Für eines meiner Lieblingslebens­mittel beginnt jetzt langsam die Saison: Neuen Babykartoffeln mit ihrer dünnen Schale und der frischen, wachsartigen Konsistenz kann ich nur schwer widerstehen. Sie sind absolut köstlich, einfach nur gekocht, mit ein wenig Salz bestreut und in Butter oder Olivenöl geschwenkt. Neue Kartoffeln behalten, anders als ihre voll ausgewachsenen Kollegen, auch gekocht und geschnitten ihre Form. Zudem schmecken sie süßer, da der in der Kartoffel enthaltene Zucker noch nicht in Stärke umgewandelt wurde, und eignen sich auch besonders gut für Salate.

Obwohl sie heute aus der europäischen Küche kaum mehr wegzudenken ist: Am Anfang hatte es die Kartoffel in der westlichen Welt eher schwer. Die wohl ursprünglich aus Chile stammende Knolle wurde von prähistorischen Stämme in die Anden­regionen, nach Bolivien, Ecuador und Peru verbreitet. In Südamerika baute man das Nachtschattengewächs schon jahrhundertelang an, bevor die spanischen Conquistadores das für sie exotische Gewächs im 16. Jahrhundert mit zurück nach Spanien und Portugal nahmen. Andere Quellen sagen, dass Sir Francis Drake sie schon in Chile entdeckte und 1577 nach England mitbrachte.

Im 18. Jahrhundert war die Kartoffel an den großen Tafeln Frankreichs verpönt, da sie im Verdacht stand, Lepra zu verursachen. Im puritanischen England misstraute man ihr, weil der bescheidene Erdapfel nicht in der Bibel erwähnt wird - obwohl die Kartoffel zu einer bedeutenden Feldfrucht für die Massen wurde. Der Chemiker Antoine August Parmentier saß während des siebenjährigen Krieges in Preußen im Gefängnis und bekam dort nichts als Kartoffeln zu essen. Er kehrte in ein vom Hunger gebeuteltes Frankreich zurück und eröffnete in Paris eine Suppenküche, um den Armen zu helfen. Er setzte sich für den Verzehr der Kartoffel ein und hat viel zu ihrer Beliebtheit in Europa

beigetragen.

Kartoffeln sind nahrhaft und, wenn man sie ohne Fett zubereitet, gesund, reich an energiespendenden Kohlehydraten und haben wenig Kalorien. Sie sind eine wunderbare Zutat in jeder Küche, da sie so vielseitig sind und auf viele verschiedene Arten zubereitet werden können. Außerdem nehmen sie besonders gut andere Aromen an.

Wählen Sie feste, trockene neue Kartoffeln ohne Druckstellen und Kratzer. Ungewaschen halten sie sich länger, da der Dreck vor Blessuren und allgemein vor dem Verderben schützt. Neue Kartoffeln braucht man nicht schälen, waschen Sie sie einfach unter fließendem Wasser ab und kochen Sie sie im Ganzen. Geben Sie die Kartoffeln mit einer kräftigen Prise Salz in kaltes Wasser, das Sie dann zum Kochen bringen - wenn man sie in schon kochendes Wasser legt, werden sie hart. Falls Sie mal etwas Ausgefalleneres probieren möchten, machen Sie doch „Papas Arrugadas" von den Kanarischen Inseln.

Das Rezept: Geröstete neue Kartoffeln mit Aioli