Wenn am Freitag (24.11.) auf Mallorca das Alternatilla-Festival beginnt, dann sind es vor allem Frauen, die die Insulaner von der Virtuosität des Jazz überzeugen wollen. Vom kalten Skandinavien her kommen die norwegische Saxofonistin Hanna Paulsberg samt ihrer Truppe, die Sängerin, Komponistin und Schlagzeugerin Øyunn (Siv Øyunn Kjenstad) und die seit Jahrzehnten auftretende routinierte und vorwiegend auf Englisch singende Songschreiberin Rebekka Bakken. „In Skandinavien haben beim Jazz absolut die Frauen das Sagen", so ­Marina del Cabo, die für die Presse­arbeit des zwei Wochen in unterschiedlichen Orten auf der Inseln stattfindenden Festivals verantwortlich zeichnet. Es findet erst zum zweiten Mal statt, voriges Jahr waren Musiker aus den Niederlanden auf der Insel zu Gast, immerhin 3.000 Besucher zog das Festival damals an. Initiiert hat es der in den Niederlanden lebende Musiker Xavi Torres.

Skandinavische Joni Mitchell

Von den drei Power-Jazzerinnen ist Rebekka Bakken die bekannteste. Die mit einem wallenden Haarschopf versehene 47-Jährige hat bereits acht Alben veröffentlicht und kommt merklich Pop-affiner daher als ihre Kolleginnen - mal langsamer, mal schneller und immer mit ihrer unverwechselbaren, leicht näselnden auffallend hellen Stimme. Immer mal wieder covert sie bekannte Songs wie etwa den Klassiker „Forever Young" von Alphaville, zuweilen spielt sie auch Piano. Bakken, die schon oft in Deutschland und Österreich aufgetreten ist, definierte ihr musikalisches Credo vor Jahren gegenüber dem „Jazz-Echo" folgendermaßen: „Sich fallen zu lassen, nicht an etwas festzuhalten, nicht zu kontrollieren." Das gleiche Fachblatt konstatierte, dass Rebekka Bakken immer ihrer „eigenen, feinen Nase folgt" und deswegen durchaus mit ähnlich unabhängigen Größen wie der inzwischen 74-jährigen Kanadierin Joni Mitchell oder der 70-Jährigen US-amerikanischen Country-Musikerin Emmylou Harris verglichen werden könne (Do., 30.11., 20.30 Uhr, Teatre Xesc Forteza, Palma).

International noch nicht so bekannt ist die blonde und noch sehr junge Øyunn. Sie spielt sich am Schlagzeug nicht über Gebühr in den Vordergrund, sondern versenkt sich eher leise in die jeweiligen Stücke, wobei sie gelegentlich mit ihrer zarten Stimme dazu summt und singt. Ihr Jazz ist erheblich experimenteller und entrückter als der ihrer Kollegin Rebekka Bakken. Auf ihrer passenderweise in Zartrosa gehaltenen Website www.sivoyunn.com informiert sie über ihre aktuellsten Konzerte und Projekte (Sa., 2.12., 20.30 Uhr, Teatre Sa Societat, Calvià, So. 3.12. 20.30 Uhr, mit dem Ayim-Jazzquartett, Auditori Porreres, Porreres).

Die eher herb und extrovertiert daherkommende Saxofonistin Hanna Paulsberg hat bislang drei Alben veröffentlicht, ist jenseits von Skandinavien bislang vor allem auf Festivals in Frankreich aufgetreten und spielt gelegentlich auch mit dem renommierten Trondheim Jazz-Orchester. Die 30-Jährige ist anders als Oyunn in ihrer Band der absolute Star. Wenn die Tochter des Musikers Hakon Paulsberg ihr Saxofon mal rau, mal sanft und mal schmissig erklingen lässt, dann entsteht ein ganz spezieller Sound, der im Gedächtnis haften bleibt (Fr., 8.12., 20.30 Uhr, Església del Convent, Pollença).

Das sind die Männer

Neben diesen drei Frauen treten auch männliche Musiker aus Norwegen beim Alternatilla-Festival auf, nämlich das Mats-Eilertsen-Trio und das Odd-Steinar-Abrigtsen-Quintett. Ebenfalls vertreten sind hochkarätige Gruppen von der Insel. Spannend dürfte der Auftritt des SAI Trios werden (7.12., Teatre Principal Palma), das zusammen mit der Tänzerin Sonia Sánchez auf die Bühne geht. Der galicische Pianist Xan Campos präsentiert am 29. November in der Fàbrica Ramis in Inca sein Projekt ESD, in dem er sich in Jazz-Rock und 70er-Jahre-Psychodelic übt.

Die Karten für das Alternatilla-Festival (28.11.-9.12.). kosten 10 Euro im Vorverkauf und 15 Euro an der Abendkasse. Tickets und Infos: www.alternatilla.com