Es war seine introvertierte Natur, die Facundo Gimenez einst dazu brachte, unbedingt Clown werden zu wollen. Der Argentinier, der von Kindesbeinen an im Zirkus-Milieu verwurzelt ist, hätte auch etwas anderes in diesem Gewerbe machen können. Aber nein, er wollte letztendlich nur das eine, obwohl er durchaus, wenn es sein musste, wie seine Eltern auch mal als Trapez-Springer oder Tänzer agierte. „Als Clown hast du wie ein Kind das Gefühl, alles machen zu können, und das kam mir als zurückhaltendem Menschen sehr entgegen", sagt der 30-Jährige.

Facundo Gimenez ist seit 2011 beim insgesamt dreiköpfigen Spaßmacher-Ensemble der 1999 in Montreal uraufgeführten „Dralion"-Show dabei. In dem Programm des Cirque du Soleil, das vom 28. August bis 6. September auf Mallorca zu sehen sein wird, verschmilzt fernöstlich-traditionelle Zirkuskunst mit westlich-modernem Showverständnis. Gimenez kümmert sich darum, zwischen den rund 50 fliegenden, tanzenden und sich sonstwie akrobatisch betätigenden Gestalten für Stimmung zu sorgen.

„Du fühlst als Clown keine Angst, abgelehnt zu werden", sagt Facundo Gimenez. Das Geheimnis sei, in die Manege zu gehen, ohne zu denken. „Man lebt ausschließlich in der Gegenwart." Diese Technik habe er sich systematisch angeeignet und lebe sie auch jenseits seiner Clown-Einlagen.

So wie das in herkömmlichen Zirkussen der Fall ist, geht Facundo Gimenez bei dem 1984 gegründeten Unterhaltungs-Konzern mit mehreren weltweit parallel laufenden Shows und rund 5.000 Mitarbeitern allerdings nicht zu Werke. „Beim Cirque du Soleil sprechen wir nicht so häufig und agieren dafür expressiver", sagt er. „Das ist alles viel visueller."

Wenn er das Publikum unterhält, muss er die kulturellen Humor-Prägungen der Menschen, vor denen er auftritt, berücksichtigen. „Mit Spaniern kann ich viel schneller interagieren als etwa mit den erheblich kühleren Franzosen oder Engländern", sagt der payaso. „Und sie sind anspruchsvoller."

Eine gewisse Sensibilität für nationale Eigenheiten sei in seinem Job also unabdingbar. „Das Thema Religion sollte man beispielsweise bei Spaniern eher zurückhaltend aufgreifen und bei Arabern ganz darauf verzichten", weiß der seit dem zarten Alter von neun Jahren von Land zu Land Ziehende, der mit „Dralion" auch schon im Golf-Emirat Katar auftrat.

„Dralion", das Wort ist eine Kombination aus dem für den Osten stehenden Drachen und dem westlichen Löwen. Die Botschaft geht in etwa so: West und Ost und Mensch und Natur sind ein Ding und es macht Spaß, das alles zu leben. Wie in anderen Cirque du Soleil-Shows ist es auch hier das mit Akrobatik, mal sphärischer und mal rhythmischer Musik, Lichtspielen und Gesangseinlagen gewürzte magisch-entrückte Selbstverständnis, das das Ganze so zauberhaft macht. Leuchtballons, menschliche Pyramiden und Schlangen­positionen biegsamer Akrobaten runden das Zirkus-­Erlebnis ab.

Von einem „Brimborium aus Nebelschwaden" und in „exquisiten Ethno-Outfits traumwandelnden Zauberwesen, die zu rockigen Sirenengesängen die Geburt der vier Elemente verkörpern", schrieb einmal das Wiener Nachrichtenmagazin „Profil". Das Wasser ist mit einer grünen Frauenfigur vertreten, die Erde mit einer braunen, die Luft mit einer blauen und das Feuer mit einer männlichen Kriegerfigur. Daneben werden, um das Fernost-Feeling zu akzentuieren, auch Drachen und ein „Little Buddha" aufgeboten.

Bei allem Erfolg und bei aller Perfektion wurde „Dralion" auch zuweilen kritisch rezipiert: Nach dem Genuss der „symbolschwangeren Genesis-Orgie" stelle sich, so „Profil", „ein Gefühl ein, als habe man von einem hemmungslos übersüßten Dessert zwei, drei Löffel zu viel gegessen". Es fehlten „ein bisschen inszenierte Schäbigkeit und ironische Brechungen", was der „reibungs­losen Aalglätte" guttun würde.

Clown Facundo Gimenez dürften diese Kommentare herzlich egal sein, so lange er es hinkriegt, die Zuschauer mit seinen Einlagen zu erheitern. Ohnehin sei die „Dralion"-Tour durch die Welt für ihn „ein großes Abenteuer mit viel multikultureller Energie", die ihn jeden Tag aufs Neue begeistere.

„Dralion", Palma Arena, 28.8. bis 6.9, 31 bis 72 Euro. Tickets bei www.ticketmaster.es oder im El Corte Inglés. Anfangszeiten: Mo bis Fr 22 Uhr, Sa 30.8. 22 Uhr, So 31.8.: 18 und .21.30 Uhr; Sa 6.9. 18.30 und 22 Uhr.

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