Das große alte Eisentor zur Finca Son Mas muss man selbst aufstoßen - und wieder schließen, damit die Schafe nicht ausbüxen. Bergan folgt man einem holprigen Steinweg durch eine Baumallee, er führt entlang der terrassierten Weiden geradewegs auf ein ­Hühnergehege zu.

Geparkt wird links, rechts taucht das imposante Herrenhaus auf.

30 Fenster in Reih und Glied zählt die Fassade, jedes einzelne gerahmt von grünen Fensterläden. Der Weg zum Haus mit Terrasse: steinig und bucklig. Auch hier wurde nichts planiert, und der Blumengarten, eingefasst von einer dekorativen Steinmauer, scheint aus einer Zeit zu stammen, als der Gutshof von 1847 noch bewirtschaftet wurde.

„Der Garten wird sich nächstes Wochenende mit Kerzen in einen jardín mágico verwandeln", erzählt Aina Marques (32), die zusammen mit ihren zwei Schwestern den Familiensitz in Esporles aus dem Dornröschenschlaf wecken möchte und seit Mai 2013 für Besucher Spaziergänge über das Anwesen mit Picknick organisiert (MZ berichtete).

Am 28. Juni findet auf Son Mas nun ein Markt der besonderen Art statt. „Die 30 teilnehmenden Künstler, Kunsthandwerker, Designer und Köche stellen nicht einfach ihren Stand , sonder bilden kreative Zonen", so Maria Antònia (31), die jüngste der Schwestern, Innen­designerin und Ideengeberin für den Markt. Wir folgen ihr über die Terrasse zu einem schiefen, verfallenen Treppenweg, der zu einer Kapelle führt. Das Gotteshaus und der Platz davor werden ebenfalls mit eingebunden in den Mercat Estació, der viermal im Jahr, einmal zu jeder Jahreszeit stattfinden soll.

„Die Kapelle wird mit Kerzen erleuchtet, die nach Rosen duften", meldet sich Álvaro, Maria Antònias Ehemann zu Wort. „Dazu wird Kirchenmusik aller Religionen gespielt." Auf dem Kirchhof, im Schatten der Zypressen, gleich neben einer Statue von Ramon Llull, wird es Live-Cooking geben, Thema mallorquinische Sommerküche. Und der Platz unter einer mit Bougainvillea überwachsenen Pergola ist der Vintage-Zone vorbehalten - direkt vor einer malerischen Fassade, von der rosa Putz bröckelt. Hier präsentieren Restaurateure, Schreiner und Designer wie Conalma Design, 2nd chance, Re-Hecho, und Wood&Love restaurierte Möbel sowie Wohnaccessoires aus Holz und recycelten Materialien.

„Die Mischung aus traditionellem und modernem Handwerk, jungen und älteren Künstlern macht den Charme aus", erklärt Aina das Marktkonzept. So zeigen junge Künstler zum Beispiel Neuinterpretationen der geflochtenen Körbe aus Palmenblättern. Und Filats Gandules Mallorquines stellen typische Strandliegen bezogen mit farbigen Stoffen auf der Terrasse und im Garten auf. Über die ganze Finca verteilt gibt es für Besucher auch Ort zum Verweilen, auf Treppenabsätzen, einem Mauersims, Baumstümpfen. „Die Gäste sollen die Finca nicht bloß besichtigen, sondern ein Stück ihrer Seele ergründen", sagt Mariana (33), die Älteste der Schwestern. Der Traum der Hotelfachfrau und Köchin ist es, einmal ein eigenes kleines Restaurant auf Son Mas zu betreiben.

Wie gut das charmante Finca-Ambiente zu kulinarischen Ausflügen passt, können Besucher am Samstag bereits testen. Peixos de la terra, Beventcatering, És Massa, Formatges Can Jover, Els pans de Can Covent und andere werden für salzige und süße Probierhäppchen sorgen. Untermalt von Live-Jazzmusik können Besucher ein Foto zum Mitnehmen schießen lassen. Zur Erinnerung an einen verzauberten Ort. Und daran, dass es nicht reicht, etwas zu besitzen. Man muss auch etwas daraus machen.

Auf der Possessió

Mercat Estació, 28.6., 10-19 Uhr in Esporles. Anfahrt von Palma: 100 Meter nach der Tankstelle am Dorfeingang links abbiegen. Besser: Im Dorf parken und dem Steinweg zur Finca zu Fuß folgen. Kontakt: Tel.: 695-87 27 50, www.fincasonmas.es

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 26. Juni (Nummer 738) lesen Sie außerdem:

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