Wir lieben Tauchen, wir lieben Backgammon, warum machen wir nicht beides zusammen?! – heißt die einfache und logische Erklärung für ein skurriles Hobby, das Ilya Petrou und Lottie ­Undén vor vier Jahren auf Mallorca für sich entdeckt haben. Uneingeweihte, die zum ersten Mal von Underwater-Backgammon hören, halten das Ganze nur für einen schrullige Idee.

Das Kopfschütteln weicht aber schnell echtem Interesse, wenn man die Schwedin und den Deutsch-Griechen-Amerikaner erzählen lässt, wie es zum Backgammonspiel unter Wasser kam. Einen Grund muss es schließlich haben, dass Menschen aus ganz Europa nach Mallorca reisten, um an der Weltmeisterschaft im Underwater-Backgammon teilzunehmen, die im September das vierte Mal stattfand.

Leidenschaftliche Backgammon-Spieler gibt es auf der ganzen Welt. In der Internet-Suchmaschine Google existieren über drei Millionen Einträge für Backgammon, darunter Software-Angebote, Spielmöglichkeiten online und Foren für „Extreme Backgammon". Underwater-Backgammon ist solch eine extreme Spielform. „Im Finale müssen beide Spieler mit einer Sauerstoffflasche auskommen, das sind die Regeln", erzählt Lottie Undén. „Wenn man sich eine Flasche teilt, muss man extrem schnell denken."

Im Klartext: Man hat für den nächsten Zug genau eine Portion Sauerstoff im Mund. Denn erst, wenn man seinen Spielstein gesetzt hat, reicht der Gegner einem das Mundstück zurück. Dann ist er dran. Weitere Schwierigkeiten: Nicht immer hat man das Spielfeld klar im Blick, es schwimmen Fische vorbei, oder eine Welle wühlt Sand auf. Die Würfel können auch mal runterfallen und wegschwimmen.

„Man muss sich extrem konzentrieren, um unter Wasser gut zu spielen. Und man muss gut tauchen können, da man sehr lange unter Wasser bleibt, ohne aufzusteigen", so Ilya ­Petrou, der bereits als Kind in Griechenland seinem Onkel beim Backgammonspiel zusah. In der Cala Egos lernte er 2007 seine Nachbarin Lottie Undén kennen, weil er sah, dass sie mit Freunden auf der Terrasse Backgammon spielte. Da beide auch leidenschaftliche Taucher sind, kamen sie irgendwann auf die Idee, das Spiel auf den Meeresboden zu verlagern. Sie klebten ein Backgammonspielfeld aus rostfreiem Stahl auf einen niedrigen Plastiktisch. Um den Tisch in sieben Meter Tiefe zu versenken, fixierten sie auf dem Spielfeld einen Bleiklotz. „Die Spielsteine wurden mit Silikon gefüllt, damit sie nicht wegschwimmen", erklärt Lottie Undén. „Und die Würfel sind aus Plastik oder Kork, damit sie in slow motion schweben." Die Spieler tragen Gewichte um Taille und Fußgelenke – so können sie sich leichter am Spieltisch festhalten.

„Dieses Jahr haben wir im Wettbewerb an drei Tischen simultan gespielt", sagt Ilya Petrou. Zur viertägigen Veranstaltung vom 8. bis 11. September kamen acht Teilnehmer aus Deutschland, ­Spanien, Schweden, Ungarn und Bulgarien. Eine englische Crew an Land sowie zwei Kameramänner und zwei Schnorchler bildeten das Versorgungsteam. Nach einem Aufwärmspieltag in der Cala Llamp folgten die Teamspiele am zweiten und dritten Tag in Cala Egos und Cala Mondragó. ­Das Finale fand in der Cala Sa Nau statt. Außerdem gab es eine Nachtveranstaltung, Scheinwerferlicht vom Boot erhellte den Spieltisch unter Wasser. „Wir spielen in verschiedenen Buchten, damit auch das Tauchen Spaß macht", sagt Lottie Undén.

An Land spielen sie und Ilya Petrou ziemlich ausgeglichen. „Unter Wasser ist Lottie aber manchmal unkonzentriert, macht Faxen oder winkt den Kameraleuten zu", sagt Ilya Petrou, der auch in diesem Jahr Underwater-Backgammon-Weltmeister wurde. Lottie Undén schmunzelt und sagt: „Backgammon spielen bedeutet für mich in erster Linie Spaß haben. Aber es stimmt schon, unter Wasser wird es zu einem extrem harten Spiel." Wer am nächsten Wettbewerb im Sommer 2012 teilnehmen möchte, sollte schon mal anfangen zu üben, raten die zwei. Will heißen:

abtauchen und an Land Backgammon spielen. Vor allem sehr schnell spielen.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 20. Oktober (Nummer 598) lesen Sie außerdem:

- 50 Dinge, die man auf Mallorca gemacht haben sollte, Teil 4

- Schöne Dinge: Jens Jürgens' Holzkunst in Santanyí

- Auszeit mit allen sinnen

- Kindermenü: Neue Musikschule - So klingt die Villa Kunterlaut

- Abschlag: Kurz mal eine Runde Golf

- Wegweiser I: Neue Route auf den Puig de Galatzó

- Wegweiser II: Die Mutter der Wandergruppen

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