Die Entscheidung reißt kein wirklich großes Loch in die Haushaltskasse: Wenn der Eintritt zu vier der insgesamt sieben vom balearischen Umweltministerium verwalteten Besucherzentren ab sofort wieder kostenlos ist, gehen keine nennenswerten Einnahmen verloren. Gerade einmal 6.566 Euro sind zusammengekommen, seit Mitte 2012 Eintrittspreise von 1 oder 2 Euro eingeführt worden waren. Die „symbolischen Einnahmen", wie es in einem Bericht heißt, werfen aber auch ein Licht auf die mangelnde Attraktivität und Vermarktung der Zentren, deren Bau und Unterhalt alles andere als symbolische Summen verschlungen haben.

Wieder kostenlos ist der Eintritt zum Tramuntana-Zentrum Ca s´Amitger in Lluc, zum s´Albufera-Zentrum Can Bateman bei Muro sowie zu zwei weiteren Zentren auf Formentera und Menorca. Kostenpflichtig bleiben das Cabrera-Zentrum in Colònia de Sant Jordi, das Museum Es Celler auf der Insel Cabrera sowie das ethnologische und archäologische Museum auf dem Landgut Son Real in der Nähe von Can Picafort.

Wirklich gut läuft keine der Einrichtungen: So hat jetzt etwa das Besucherzentrum in Colònia de Sant Jordi für zwei Monate im Winter ganz und gar dicht gemacht - obwohl es eigentlich zur Belebung der Nebensaison beitragen sollte. Zwar hat das Zentrum mit rund 28.000 Besuchern im vergangenen Jahr die besten Zahlen aller Einrichtungen. Doch angesichts von Investitionen in Höhe von 21 ­Millionen Euro und bislang

4 Millionen Euro Unterhalts­kosten jährlich sind die 6 Euro Eintritt (Nebensaison: 5 Euro) nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Zahlen stiegen 2014 nur um rund 2.500 Besucher. Ursprünglich war einmal von 500.000 Besuchern die Rede gewesen, nun wäre man mit 100.000 mehr als zufrieden.

Seit inzwischen anderthalb Jahren wird das Zentrum von der öffentlichen Holding Tragsa betrieben, sie erhält im Rahmen einer Konzession jährlich 1,2 Millionen Euro von der Landesregierung und darf die Einnahmen behalten. Die neuen Betreiber wollten eigentlich auch das Marketing für das Meeresaquarium mit seinen 18 Becken, 3D-Projektionen und eindrucksvollen Wandgemälden auf eine neue Basis stellen. Die Hoteliers allerdings stellen dem Zentrum in ihrer Jahresbilanz ein schlechtes Zeugnis aus und fordern eine „drastische Verbesserung" von Management und Werbung.

Gerade einmal 3.006 Euro wurden in Ca s´Amitger eingenommen. Das Zentrum in der Nähe der Pilger­stätte Lluc, in dem Besucher einen virtuellen Streifzug durch die Tramuntana unternehmen können, verzeichnete allerdings auch nur 1.581 Besucher im ganzen Jahr - das sind nicht einmal fünf Personen pro Tag. Ähnlich sieht die Bilanz im kleinen ethnografischen Museum in einer ehemaligen Bodega auf der Insel Cabrera aus. Nachdem es im Sommer 2013 nach einer längeren Schließung wieder eröffnet hatte, verzeichnete es im vergangenen Jahr 1.472 Besucher.

Ein Opfer der Sparzwänge war insbesondere das öffentliche Landgut Son Real in der Gemeinde Santa Margalida. Die Landes­regierung schränkte zwischenzeitlich die Besucherzeiten ein, sparte an der Wartung und missbrauchte die Finca sogar als Müllhalde. Die Besucherzahlen sanken im vergangenen Jahr bei einem Eintrittspreis von 3 Euro um knapp die Hälfte auf 3.660. Ausgelegt war es bei seiner Eröffnung im Jahr 2008 für bis zu 20.000 Besucher jährlich.

Das 2006 eingeweihte Besucherzentrum Can Bateman war Anfang 2014 so heruntergekommen, dass es ganz geschlossen wurde. Seit Ende vergangenen Jahres erhalten Besucher nun wieder auf Tafeln mit Fotos und mehrsprachigen Texten Informationen über die Flora und Fauna des Feuchtgebiets s´Albufera sowie seine geologische und historische Entwicklung. Nach nur 202 Besuchern 2013 wurden im vergangenen Jahr keine Zahlen erhoben und auf Eintrittsgelder verzichtet.

Begründet wird die Abschaffung der Eintrittsgebühren in den vier der sieben Zentren offiziell damit, dass sich die Haushaltslage wieder verbessert habe. Wie es im Ministeriums­bericht heißt, könne man die Unterhaltskosten wieder über andere Posten bestreiten.

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