaar Elvira und Peter Urbach (Restaurant Es Pinaret) anzutreffen. „Uns gefällt, dass man inmitten der lebendigen Marktatmosphäre von klassischer Tapa über Schinken bis Austern alles auch probieren kann." Damit ähnelt der Mercat de l´Olivar ein wenig dem Mercado de San Miguel in Madrid, der sich zu einem beliebten gastronomischen Erlebnismarkt entwickelt hat. Auch Torrens sah im Madrider Markt sein Vorbild (Ostras Sorlut hat dort einen beliebten Stand), als er den knapp 30 Jahre alten Traditions-Fischstand der Familie vor gut anderthalb Jahren zum Austern-Paradies umwandelte. Gegenüber ist vor knapp einem Jahr sein zweiter Stand mit frischen Meeresfrüchte-Tapas hinzugekommen.

Wichtig bei alledem sind allerdings auch die Öffnungszeiten. Kann man den Madrider Markt täglich - auch sonntags - bis Mitternacht besuchen, am Wochenende sogar noch länger, hält Palmas Markt unverdrossen am spätmittäglichen Schließen fest. Wo die einen auch dahingehend eine Anpassung an die modernen Zeiten sowie die Bedürfnisse der Kundschaft fordern und darin auch ökonomisch eine Chance sehen, bestehen die anderen, meist kleineren Familienbetriebe, auf die Tradition - und ihre Freizeit.

Einen Schritt in die modernere Richtung geht indes Xisco Planas, der im ersten Stock des Gebäudes jetzt das Marché - Espai Gastronomic eröffnet hat - und dort nicht der mittäglichen Marktschließung unterworfen ist. Es ist eine Ergänzung zu seinem Stand d´Origen in der großen Halle, wo er seit vier Jahren Wein, Olivenöl, Salze und andere hiesige Qualitätsprodukte wie selbstgebackene cocas verkauft (www.dorigen.es). Auch im neuen ´gastronomischen Raum´ kann man diese Produkte erstehen. Gleichzeitig aber ist der Laden mit einer großen Küche ausgestattet, ideal fürs Showcooking oder gemeinsame Essen (nach Reservierung). Jeden Samstag gibt es dort ab 11 Uhr ein entsprechendes Event (von Sushikurs bis Schinkenschneiden). Xisco Planas will sowohl mit bekannten Chefs als auch mit Marktstandbesitzern zusammenarbeiten. Während des MZ-Checks degustierte dort gerade eine Gruppe von Deutschen Sobrassada, Käse und Cocas - und rundete damit ihren Marktbesuch perfekt ab.

Voller LebenMercat de l´Olivar, geöffnet Mo-Sa 7-14.30 Uhr, Bars und Gastrostände ein wenig länger. Plaça de l´Olivar, 4, Palma (mit Parkhaus). Infos, Termine und Reservierungen fürs Marché:

www.mercatsmunicipals.com