Angeblich war es ein Australier namens John, der den Secondhand-Markt in Consell vor 27 Jahren gestartet hat. Danach soll es Jahre gegeben haben, in denen verarmte italienische Grafen ihr Hab und Gut dort verscherbelt haben. Händler sollen die Nacht vor den Eröffnungsterminen in ihren Autos verbracht haben, um sich mit ihren Ständen einen guten Platz zu sichern.

„Zuerst gab es kaum mehr als zehn Stände", erzählt Wanda, die von Anfang an mit dabei war. Die Britin lebt vom Antiquitätenverkauf, mehrmals im Jahr reist sie nach England, um nach neuer Ware Ausschau zu halten: alte Silbersachen, Keramik aus Sheffield, Porzellanteller aus Staffordshire oder Broschen der berühmten Porzellanmarke Wedgwood. „Ich habe zig Märkte in Spanien abgeklappert", versichert Wanda, der in Consell ist ihrer Meinung nach einer der besten.

Das war vielleicht einmal so, sagen dagegen andere Händler. Die Qualität habe sehr nachgelassen, findet beispielsweise Maricelli, die aus Leon stammt und mit ihrem Marktstand die Pension aufbessert. Während sie nur verkaufe, was schön, antik und originell ist, etwa alte Haushaltswaagen aus Bronze oder ein Bullauge aus einem alten Segelschiff, zerstörten andere Händler mit ihrer Chinaware den Ruf des Flohmarkts, glaubt sie. Eine Lösung für das Problem hat sie auch parat: „Statt alle Stände bunt zu mischen, müsste es eine Straße für Antiquitäten, eine für Möbel und Bilder und eine andere für die Billigartikel geben."

Wer Reste des Flohmarktzaubers in Consell erleben möchte, der sollte früh aufstehen. Dann gehört der Platz im Gewerbegebiet nördlich von Palma noch den Spezialisten, Sammlern und Händlern. Zusammen mit alteingesessenen Insulanern, Ausländern und Gitanos spaziert man von Stand zu Stand und entdeckt noch immer Dinge, die woanders auf der Insel eher schwer zu finden sind. Etwa alte Schemel und Zeichenbretter, hölzerne Sammelkörbe für Weintrauben, winzige Armbanduhren ibizenkischer Großmütter, eiserne Windfahnen oder Geweihe von Ziegenböcken aus der Tramuntana, die auf einer Finca in Algaida nach altem Brauch präpariert wurden. Spannender als das Fundstück selbst sind oft die Geschichten, die sich darum ranken. Wie um den Holzpropeller aus dem Ersten Weltkrieg am Stand von Hans, dem Holländer. Sein Opa sei gerade in der Nähe gewesen, als die deutsche Fokker in der niederländischen Heimat abstürzte. Eine andere Story dreht sich um einen alten Kryptografen, der vor ein paar Jahren in Consell auftauchte. Niemand konnte sagen, worum es sich bei dem taschenuhrähnlichen Stück handelt, ein Sammler erstand es für läppische 3,50 Euro. Das Internet brachte schnell hervor, dass dieses Gerät zur Verschlüsselung von Informationen von der Firma Kryha Liliput stammte. Heute steht das Exemplar aus Consell im Nixdorf-Museum in Paderborn, wohin es der Sammler für gewinnbringende 3.500 Euro verkaufen konnte.

Nicht immer sind die Flohmarktfunde so spektakulär, doch auch ein buntes Paar Gummistiefel in der richtigen Größe erfreut das Herz des ­Flohmarktgängers. Und auch hier gibt's zum fairen Preis von 4 Euro eine gute Geschichte gratis obendrauf: Pablo, der Verkäufer behauptet, dass die Stiefel zuletzt am norwegischen Fjord von Geiranger spazieren getragen wurden, wo der 33-jährige Mallorquiner in den Sommermonaten als Touristenführer arbeitet. Grund zu staunen findet man in Consell immer.

Flohmarkt Gewerbegebiet Consell, sonntags 8.30?14 Uhr.