Die ersten Stellenkürzungen trafen die Esel. 22 Tiere mussten vor kurzem ihren Arbeitsplatz im Parc de Llevant im Nordosten von Mallorca räumen. Ihr bisheriger Job: Feuerschneisen im unzugänglichen Gelände von Gestrüpp befreien. Die Esel grasten in wechselnden Parzellen des Naturschutzgebiets und trugen so nebenbei zum Schutz vor Waldbränden bei.

„Das war nicht unsere Entscheidung", sagt Parkdirektor Tomás Bosch. „Aber sie fällt natürlich auf uns zurück." So wird das zehnjährige Bestehen, das der Park de Llevant genau genommen am Mittwoch, 9. November, begehen konnte, von der derzeitigen Haushaltsnotlage überschattet. Die für den Brandschutz zuständige Umweltbehörde Ibanat hat schon mal den Rotstift bei den monatlich 4.000 Euro für die Esel angesetzt. Und für das eigene Budget des kommenden Jahres erwartet Bosch ebenfalls nichts Gutes. „Ich werde froh sein, wenn wir das, was wir bislang erreicht haben, mehr oder weniger instand halten können."

Der Parc de Llevant kann zum Zehnjährigen nicht mit Besucherrekorden, aber mit fleißiger Arbeit im Sinne des Landschaftsschutzes aufwarten. Dabei war seine Gründung alles andere als unumstritten. Die erste Mitte-Links-Regierung unter dem Sozialisten Francesc Antich (1999-2003) hatte zunächst auch Grundstücke von Privateigentümern in den Park mit aufgenommen. Eine der ersten Amtshandlungen von Umweltminister Jaume Font (Volkspartei, PP) bestand 2003 dann darin, den Park wieder zu verkleinern. Ein Konsortium, das zunächst für die größeren Projekte zuständig war, wurde inzwischen wieder aufgelöst.

Einige Grundstückseigentümer seien durchaus mit der Eingliederung in den Park einverstanden gewesen, sagt Bosch. Der politische Streit erklärt auch, warum er bereits der sechste Parkdirektor in nur zehn Jahren ist. Heute ist der gesamte Park in öffentlicher Hand und besteht aus den drei Fincas Albarca, Ses Verger und s´Alqueria Vella. Im Unterschied zum Tramuntana-Gebirge ist das 1.658 Hektar große Gelände leicht gewellt, statt strammen Bergtouren stehen bequeme Langstrecken-Wanderungen mit kaum schwierigen Stellen durch praktisch unbesiedelte Landschaft auf dem Programm. Nachteil: Statt einer Einkehr müssen sich Wanderer auf Eigenversorgung einstellen. Übernachtet werden kann aber in drei Herbergen (refugios). Die Sandstrände sind im Gegensatz zu Es Trenc im Süden der Insel wirklich idyllisch gelegen, da keine direkte Anfahrt möglich ist. Und nachts leuchten die Sterne wegen der geringeren Luftverschmutzung besonders hell.

Inzwischen führen elf Wanderwege durch den Park, das Anwesen von s´Alqueria Vella wurde restauriert. Die Parkverwaltung forstete insgesamt rund 100 Hektar Wald auf – bis Ende der 90er Jahre hatte es regelmäßig gebrannt, seit der Parkgründung dagegen nicht mehr, und auch ein nahe gelegenes Feuer in diesem Sommer konnte schnell genug unter Kontrolle gebracht werden. Des Weiteren wurden im Parc de Llevant zwischenzeitlich verschwundene Tier- und Pflanzenarten wieder angesiedelt. Besonders stolz ist der Parkdirektor auf den Rotmilan, der sich wieder wohlzufühlen scheint. „Wir haben Jungtiere ausgesetzt. Inzwischen sind sie erwachsen und nisten."

Der Parc de Llevant steht noch immer im Schatten anderer Schutzgebiete auf der Insel wie etwa dem Vogel-Hotspot s´Albufera an der Südostküste oder dem balearischen Nationalpark Cabrera südlich von Mallorca. Die Besucherzahl hat sich in den vergangenen Jahren immerhin bei rund 30.000 pro Jahr eingependelt. „Angesichts der Größe des Parks könnten wir noch einige mehr verkraften", so Bosch. Zum Vergleich: Die etwas kleinere s´Albufera verzeichnet mehr als dreimal so viele Besucher, ist aber auch schon 15 Jahre älter und besser angebunden. „Unseren Park muss man direkt ansteuern, man kommt hier nicht zufällig vorbei." Auch die drei Herbergen sind mit 4.000 Gästen pro Jahr bislang nur im Sommer ausgelastet. Die Besucher sind vor allem Deutsche, eine genauere Statistik gibt es aber nicht.

Die Öffentlichkeitsarbeit hält sich in Grenzen. Statt einer mehrsprachigen Website gibt es nur einen Blog auf Mallorquinisch mit ein paar spanischen Übersetzungen. Für mehr öffentliche Wahrnehmung sorgte immerhin der Tui-Wald. Der deutsche Reiseveranstalter hat seit 2009 in einem gemeinsamen Projekt mit dem balearischen Umweltministerium die Pflanzung von bislang mehr als 21.000 Kiefern und wilden Olivenbäumen finanziert. Die Tui bietet Nordic-Walking-Touren an – doch die Führungen der Parkverwaltung finden bislang nur auf Spanisch und Katalanisch statt. Weitere Sprachen seien geplant, so Bosch, bislang fehlten aber die Ressourcen. Er verweist allerdings darauf, dass vormittags in der Regel stets eine mehrsprachige Mitarbeiterin vor Ort wäre, um Fragen von Besuchern zu beantworten.

Die weiteren Pläne für den Park werden von der finanziellen Ausstattung abhängen. In diesem Jahr beträgt der Haushalt für den Parc de Llevant mehr als 100.000 Euro, Personalkosten für die 18 Angestellten und größere Projekte nicht eingerechnet. Das Budget sei bislang ausreichend, so Bosch, allerdings schwanke es stark von Jahr zu Jahr. Sichergestellt sei nun noch die Fertigstellung von zwei neuen Wanderwegen bis zum Jahresende. Wann aber das geplante neue Besucherzentrum fertig werden wird, steht noch in den Sternen. Auch die sonstigen Gehöfte im Parc de Llevant müssen weiterhin auf ihre Restaurierung warten.

Der Bürgermeister von Artà, Jaume Alzamora, sähe es zudem gerne, wenn die Landesregierung weitere Grundstücke wie die Finca Es Canons aufkauft. Doch mehr als eine Aufforderung des Gemeinderats gibt es bislang nicht – und dürfte es angesichts der Kassenlage auch nicht so schnell geben.

Info-Büro geöffnet von Mo - Fr 8 - 15 Uhr, C/. Estel, 2, Artà, Tel.: 971-83 68 28, E-Mail: pnllevant@gmail.com. Reservierungen für die Herbergen s´Arenalet, Oguers und Alzina unter Tel.: 971-82 92 19.

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