Vor genau 150 Jahren wurden die ersten drei der heute noch 34 existierenden Leuchttürme auf den Balearen in Betrieb genommen: Capdepera auf ­Mallorca, Botafoc auf Ibiza und La Mola auf Formentera. Bis dahin wiesen nur kleinere Leuchtfeuer sowie der um das Jahr 1300 in Palmas Hafen errichtete Faro de Porto Pi Seefahrern bei Nacht und Nebel den Weg. „Die Leuchttürme umweht seither ein Hauch von Abenteuer, Mystik und Romantik, der viele Menschen in seinen Bann gezogen hat“, sagt Raimond Jaume, Pressesprecher der balearischen Hafenbehörde in Palma.

Um die zahlreichen, seit Jahren in der Behörde eingehenden Anfragen zur Geschichte und Funktionsweise der Türme zu beantworten, habe man vor wenigen Wochen ein eigenes Internetportal eröffnet, das sich ausführlich mit der faszinierenden Welt der faros auf den Balearen beschäftigt.

Und www.farsdebalears.org ist tatsächlich ein großer Wurf - nicht nur wegen der 360-Grad-Kamerafahrten von der Spitze eines jeden der 14 Leuchttürme Mallorca. Auf der preisverdächtigen, wenngleich manchmal etwas langsamen Seite lässt sich so ziemlich alles Wissenswerte über die bis zu 45 Meter über dem Meeresspiegel thronenden Signalanlagen erfahren. Die aufwendig gestaltete Homepage in drei Sprachen (Spanisch, Katalanisch und Englisch) enthält neben den technischen Basisinformationen zur Position, Größe und Reichweite der jeweiligen Leuchtfeuer, zahlreichem Foto- und Bildmaterial auch eine Reihe von historischen Dokumenten. Da finden sich beispielsweise die täglichen Aufzeichnungen der Leuchtturmwärter, deren meteorologische Beobachtungen oder die verschiedenen Flaggensignale, mit denen Herkunft und Art der gesichteten Schiffe noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts von den Türmen an die jeweils zuständige Hafenkommandantur gemeldet wurden.

Ein großer Teil des Portals ist aber den Menschen gewidmet, die die Leuchttürme betrieben und sie bewohnten. Neben Informationen über die verschiedenen Aufgaben und das Leben der balearischen Leuchtturmwärter seit 1851 interviewte die Hafenbehörde auch ehemalige Leuchtturmwärter. „Auf der Homepage können Videos angesehen werden, in denen acht fareros Auskunft darüber geben, wie ihr Arbeitsalltag aussah“, sagt ­Raimond Jaume. Mit englischen Untertiteln zu Wort kommt beispielsweise Pere Ferrando, der knapp vier Jahrzehnte lang auf dem Leuchtturm von Portocolom Dienst leistete. „Man lebt dort besser als anderswo“, befindet er. Ferrando starb nur wenige Wochen nach der Aufzeichnung.

„Seine Einblicke in das oft anstrengende Leben eines Leuchtturmwärters bleiben uns dank des Videos erhalten“, sagt Raimond Jaume.

Ein weiterer Bestandteil der Seite ist die Leuchtturm-Community. Registrierte Besucher können dort neben Fotos auch eigene Kurzgeschichten, Anekdoten, Ausflugsrouten und Tipps posten sowie sämtliche Fotos und Dokumente aus dem Online-Archiv downloaden. „Es ist uns sehr wichtig, dass die Internetseite durch weitere, externe Inhalte ständig wächst“, sagt Raimond Jaume. Dazu gehörten auch Literaturtipps zum Thema sowie Ankündigungen von kulturellen Veranstaltungen wie Ausstellungen und Musikkonzerte in den Leuchttürmen.

Entgehen lassen sollte man sich auf der Homepage auf keinen Fall die virtuelle Tour durch das Leuchtturm-Museum in Porto Pi. Hier wird die technische Entwicklung der Anlagen, von den ersten Brennstoffen für die Leuchtfeuer bis zu deren vollständiger Automatisierung, erklärt. Einziger Wermutstropfen: Wegen der Fülle an Material baut sich die Seite mitunter etwas langsam auf. Aber das lässt sich ja beheben.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 8. Dezember (Nummer 605) lesen Sie außerdem:

- Mit Maler Nils Burwitz in Valldemossa

- Kindermenü: Auf dem teppich bleiben

- Schöne Dinge: Handgemachtes vom markt

- Abschlag: "Jeder Goplfplatz in Spanien steht zum Verkauf"

- Wegweiser: Durch den gemeindewald auf die Felsköpfe

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