Diese Rechnung könnte aufgehen: Man verarbeitet teils kostenlos von der Kooperative Agroilla bereitgestellte, wegen ihres ­unattraktiven Äußeren nicht zum Verkauf bestimmte Insel-Zitronen, die normalerweise als Ausschussware weggeworfen werden. Dann lässt man sie in einer Behinderten­werkstatt von Amadip Esment zu Konzentrat pressen und dieses dann im Dorf Petra in der letzten unabhängigen Abfüllanlage Mallorcas namens Carbónicas Paduana mit Kohlensäure versetzt als „Pep Lemon" in Flaschen füllen. Und dann hofft man auf geschäftlichen Erfolg.

Die drei Erfinder des Ganzen sind die Mallorquiner Carme Verdaguer und Tomeu Riutort sowie der Deutsche Christoph Hafner. Für ihre Geschäftsidee wurden sie von der Stadt Palma bei einem Wettbewerb vor zwei Jahren mit einem ersten Preis geehrt. Sie setzen dabei auf einen Trend hin zum bewussten Konsumverhalten. „Immer mehr Menschen wollen wissen, wer etwas unter welchen Bedingungen wo produziert, und wie es hergestellt wird", sagt Christoph Hafner. Viele akzeptierten nicht mehr, dass ein Produkt mit hohen Gewinnmargen von irgend welchen Multis möglichst billig und schnell auf den Markt geschossen werde.

Hafner wohnt seit fast fünf Jahren auf Mallorca, ist von Haus aus Künstler und verhehlt nicht, dass er - obwohl nunmehr Geschäftsmann - weiterhin „romantisch veranlagt" ist. „Wir hätten billiger auf dem spanischen Festland in Murcia mit Zitronensaftkonzentrat produzieren können", sagt er. Aber das widerspreche dem Anspruch der Nachhaltigkeit, und zudem solle „Pep Lemon" die total authentische Independent-Insel-Limonade werden.

Und jetzt geht es los: „Zunächst einmal sollen 5.000 Flaschen abgefüllt werden, Mitte März kommen sie in den Verkauf", sagt Carme Verdaguer, die eigentlich Filmproduzentin ist. Wobei man sich - was die Verkaufspunkte angehe - zunächst auf etwa 20 Bars und Restaurants in Palma wie etwa das „Rebost", das „Rita" oder das „Flexas" konzentriere. „Dort wird Wert auf gute Produkte gelegt, und es gehen unseres ­Erachtens unter anderem Menschen hin, die sich mit der Philosophie des ­Produktes identifizieren."

Die allerdings für ein Getränk nicht allzu viel zahlen wollen oder können. „Pep Lemon ist nichts für die Delikatessen-Abteilung - es ist eine Volkslimonade", sagt Christoph Hafner. „Der Verbraucher wird lediglich zwischen 2 und 2,40 Euro dafür zahlen müssen, nicht mehr als für eine Fanta." Und die Ausschänke auf keinen Fall weniger verdienen als mit der bekannten Orangenlimo.

Mallorca hat in punkto lokalen Konsum durchaus eine Tradition: „Pinya Cola wird noch verkauft, früher gab es zudem Pam Pam und Revoltosa", sagt Tomeu Riutort, der eigentlich Architekt ist. Man wolle dorthin, wo man hier bereits gewesen sei und wo man sich etwa in Deutschland schon befinde, meint Hafner. „Dort gibt es mittlerweile viele lokale Getränke, darunter so erfolgreiche wie Fritz-Kola aus Hamburg ."

Die Berichterstattung über die geplante Schließung der Coca-Cola-Abfüllanlage auf der Insel könnte den Erfindern von „Pep Lemon" in die Hände spielen. Der Konzentrationsprozess im internationalen Getränke-Business fordere nun mal seinen Tribut, sagt Carme Verdaguer. „Wenn alles gut läuft, werden wir beizeiten auch eine lokale Kola aus der Frucht des Johannisbrotbaums vertreiben", sagt Christoph Hafner.

Bekannt werden soll „Pep Lemon" vor allem durch Direkt-Marketing und Mund-zu Mund-Propaganda, weil man nicht zu viel Geld in Werbekampagnen stecken will. Man will zunächst organisch wachsen. Später könnte es dann durchaus sein, dass man die

Brause auch in Supermärkten anbietet. Investoren, die die drei Unternehmer bei der Entwicklung neuer Produkte und der Erhöhung der Produktion unterstützen wollen, seien willkommen.

Kontakt über Facebook, Stichwort: Peplemon, E-Mail: carme@peplemon.com

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