Vom südwestlichen Zipfel Mallorcas bis ans nordöstliche Ende der Insel kann man auf der „Ruta de Pedra en Sec", dem sogenannten GR221-Fernwanderweg, wandern - zumindest in der Theorie. In der Praxis allerdings sind immer noch ganze Abschnitte nicht oder nur eingeschränkt begehbar. Das letzte Teilstück von Pollença bis zum Cap de Formentor etwa. Hier ist der jahrhundertealte Weg erst ab der Cala Murta bis zum Leuchtturm zugänglich. Zwischen dem zur Barceló-Gruppe gehörenden Hotel Formentor und der Abzweigung zur Murta-Bucht müssen Wanderer hingegen mit der Straße Vorlieb nehmen.

„Die Besitzer des Hotels lassen uns bislang nicht passieren", sagt Xisco Colom, der Vorsitzende des balearischen Bergsportverbands. Ein ähnliches Problem gebe es auf der dritten Etappe zwischen Esporles und Deià, wo die Eigentümer der Finca Planisi den Wandererströmen ebenfalls einen Riegel vorschieben. Im erst vor Kurzem erschienenen GR221-Wander­führer des Inselrats wird dieses Teilstück kurzerhand ausgelassen. „De facto kann man die Ruta de Pedra en Sec bisher nur von Deià nach Pollença machen", sagt Colom.

Mit dem vergangene Woche vorgestellten „Plan Especial de la Ruta de Pedra en Sec" will Mallorcas Inselrat nun Abhilfe schaffen. Dessen wichtigster Bestandteil ist die Verlängerung der Route um die bisher fehlende, gut 30 Kilometer lange achte Etappe von Pollença zum Cap de Formentor. Der GR221 würde sich mit der Freigabe dieses Abschnitts über eine Gesamtlänge von 173 Kilometern erstrecken. Auch das Netz der Alternativrouten soll durch eine neu aufgenommene Variante, die von ­Pollença auf den Puig de Maria führt, auf rund 130 Kilometer anwachsen. Es beinhaltet Zubringerwege zur Hauptstrecke, etwa von Calvià oder Alaró aus, sowie lohnenswerte Abstecher. Diese wurden außerdem teils modifiziert, um Sehenswürdigkeiten, beispielsweise die Überbleibsel der alten Strom­fabrik in Sa Costera (Variante E), in die Streckenführung zu integrieren. Auch zu zusätzlichen Aussichtspunkten, etwa den ­Mirador Josep Sastre in Andratx, oder in die Ortskerne von Galilea oder Calvià sollen die Wanderer künftig geführt werden.

All diese Änderungen seien in „größtmöglichem Konsens" mit den Grundstückseigentümern und gemäß den im Raumordnungsplan festgelegten Vorgaben erfolgt, sagte Catalina Soler, die für Umwelt zuständige Inselrätin, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (4.2.). In einigen Fällen wird aber auch einfach die Streckenführung geändert: Oberhalb von Valldemossa soll der GR221 künftig durch die öffentliche Finca Son Moragues statt über ein Privatanwesen verlaufen. Und zwischen Banyalbufar und Estellencs ist vorgesehen, den alten Weg entlang der Küste wieder herzurichten, um Konflikte mit Grundstücksbesitzern zu umgehen. Wie die Lösung im Fall des Hotel Formentor aussehen soll, ist allerdings unklar. Einem Sprecher der Barceló-Gruppe zufolge hätten bisher keine Gespräche mit dem Inselrat stattgefunden.

Xisco Colom vom Bergsportverband überzeugen die Pläne deshalb nicht so recht. „In der Sache tut sich seit fünf Jahren nichts, und vor den Wahlen wird auch nichts mehr passieren." Die Möglichkeit, Grundstücke im Interesse der Allgemeinheit - also etwa um einen Wanderweg passierbar zu machen - zu enteignen, sei im Raumordnungsplan ­schließlich schon seit Langem vorgesehen. In Menorca habe man es auf diese Weise geschafft, dass der historischen Pferdeweg „Camí de Cavalls" (GR223) endlich lückenlos begangen werden kann. Mallorcas Inselrat hingegen mache um Enteignungen einen großen Bogen. „Weil das Geld kosten würde", sagt Xisco Colom.

Und somit sei nach wie vor nur etwa die Hälfte aller Routen, die der Inselrat mit dem GR221-Siegel vermarktet, uneingeschränkt begehbar. „Der Rest sind alles nur Entwürfe", kritisiert der Verbandsvorsitzende. Vor allem die Nebenstrecken bestünden - das ist auch dem offiziellen GR221-Wanderführer des Inselrats zu entnehmen - noch großteils aus rot-gestrichelten Linien. Und sogar die erste Etappe von Port d´Andratx nach Coma d´en Vidal ist über den Status „Abschnitt in Planung" bis dato nicht hinausgekommen.

Auch beim Inselrat gibt man sich inzwischen wieder deutlich zurückhaltender: Es handle sich ja vorerst nur um einen Entwurf, den das Inselparlament am Donnerstag (12.2.) auf den Weg gebracht hat. Danach müssten die Pläne erst einmal die zweimonatige Phase der öffentlichen Auslegung passieren, heißt es.