Aus dem MZ-Archiv: Dieser Artikel erschien erstmals im Dezember 2014

Die letzte verbleibende Grünzone an der Playa de Palma ist den Franziskanermönchen zu verdanken: 1914 erwarb der Orden das Kiefernwäldchen Son Sunyer, um dort eine Kirche und ein Priesterseminar zu errichten. Zum Jubiläum von La Porciúncula haben die Franziskaner nun eine Ausstellung organisiert, die interessante Details zur Entstehung des Tourismus weltweit, auf Mallorca und an der Playa de Palma bietet - schließlich haben die Ordensbrüder die Entwicklung vom unberührten Sandstrand hin zum übervollen Lieblingsziel Hunderttausender Touristen sozusagen aus nächster Nähe erlebt.

Zusammengestellt hat die Dauerausstellung, die am Freitag (21.11.) feierlich eröffnet wurde, Pere Muñoz - er ist stolz auf diese „erste Schau über den Tourismus auf der Insel". Dort finden auf den auch auf Deutsch ­beschrifteten Schautafeln selbst alte Insel-Hasen noch neue, kuriose Informationen. Das beginnt ganz allgemein bei der Wortherkunft des Begriffs Tourismus: Die Söhne englischer Adliger unternahmen ab dem17. Jahrhundert mehrjährige Reisen über den Kontinent und nannten diese „Grand Tour" - daraus entstand dann der „Tourismus".

Eine weitere Anekdote ist die über die Herkunft des Namens „Can Pastilla": Eine der ersten ­Tavernen an jenem Strand­abschnitt der Playa de Palma wurde von einem Steinmetz betrieben, der dort wohl auch geschmuggelte Tabakpastillen (Katalanisch: pastilla) verkaufte.

Die allererste Herberge an der Playa entstand kurz bevor sich die Franziskaner dort niederließen: Bereits 1910 bot „Ca na Grina" dort Übernachtungsmöglichkeiten. Und wo Urlauber sind, sind Klagen nicht weit: Die erste Beschwerde wegen nacktbadender Männer an der Playa datiert auf das Jahr 1915. „Dabei waren das nur Bauern, die am Strand Algen als Dünger sammelten und nach getaner Arbeit zum Waschen ins Meer sprangen", erklärt Bruder Josep Martorell, Superior von la Porcíuncula.

Sechs Jahre später schritten die Behörden zur Tat und unterteilten den Strand in drei Abschnitte: einen für Männer, einen für Frauen - und einen für Vieh. Denn die Landwirtschaft spielte damals auch an der Playa noch eine große Rolle. Um dem Rechnung zu tragen, zeigt die Schau auch diverse Geräte und Werkzeuge, deren Funktion und Zweck den Mallorquinern heute schon gar nicht mehr bekannt ist. Allerdings relativiert eine der Ausstellungstafeln die romantische Verklärung jener frühen Jahre vor dem Urlauberboom: „Der Preis der Modernität bedeutet den Verlust des Landlebens, welches wir heute durch den trügerischen Filter der vergangenen Zeit als idyllisch betrachten" - dass mehr als ein Bauer froh war, die mühsame Feldarbeit gegen das Kellnern einzutauschen, wird so deutlich.

Beeindruckend auch die Schautafeln mit nüchternen Fakten: 1960 kamen 360.000 Besucher auf die Insel, 2013 waren es 9,4 Millionen. Und während 1945 noch 99 Prozent der Urlauber vom spanischen Festland stammten, stellten die Ausländer schon knapp 15 Jahre später80 Prozent der Mallorca-Gäste.

La Porciúncula, Avenida Fra Joan Llabres 1.