Chinas erster Kaiser Qín Shihuángdì war ein gefürchteter und größenwahnsinniger Despot. Er einte zwar das Land und führte viele Reformen ein, aber arme Bauern beutete er rücksichtslos mit Zwangsarbeit aus. Sein Wirken im Reich der Mitte liegt zwar schon mehr als 2.200 Jahre zurück, doch bis heute kennt ihn in China jedes Schulkind. Das hat unter anderem mit der beeindruckenden Armee aus Terrakotta-Soldaten zu tun, mit der sich Qín Shihuángdì in einer insgesamt fast 40.000 Quadrat­kilometer großen Anlage nordöstlich der Provinzhauptstadt Xi´an begraben ließ. Als Bauern 1974 zufällig bei Brunnengrabungen auf die Figuren stießen, machten sie damit einen der bedeutendsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts. Insgesamt sollen sich dort rund 8.000 Terrakotta-Soldaten befinden.

Besucher können das Mausoleum, an dem bis heute Archäologen arbeiten, in China vor Ort besichtigen. Wem das zu weit ist, kann die Keramik-Armee ab Samstag (5.5.) auch in Palma direkt neben dem Verlagsgebäude der Mallorca Zeitung kennenlernen. Dort hat die Firma Terra Präsent in den vergangenen Wochen eine Ausstellung mit 150 Nachbildungen der Originalsoldaten und weiteren Repliken aus der chinesischen Geschichte aufgebaut.

Der Gang durch die Wanderschau, die bereits seit 2002 in Deutschland, Österreich und Tschechien gezeigt wird und nun erstmals nach Spanien gekommen ist, bedeutet eine Reise in das Reich von Qín Shihuángdì. So will es auch der Eigentümer der Figuren, Burkard Pfrenzinger, der im roten Mandarin-Look zur Presse-Präsentation am Mittwoch (2.5.) gekommen war: „Als ich die Krieger zum ersten Mal in China sah, war ich fasziniert und dachte, das muss man auch Menschen zeigen, die nicht so weit reisen können." Pfrenzinger ließ die bis heute gezeigten Figuren vor mehr als zehn Jahren in China aus der gleichen Ton-Zusammensetzung wie die Originalkrieger „in uralten Öfen" brennen. „Man kennt die Originalrezeptur aus der ­Analyse des Materials der gefundenen Figuren", erklärt Gerhard Merz, der mit Peter Rössler die Firma Terra Präsent leitet. Die beiden haben in ihre Krieger-Schau bereits mehr als eine Million Besucher gelockt.

Der Aufbau der Soldaten in Schlachtordnung ist der Schluss- und Höhepunkt der Ausstellung. Zuvor wird der Besucher in die Epoche eingeführt. Los geht es mit Informationstafeln zur Geschichte (auf Spanisch, Katalanisch, Deutsch, Englisch) und Vitrinen mit Alltagsgegenständen. Darunter sind Keramikfiguren, Schwerter, Pfeil und Bogen, Gefäße und Tonscherben. Auf dem weiteren Weg durch die beiden Zelthallen begegnet einem eine Figur des Kaisers Qín Shihuángdì, sein Thron, eine Nachbildung des Brennofens für die Terrakotta-Figuren, eine Nachstellung der Fundsituation, ein Modell der Terrakotta-Armee, ein Brustpanzer aus Kalksteinplättchen und ein Nachbau eines „Streitwagens" samt vier Pferden.

Es geht aber nicht nur um Krieg, sondern auch um Mode. An 20 Figuren mit Echthaarperücken können Besucher den farbenfrohen Stil vergangener Epochen in China bewundern. Bevor man schließlich zu den Repliken der Krieger vorstößt, wird in einem Film noch mehr zu Qín Shihuángdì und seiner Grabanlage erklärt. An dem gewaltigen unterirdischen Mausoleum sollen zeitweise 700.000 Arbeiter beschäftigt gewesen sein. Neben den Soldaten wurden dort auch Streitwagen, also Vorläufer heutiger Panzer, und Waffen gefunden.

Werbung gemacht wird für den Ausnahme-Fund gerne mit den Worten des früheren französischen Präsidenten Jacques Chirac. Er bezeichnete die Anlage als „achtes Weltwunder". Dieses soll auf ­Mallorca nach dem Willen der Organisatoren 100.000 bis 150.000 Besucher anlocken. Für den Transport und Aufbau der Schau investierte die Firma laut Gerhard Merz rund eine Million Euro. Kulturstadtrat Fernando Gilet betonte, dass die Stadt Palma für das hochwillkommene kulturelle Sommer-Highlight keinen Cent ausgegeben habe.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 5. Mai (Nummer 626) lesen Sie außerdem:

- Kindermenü: Wur tunen unser Deutsch, Teil III

- Inselgeschichten: Kurzwaren in alle Ewigkeit

- Schöne Dinge in Sóller

- Abschlag: Die härtesten Nüsse für Inselgolfer

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