Im neu eröffneten Besucherzentrum Ca s´Amitger neben dem Parkplatz der Pilgerstätte Lluc sind noch nicht einmal die Telefone angeschlossen. Auch Kameras warten noch auf ihre Installation, und die Museums-Mitarbeiterin muss ab und zu einen Blick auf die Seite des balearischen Umweltministeriums werfen, um Besuchern detaillierte Infos über das Zentrum zu geben.

Am 12. Januar, also vier Jahre nach der Grundsteinlegung und ein halbes Jahr nachdem die Tramuntana zum Welterbe erklärt wurde, konnte das Centro de Interpretación de la Serra de Tramuntana offiziell eröffnet werden. Für die Sanierungskosten des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert – rund 1,9 Millionen Euro – kam die Stiftung der Sparkasse La Caixa auf.

Im Eingangsbereich kann der Besucher sich zunächst mit Infomaterial eindecken. Auf Deutsch liegen lediglich der Hauptprospekt über die Serra de Tramuntana und ein Infoblatt über die Inselgruppe Cabrera aus. Auf Nachfrage sind vereinzelt auch Routenbeschreibungen beispielsweise zur Höhle Cometa des Morts oder auf den Puig Tomir in deutscher Sprache erhältlich. Einige der Materialien, wie beispielsweise der Programmkalender des Umweltministeriums, wie auch die Veranstaltungen selbst sind jedoch nur auf Katalanisch.

Die Anzeigetafeln und Beschriftungen in den Museums-Räumen sind alle auf Katalanisch (auffällig durch Fettdruck und eine größere Schrift hervorgehoben), Spanisch und Englisch. Zusätzlich empfiehlt es sich, nach Eintragung der NIE-Nummer und des Namens am Empfang einen Audio-Guide (ebenfalls dreisprachig) an sich zu nehmen, auf dem man die jeweilige Nummer der Exponate eingibt. Führungen durch einen der drei Museums-Mitarbeiter werden nicht angeboten.

Gleich zu Beginn der Entdeckungsreise durch die Serra, für die man etwa eineinhalb Stunden einplanen sollte, wird der Besucher in einem ersten in Grün gehaltenen Museums-Raum über die Herkunft des Zentrum-Namens (Ca s´Amitger) aufgeklärt: Das mallorquinische Wort Amitger bezeichnet jene Person, die die Felder eines Landgutes bewirtschaftet und den Ertrag zu 50 Prozent mit dem Besitzer teilt.

Auf einem mit Fotos der Insellandschaft „tapezierten" Weg wird der Besucher an farbenfrohen Bildern virtuell durch die 62.000 Hektar umfassende Tramuntana-Landschaft geführt, zu der ebenfalls rund 1.100 Hektar Unterwasserwelt gehören. Dabei erfährt er unter anderem etwas über Startpunkte für Wanderrouten von Lluc aus, den Stausee Gorg Blau, das Kalkgestein, aus dem das 90 Kilometer lange Bergmassiv überwiegend besteht, sowie die Flora und Fauna des größten Naturschutzgebiets der Balearen.

Ein weiterer, im Obergeschoss gelegener Ausstellungsteil ist dem Handwerk und den Arbeitsgeräten der Tramuntana-Bewohner gewidmet: Neben ausliegenden Originalgeräten wie einer Eseltragetasche und einer Sense kann der Besucher auch zu diesem Thema einen Kurzfilm sehen. Alle Kurzfilme in den drei hauseigenen Kino-Räumen laufen auf Katalanisch. Auch hier liefert der Audio-Guide, der nach Drücken der jeweiligen Exponat-Nummer automatisch an der richtigen Stelle im Film einsetzt, Übersetzungen.

Der Rundgang führt anschließend in den Bereich Impressiones, in dem historische Persönlichkeiten vorgestellt werden, deren Leben mit der Tramuntana verknüpft war. Der mallorquinische Schriftsteller Miquel Ferrà beispielsweise war einer der ersten Verfechter der Idee, aus der Serra einen Naturpark zu machen, erfährt man dort.

Ganz am Ende betritt der Besucher einen Raum, dessen Boden und Wände aus überdimensionalen Zeitungsartikeln bestehen, die die Besonderheit der Tramuntana dokumentieren.

Fazit: Eine moderne und gelungene Entdeckungstour durch Mallorcas Naturschatz, die einen Abstecher wert ist – nicht nur für Museumsliebhaber.

Öffnungszeiten: täglich 9 - 16 Uhr (Empfang) bzw. 9.30 bis 15.30 Uhr (Ausstellungsräume), Tel.: 971-51 70 70, Eintritt gratis.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 26. Januar (Nummer 612) lesen Sie außerdem:

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