Ollies, Flips, Slides und Grinds. Bitte was? „Es quasi unendlich viele Tricks und Kombinationen auf dem Skateboard", sagt Miguel Urbina, „das macht die Kreativität beim Skateboardfahren aus." Der Mallorquiner Anfang Dreißig ist hauptberuflich Lehrer an der Sekundarstufe, nebenbei gibt er zweimal die Woche in Molinar Unterricht auf dem Rollbrett – an das er vor 23 Jahren sein Herz verloren hat. Einmal Skateboarder, immer Skateboarder. „Kann schon sein", sagt Miguel Urbina. Denn für viele Skater verbindet sich mit dem Surfen auf Asphalt eine bestimmte Lebenseinstellung. Skaten ist mehr Kunst als Sport.

Jeden Samstag vermittelt ­Miguel Urbina auf einer privaten Skateboardpiste in Molinar von 10 bis 12 Uhr die Grundtechniken des Skatens, dazu gehören auch ­Ollies, Flips, Slides und Grinds. So nennt man zum Beispiel Tricks, in denen das Brett im Sprung um die Längsachse gedreht wird, man mit dem Brett über einen Gegenstand rutscht oder es hochschnellen lässt – durch einen Tritt auf den hinteren Überstand.

Anschließend, von 12 bis 14 Uhr, treffen sich die Fortgeschrittenen und üben mehrfache Kombinationen verschiedener, einzelner Tricks. Je schwieriger, umso besser, heißt das Motto. ­Etwa, wenn man einen Trick entgegen der persönlich bevorzugten Fußstellung ausführt oder man über immer größere Hindernisse springt und dabei gleichzeitig das Brett und den Körper dreht.

Wer früher als Kind mal geskatet ist, so wie unsere Redakteurin, aber sonst keinerlei Erfahrung mit dem Rollbrett hat, ist in der Anfängergruppe bestens aufgehoben. Die acht Schüler zwischen 7 und 30 Jahren skaten alle auf unterschiedlichem Niveau, Miguel Urbina holt jeden dort ab, wo er steht. Der Unterricht beginnt mit einem effektiven Aufwärm­training. Pep, der heute mit einer Erkältung zum Training erschienen ist, wird gleich wieder nach Hause geschickt. „Zum Skateboarden musst du fit sein, du musst richtig schwitzen", sagt Miguel Urbina ihm. Nur wenn die Muskulatur schön warm ist, kann man sich im Notfall abrollen oder Stürze mit den Armen abfangen.

Juan Pablo steht im Trainingsanzug am Rand der Bahn und ­beobachtet seinen Sohn. Während der 15-Jährige jeden Samstag in Molinar skatet, joggt sein ­Vater nach Ciutat Jardí und zurück. „Juan skatet jetzt seit vier Jahren und hat sich noch nie etwas getan. Die Kinder lernen, sich gut abzurollen", so der Vater. Die Skateboard-Szene von heute habe nichts mehr mit der von früher zu tun, wo Skateboarden oft mit Drogen in Verbindung gebracht worden sei. „Heute fahren ganz normale Jugendliche Skateboard", sagt ­Juan Pablo, der stolz in die Hände klatscht, als sein Sohn mit dem Skateboard gekonnt über eine Eisenstange rutscht.

Die Anfänger im Kurs lernen zunächst, ein Gefühl für das Brett zu entwickeln. Man steht mit beiden Füßen quer zur Fahrtrichtung, durch leichte Gewichtsverlagerung nach vorne und hinten lenkt man das Brett nach rechts und links. Das Ganze ist ein ziemlich wackeliger Akt, weil die Achsen des Bretts beweglich um einen Kipppunkt gelagert sind. „Jeder braucht sein eigenes Brett, weil es auf das persönliche Körpergewicht eingestellt wird", erklärt Miguel Urbina. Ein gutes Anfängerbrett kostet 100 Euro, wer exzessiv skatet, muss es einmal im Jahr auswechseln.

Die Gemeinschaft unter Skateboardern ist eng, weiß der Profi aus eigener Erfahrung. Skateboarden ist zwar mit herkömmlichen Sportarten kaum vergleichbar, weil es an Ligen oder Verbänden fehlt. Doch dafür kümmern sich private Profi-Skater wie ­Miguel Urbina darum, das weltweite Netzwerk aufrechtzuerhalten. Auch auf Mallorca.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 1. Dezember (Nummer 604) lesen Sie außerdem:

- Nah dran: Gekifft wird nur draußen - Mallorcas Cannabis-Szene

- Kindermenü: Vom Glück auf dem Rücken der Wellen

- Wasserwelten: Wenn die Yacht nachts im Hafen wie ein Christbaum strahlt

- Aktiv auf der Insel: Skateboarden in Molinar

- Schöne Dinge: fröhlich bunte Kinderkleidung von Minimi

- wegweiser: Wanderung von esporles auf den Moletó de Sa Granja

- Abschlag: Golfen für einen apfel und ein ei

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