Nur für den Fall, dass Sie es noch nicht gehört haben: Nachdem Chefköche jahrelang teure exotische Zutaten aus der ganzen Welt importiert haben, geht der Trend jetzt zurück zur Verarbeitung von einheimischen Produkten. Die farm-to-table-Bewegung hat sich geradezu rasant ausgebreitet. Mittlerweile streben Restaurants weltweit fast schon in einem ermüdenden Maße danach, die Herkunft jeder verwendeten Zutat ausführlich in der Karte zu beschreiben. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Transparenz im Hinblick auf die Bezugsquelle und der Wunsch danach, dass regionales Essen sich moralischen Maßstäben anpasst, ist sehr lobenswert: Jeder Chefkoch und Restaurantbesitzer sollte bei der Planung neuer Menüs wenigstens mal kurz darüber nachdenken. Manchmal beschleicht mich aber das Gefühl, dass einige Restaurants nur auf diesen Zug aufspringen und überflüssigerweise jeden lokalen Produzenten auflisten, um ihr Essen aufzuwerten und sich selbst als etwas Besonderes zu verkaufen. Ich frage mich, zu welchem Zeitpunkt die Herkunft des Essens wichtiger wurde als sein Geschmack?

Auf Mallorca hingegen scheinen wir eher zurückhaltender und tun uns schwer damit zu vermitteln, wie gut unsere lokalen Produkte wirklich sind. Vor Kurzem hat die britische Tageszeitung „The Telegraph" folgende Frage gestellt: Ist ­Mallorca Europas beste Insel für Fein­schmecker? Und ich bin der festen Überzeugung, dass wir das sind. In unseren Restaurants sind wir große Verfechter von kulturellen Werten, die in die lokale Gastronomie übertragen werden. Wir unterstützen regionale Erzeuger und schätzen die Werte der Slow-Food-Bewegung, die den verantwortungsvollen Konsum, biologischen Anbau und saisonales Essen verteidigt, die Verwendung von genetisch modifizierten Produkten vermeidet und die Verwendung von Zutaten aus einem maximalen Radius von 100 Kilometern unterstützt. Diese Idee wird auch km 0 genannt und ist zurzeit ziemlich angesagt. Sie hat zum Ziel, den Einfluss des Menschen auf die Umwelt möglichst gering zu halten, das heißt, über kürzere Transportwege und geringeren Treibstoffverbrauch den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Produkte direkt vom Erzeuger sind zudem voller Nährstoffe und müssen normalerweise nicht mit Chemikalien behandelt werden, damit sie den langen Transport in die Restaurantküchen unbeschadet überstehen. Globales Denken und regionale Bezugsquellen sind nicht nur politisch korrekt, sondern zahlen sich für den Landwirt, den Chefkoch und den Gast auch persönlich aus. Jeder gewinnt.

Nun glaube ich, dass man auf Mallorca schon immer die einheimischen Erzeugnisse aus dem direkten Umfeld erworben und somit die km-0-Idee automatisch umgesetzt hat. Diesen Umstand aber haben wir bisher nicht vollends realisiert, und zudem ist uns ganz sicher noch nicht klar, wie wir das nach außen verkaufen sollen. Die Tatsache, dass diese Form der Beschaffung hier auf der Insel zum großen Teil von jeher so gehandhabt wurde, hat ­wahrscheinlich auch dazu geführt, dass niemand die Notwendigkeit gesehen hat, unsere Geschichte gut zu erzählen und unsere wunderbaren lokalen Erzeugnisse auf eine effektive Art und Weise über die Insel hinaus zu verkaufen.

Wenn Sie sich in einem Restaurant wie dem Simply Fosh die Karte anschauen, werden Sie entdecken, dass um die 70 Prozent aller Weine, die auf unserer Karte stehen, von der Insel kommen. Das biologische Olivenöl stammt aus dem Dorf Montuïri und unser Meersalz aus Es Trenc. Auf unserer Speisekarte findet man viele lokale Produkte wie etwa Garnelen aus Sóller, junge Mandeln, Meeresfenchel, Skorpionfisch aus dem Mittelmeer und regionales Lamm aus den umliegenden Gegenden. Lokal haben wir jede Menge anzubieten. Mallorca ist ohne Zweifel ein paradiesisches Reiseziel für Feinschmecker. Und es ist an der Zeit, dies der Welt kundzutun!

Die einheimischen Aprikosen sind momentan ganz wunderbar. Gehen Sie auf Ihren regionalen Markt und nutzen Sie die kurze Saison optimal aus. Ich kombiniere zum Beispiel Aprikosen, Schafskäse und Minze zu einem Salat und serviere ihn mit der langsam gegarten Keule eines mallorquinischen Lamms - klingt köstlich? Dann probieren Sie es selbst!