Sie war jahrzehntelang Dreh- und Angelpunkt des Dorflebens, darbt nun schon seit einiger Zeit dahin - und könnte doch in Zeiten von Slow Food, Bioprodukten und Genussreisen noch einmal wiederauferstehen. „Einfach nur Obst und Gemüse auf dem Markt einzukaufen, das reicht heute allerdings nicht mehr", sagt Xisco ­ Duarte. Es brauche schon eine besondere Attraktion, um die Menschen vom Einkauf im Supermarkt in die Markthalle von Felanitx zu locken, glaubt der 29-Jährige. Der sozialistische Gemeinderat für Feste und Märkte denkt an die Gastromärkte, die mit ihrem großen Angebot an Gourmetprodukten andernorts Einzug gehalten haben. „Da wollen wir mit unserer Markthalle auch hin", sagt er.

Das stattliche Gebäude mit hohen Decken und großen Fensterfronten im Zentrum von Felanitx stammt von 1936, entworfen hat es Architekt Francesc Roca. Es braucht nicht viel Fantasie, sich hier reges Markttreiben vorzustellen: schreiende Fischhändler, schwatzende ältere Damen mit Einkaufswägelchen, fotogen aufgetürmtes Obst und Gemüse und Gedränge am Stand mit dem frisch gebackenen Brot.

Steigt man allerdings an einem Donnerstagvormittag die Treppen zum Mercat Municipal Felanitx hoch, sieht die Realität anders aus. Gerade mal vier feste Stände sind in der vor 81 Jahren eröffneten Markthalle übrig geblieben: eine Metzgerei, ein Blumenstand, zwei Gemüsehändler und eine Bar-Cafeteria.

Bis vergangenes Jahr konnte man noch Fisch in der Markthalle kaufen, doch der Fischhändler ging in Rente, und bislang hat sich kein Nachfolger gefunden. Das Rathaus wirbt mit günstigen Konditionen, gerade mal hundert Euro im Monat beträgt die Miete für den Fischstand. „Der Kunde kommt nur, wenn er in der Markthalle seinen kompletten Einkauf erledigen kann", sagt Xisco Duarte.

„Von einem neuen Fischstand würden wir alle profitieren", sagt auch Maria Teresa Forteza, die mit Obst, Gemüse und mallorquinischen Spezialitäten wie Wein und Meersalz den größten Stand in der Halle betreibt. Die 40-jährige Mallorquinerin zog früher jeden Tag auf einen anderen Wochenmarkt, bevor sie sich vor 20 Jahren in der Markthalle niederließ. Ihre Ware stammt zu 90 Prozent von Mallorca. Es gibt bei ihr etwa Kirschen aus Puigpunyent, Pilze aus Llucmajor, Tomaten aus Porreres und Avocados aus Felanitx. „Die Menschen wünschen sich heute mehr lokale Bioprodukte", weiß Maria Teresa, deren Kartoffeln aus Campos und nicht aus Sa Pobla kommen.

Das Bio-Argument zählt auch für Cornelia und Ralph Meyer aus Esslingen. Das Paar kommt seit über 30 Jahren nach Felanitx, wo die Familie ein Dorfhaus besitzt. Die Markthalle suchen sie sonst eher sonntags auf, wenn das Obst- und Gemüseangebot aufgrund des Wochenmarkts deutlich größer ist. „Auch ein Biostand und ein ­Bäcker mit gutem Brot fehlen", findet Cornelia Meyer. Ihr Mann würde den Marktbesuch zudem gern mit einem Mittagessen kombinieren, ansprechende Tapas an verschiedenen Ständen probieren und mit den Menschen ins Gespräch kommen. „Die Kassiererin im Supermarkt hat keine Zeit für mich, aber auf dem Markt suche ich den persönlichen Kontakt mit den Verkäufern", sagt er.

An freundlicher Ansprache fehlt es nicht. Conchi von der Metzgerei der Cooperativa Ramaders Agrupats Felanitx erklärt, dass die Wurst- und Fleischwaren ausschließlich von Tieren aus Felanitx stammen. Auch Maria Sagreras vom Gemüsestand Binimelis gibt gern Auskunft über ihre Produkte von der eigenen Finca in Porreres. Die 26-Jährige ist jung zur Unternehmerin geworden: Vor sechs Jahren zog sich die Großmutter zurück und übergab das Geschäft ihrer Enkelin.

Der Blumenstand Flors Bordoy nebenan existiert seit über 25 Jahren. Margalida verkauft Blumen von der eigenen Finca in Felanitx. Aktuell gedeiht vor allem der Lisianthus. Stammkunden bestellen per Telefon und holen die Sträuße und Gestecke persönlich ab. Und da man vom Blumen­geschäft allein nicht mehr leben kann, bietet Margalida seit zehn Jahren auch Töpferware aus Pòrtol an.Rundum tut sich viel

„Das Angebot in der Markthalle wird nur wachsen, wenn die Nachfrage wieder steigt", sagt Xisco Duarte. Um mehr Kunden in die Markthalle zu locken, müsse das gesamte Dorfzentrum revitalisiert werden. Die neue Gemeindeverwaltung setzte sich beispielsweise dafür ein, dass die Pfarrkirche Sant Miquel, die mit ihrer barocken Fassade und dem dekorativen Treppenaufgang zahlreiche Besucher ­anzieht, nun täglich geöffnet ist. Seit einigen Wochen könne man auch wieder die Stufen zur restaurierten Quelle der Heiligen Santa Margalida hinuntersteigen, und am selben Platz lohne auch ein Besuch der Casa de Cultura mit wechselnden Ausstellungen. Das Kulturzentrum ist seit Kurzem bereits ab zehn Uhr geöffnet. Dort muss man sich auch anmelden, will man sonntags an der kostenlosen Führung „Ruta del Mercado" teilnehmen, die an den schönsten Gebäuden in Felanitx ­vorbeiführt und seit Neuestem angeboten wird. Auch sonst tut sich ­etwas: Die Stadtbibliothek ist von außerhalb ins Zentrum verlegt worden, ein Künstlerzentrum hat gegenüber der Markthalle eröffnet. Zudem erstrahlen die ersten Jugendstilhäuser in neuem Glanz, nachdem junge Paare und Familien einzogen und die Wohnungen renovierten. Ebenfalls vielversprechend: Dem Rathaus liegen Anträge für drei ­Hotels in Felanitx vor.Hoffnung auf neue Hotels

Mit deren Eröffnung würde sich vieles zum Positiven ändern, glaubt Bàrbara Adrover, die das Café Es Raconet in der Markthalle betreibt. „Die jungen Leute, die zum Arbeiten nach Portocolom zogen, könnten zurückkommen und ihre Geburtshäuser wieder beleben, wenn sie hier einen Job finden", sagt Bàrbara, die in Felanitx geboren ist.

Ihr Zukunftstraum: Einheimische und Touristen kulinarisch zu verwöhnen. Ein menú del día (8,50 Euro) und hausgemachte Tapas freitags bis sonntags gibt es bereits. Sie würde auch gern Abendessen zu einem bestimmten Thema wie Feigen oder Mandeln anbieten, bei dem die Gäste an hübsch gedeckten Tischen unter den Arkaden tafeln. Damit würde die Markthalle Felanitx den angesagten Gastromärkten schon ein gutes Stück näher rücken.

Die Markthalle ist außer montags von 7.30-13.30 Uhr geöffnet.