Räder, so weit das Auge reicht. Wer an der Playa de Palma, auf Höhe des Balneario 10, den eBikePoint von Joachim Weber betritt, der muss sich zunächst einmal einen Überblick verschaffen. Die Auswahl ist riesig und beinhaltet neben zahlreichen E-Bikes und Three Wheels auch so manches kurioses Fahrgerät. Ein Hochrad, wie man es im 19. Jahrhundert fuhr, oder ein Streetstepper ohne Sattel. Heute aber soll ein Rad reichen: das OneWheel.

Das Gefährt war uns schon auf einem Flugblatt aufgefallen. Es sieht so aus, als würde die Hälfte fehlen. Ein dicker Reifen und darauf ein Sattel mit Lenkrad. Das ist alles. Wie sich das wohl fährt? Genau die richtige Aufgabe, um den MZ-Praktikanten, also mich, mit einem Selbstversuch zu beschäftigen. „Kann ja nichts schiefgehen!", sage ich mir. Zur Vorbereitung gibt es dann vom Chefredakteur noch einen „Spiegel"-Artikel über einen „unfallträchtigen Fortbewegungstrend". Es geht darin auch um Elektro-Einräder. So ganz einfach ist es wohl doch nicht.

Das bestätigt auch Geschäftsinhaber Johannes Weber, der sich im Herbst vergangenen Jahres zwei OneWheels angeschafft hat. „Ich versuche, immer etwas Außergewöhnliches im Angebot zu haben", sagt er. „Es ist nicht für jeden etwas, und man kann schon mal hinfallen, aber manche lernen es auch in zehn Minuten", so der 62-Jährige. „Den jungen Leuten ist das egal, die fahren los, fallen hin und stehen wieder auf. Erwachsene denken schon eher an die Verletzungsgefahr", sagt er.

Ich bin 22. Ich mache das. „Nach vorne lehnen, um zu fahren, und nach hinten lehnen, um zu bremsen", erklärt Johannes Weber die simple Fahrtechnik, die identisch ist mit der eines Segways. „Langsam losfahren, und dann den richtigen Punkt finden, um die Beine anzuheben -

gelenkt wird mit Gewichtsverlagerung." Johannes Weber macht es vor. Es sieht einfach aus.

Fahrerwechsel. Erstes Gefühl: Der Sitz ist bequem. Es geht an die ersten Versuche vor dem Laden­lokal. Noch muss ich mich immer wieder mit den Füßen abstützen. Beschleunigen klappt schon einmal - das Bremsen eher weniger. Der Verkäufer vom Nachbargeschäft weicht

vorsichtshalber in den Laden­eingang aus.

„Wie wäre es noch mit einem Helm? Ich hole mal einen!", ruft Johannes Weber. Keine schlechte Idee. Safety first, damit das Praktikum kein schnelles Ende findet. Letzte Frage: „Ist die Batterie voll?" Von blockierenden Rädern bei schwacher Ladung war im „Spiegel"-Artikel die Rede. Die Batterie ist voll - sicher ist sicher.

Dann geht es langsam in Richtung Strandpromenade. Da ist mehr Platz, aber auch mehr Publikum. Es ist Mittagszeit, und die Res­taurants sind voll. Showtime: Die Blicke sind dem kuriosen Gefährt sicher. Jetzt wird´s ernst. Ich lehne mich langsam nach vorne, und schon fahre ich auf den roten Pflastersteinen. Ein bisschen schneller geht noch. Dann warnende Rufe der Fotografin aus dem Hintergrund. Die „Renn­strecke" an der Playa de Palma ist viel befahren. Autos, Radfahrer, Roller oder Three Wheels sind ebenfalls unterwegs. Letztere gehören derzeit zu den beliebtesten Leihgeräten von Johannes Weber.

Nach einigen Malen die Playa auf und ab wird es Zeit, noch einen Zahn zuzulegen, das OneWheel fährt schließlich bis zu 20 km/h. Nach vorne lehnen, um Fahrt aufzunehmen, ist einfach. Zurücklehnen, um bei höherer Geschwindigkeit wieder zu bremsen, ist schwieriger. Die Füße zur Hilfe nehmen - keine gute Idee. Das OneWheel kommt ins Schwanken, bleibt aber schließlich stehen. Das war knapp. Ob es jemand gesehen hat? Sehr wahrscheinlich.

Nach knapp 15 Minuten sind alle Schwierigkeiten überwunden. Hat man den Dreh erst einmal raus, lässt es sich mit bis zu 20 km/h gemütlich über die Promenade ­fahren. Fast ohne Sturzgefahr, aber dafür mit viel Fahrspaß. Der kostet füreine Stunde 30 Euro.

eBikePoint, Carrer Marbella, 61 (zweite Reihe), Las Maravillas, Palma. Tel.: 634-37 37 86