Am Anfang war die Orgel. Vor 20 Jahren sollte sie der Mallorquiner Pere Reynés für die Kirche in Colònia de Sant Pere erbauen. Um diese kostspielige Anschaffung zu finanzieren, gründete sich in dem Küstenörtchen eine Vereinigung von Musikliebhabern, die Associació d´Amics de la Música de la Colònia de Sant Pere. Als im Jahr 2002 die Orgel dann an ihrem Bestimmungsort stand und die Mission erfüllt war, hätte die Vereinigung ihre Arbeit eigentlich beenden können. Doch sie wollte nicht. Schnell kam die Idee auf, ein Festival mit Alter Musik und neuer Orgel zu organisieren.

Bis es so weit war, dauerte es letztendlich noch zehn Jahre. Aber in der kommenden Woche feiert die „Setmana de la Música Antiga" bereits ihr fünfjähriges Bestehen. Um dieses kleine Jubiläum angemessen zu begehen, hat Mitinitiator und Klarinettist Rafel Caldentey diesmal einige hochkarätige Protagonisten eingeladen. „Wir haben Musiker mit internationalem Prestige gesucht. Dabei kam uns sehr gelegen, dass einige eine enge Beziehung zu Mallorca haben und es so einfacher ist, sie für ein Konzert zu gewinnen."

So kommt diesmal das Ensemble L´Aura Rilucente auf die Insel, das sich aus Schülern der Mailänder Accademia Internazionale di Musica Antica zusammensetzt. Das Quintett wird regelmäßig für Konzerte in ganz Europa gebucht und war bereits zweimal zu Gast beim angesehenen Barockmusik-Festival von Ambronay in Frankreich. Ein anderes Ensemble von Rang ist Les Fidelles mit dem international anerkannten Charles Zebley. Die Mitglieder ­dieses Quintetts spielen allesamt in großen Orchestern auf der ganzen Welt und lernten sich bei gemeinsamen Konzerten kennen. Auf diese beiden Gruppen ist Caldentey besonders stolz.

Und auf sein sorgsam zusammengestelltes Programm. „Es ist liebevoll komponiert und gut aufeinander abgestimmt", erklärt der Klarinettist am Telefon. Er habe sich nicht einfach ein weiteres Sommerfestival aus den Rippen schneiden wollen, das wahllos Klassikkonzerte aneinanderreihe. „Davon haben wir auf Mallorca schon genügend. Ich wollte etwas Ernsthafteres machen, etwas, das sich nicht den ganzen Sommer hinziehen sollte." Ein Seitenhieb auf die Festivals von Deià oder Pollença, die sich über mehrere Wochen oder gar Monate erstrecken.

Bei der Woche der Alten Musik sind es diesmal zehn intensive Tage mit insgesamt acht Konzerten und einem Vortrag. Und es gibt eine Neuerung: Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals kommen auch die Einwohner von Palma in den Genuss von Barockmusik. Im Monestir La Real neben dem Landeskrankenhaus Son Espases steigen am 17. und am 19. Juli zwei Konzerte. Die restlichen Termine gehen alle in Colònia de Sant Pere über die Bühne. „Um etwas Abwechslung in den Ablauf zu bringen, haben wir uns diesmal aber dagegen entschieden, alle Konzerte in der Kirche zu veranstalten", erzählt Caldentey. Stattdessen gehe man in diesem Jahr zum Beispiel in die Casa Ses Minyones, ein ehemaliges Waisenhaus mit einem schönen Innenhof. Ein anderes Konzert findet in einem Weingut statt.

Caldentey und seine Mitstreiter haben sich tatsächlich viel Mühe gegeben, um aus dem zweiten Klassikfestival in der Gemeinde Artà neben der Reihe Antoni Lliteres - diesmal drei Termine zwischen dem 17. und dem 30. Juli - ein wahres Kleinod zu machen. Neben den Konzerten hat Caldentey auch einen Workshop für Musikschüler sowohl vom Konservatorium in Palma als auch von privaten Akademien mit mehreren der Künstler auf die Beine gestellt. Am 22. Juli geben die acht Schüler und die Profis ein gemeinsames Konzert. Dazu wird der Eintritt frei sein, genauso wie zu einem Vortrag des Musikologen Jordi Alomar am Tag zuvor. Die anderen Konzerte kosten 10 Euro für Erwachsene und 8 Euro für Jugendliche unter 15 Jahren sowie Studenten der Balearen-Universität. Die Karten gibt es eine halbe Stunde vor Konzertbeginn an der Abendkasse oder in der Bar Centro und in der Bäckerei Pedro Garau in Colònia de Sant Pere. Und wer sich vom Programm (unter www.artamallorca.travel) alleine noch nicht überzeugen lässt, dem sei gesagt, dass nach den Konzerten gratis Wein von drei bodegas aus Petra und Colònia de Sant Pere ausgeschenkt wird. Kontakt: amicsdelamusica.colonia@gmail.com.