Von 8 bis 8.20 Uhr kann man von dort aus bei gutem Wetter besonders gut beobachten, wie die aufgehende Sonne zur Wintersonnenwende direkt durch die beiden Rosetten scheint und die Kathedrale in Palma de Mallorca scheinbar von innen erstrahlen lässt.

„Die Wintersonnenwende zieht sich vom 21. bis zum 24. Dezember hin", so Salvador Sánchez von der Sternwarte Costitx zur MZ. Zum Winteranfang hat die Sonne dann die niedrigste Höhe im Jahresverlauf erreicht. Danach steigt sie jeden Tag ein bisschen höher über den Horizont, bis sie am 21. Juni zur Sommersonnenwende den höchsten Jahresstand erreicht.

Die leuchtenden Rosetten sind eines von insgesamt drei Lichtspektakeln im Jahr, die mit der Kathedrale zu tun haben. Bei den anderen beiden handelt es sich um die sogenannte Magische Acht am 4. November und 2. Februar. Dann wird durch den Lichteinfall eine Rosette genau unter die andere projiziert.

Laut Josep Lluís Pol, einem Mathematiklehrer auf Mallorca, der sich schon viel mit dem Phänomen beschäftigt hat, dürften die Erbauer die Kathedrale bewusst nach der Wintersonnenwende ausgerichtet haben. „Sie suchten aber keinen spirituellen oder esoterischen Effekt, sondern einen ästhetischen", sagte er der MZ-Schwesterzeitung Diario de Mallorca. „Auch die Erbauer anderer gotischer Kathedralen richteten diese nach der Sonne aus, um die Menschen in ihrem Glauben zu festigen", so Salvador Sánchez von der Sternwarte Costitx. „Sie schaffte es mit Eleganz, die Leute zu beeindrucken."

Der Zugang zur Museums­terrasse ist kostenlos. Die balearische Vereinigung für Mathematik SBM-XEIX veranstaltete das große Rosettengucken erstmals im Jahr 2007. Der Architekt Jordi Bonet wird nach dem Lichtspektakel gegen 8.30 Uhr ein Glasfenster entwerfen. Danach präsentiert noch eine Schattenspieltruppe ihre Interpretation des Phänomens.