Der Name ist Programm: Unter dem Motto „High Energy" startete die diesjährigen Son Amar-Show am vorvergangenen Wochenende mit viel Energie vor knapp 1.200 Gästen in die neue Saison. Die „Familie" des seit über 50 Jahre laufenden Showbetriebs bei Bunyola ist wieder am Start. Showdirektor Ricardo Gámez, ein ­Mallorquiner aus Porreres, war sogar kurz vor Premierenbeginn noch entspannt. Kein Wunder, kennt er den Betrieb doch schon seit 17 Jahren. Angefangen hat er als Posaunist in der Band („Ich halte mir bis heute einen Stuhl dafür frei"). Von dort arbeitete er sich hoch, bis er vor ein paar Jahren von der neuen Chefin Margaret Whittaker zum Direktor ernannt wurde.

Die Stimmung im internationalen, knapp 40-köpfigen Team ist gut - vor und hinter den Kulissen. Man kennt sich teils schon seit Jahren. Da gibt es Kristina Kireeva aus Russland, die einer Artistenfamilie entstammt, keine Knochen im Körper zu haben scheint und sich spektakulär als Kontorsionistin am Seil hängend oder auf einem Piano samt Ball räkelt. Dafür kam die „Schlangen­frau" übrigens bei der spanischen Version der Fernsehshow Super­talent („Tú sí que vales") vor zwei Jahren ins Finale und verpasste nur hauchdünn den Sieg. Oder das Duo Nostalgia am Trapez, ebenfalls aus Russland. Es ist bereits in Zirkussen und Varietés weltweit aufgetreten - öfters auch in Deutschland, etwa im Zirkus Krone, Zirkus Knie oder den Showtheatern Palazzo und Wintergarten. Die beiden Moskauer sind schon seit ihrem sechsten Lebensjahr artistisch unterwegs und haben sich 1991 bei einem Engagement im Moskauer Staatszirkus kennen- und lieben gelernt.

Die komischen Akrobaten Zahir Circo mit ihrer Tischnummer sind die Stars der Kinder, während die Peres-Brüder aus Portugal mit ihrer Nummer eher die Erwachsenen begeistern. Wem Adans Peres bekannt vorkommt, hat offenbar vor einigen Jahren die Klatschpresse gelesen: Der Akrobat war einst mit der monegassischen Prinzessin Stéphanie verheiratet.

Hinzu kommen noch die bewährten Tanztrupps, die von irischem Riverdance bis spanischem Flamenco so ziemlich alles

beherrschen und von Liubov Khelben und Carlos Vilán choreografiert werden. Dabei gehört „Klappern" bekanntlich zum Handwerk, und vor allem die ausgefeilte Flamenco-Fußtechnik des Solisten Rafael wird stürmisch beklatscht.

Neu in diesem Jahr ist ein ganz besonders „Energie" geladenes Element: ein LED-Tanz, bei dem man nur die mit viel Aufwand programmierte Leuchtdioden-Kostümierung des ansonsten schwarz gekleideten Tanzensembles sieht: „Diese Nummer hat zwei Jahre Entwicklungszeit benötigt", so der Direktor. Hier stand eindeutig Las Vegas Vorbild. Kein Wunder, denn Gámez fährt in der winterlichen Showpause gerne durch die USA, um sich Anregungen zu holen.

Song-Einlagen mit hohem Entertainment-Niveau bieten den Abend über immer wieder die Mallorquinerin Rosa de Lima und der Blues-, Motown-, Funk- und Rhythm-Sänger Arthur Hensen aus Curaçao. Dabei wird ein altersübergreifender Mainstream-Geschmack angesprochen - inklusive Mitklatschsongs und einer (zu) langen Michael Jackson-Hommage.

Der guten Stimmung bei der Premiere tat das aber keinen Abbruch. Das gereichte Menü sowie der Service haben sich gegenüber den Vorjahren verbessert. In den Anfängen von Son Amar gab es lediglich eine Paella, erinnert sich Gámez, dazu Flamenco und ein wenig Zauberei. „Da haben wir uns schon sehr gesteigert, worauf wir auch alle stolz sind."

Grund für den Quantensprung ist nicht zuletzt die neue Chefin, die mit ihrem Mann Tony 2007 einstieg und vor allem in den vergangenen drei Jahren das Niveau deutlich angehoben und internationalisiert hat - speziell in Bezug auf die artistischen Programm­teile. „Wir sind zwar die bekannteste Touristenshow der Insel, aber das Wort hat so einen negativen Beigeschmack. Ich will mit Son Amar anspruchsvolle Gäste zufrieden stellen, die uns in einem Atemzug mit den besten Shows der Welt nennen", lautet der Anspruch von Margaret Whittaker.

Son Amar, aktuell Shows dienstags, mittwochs und freitags. Ab Juni fünfmal pro Woche, Eintritt 40 Euro (ohne Essen), 67-165 Euro (mit Essen). Ctra. Palma-Sóller km 10,8. Tel.: 971-61 75 33. www.sonamar.com

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 22. Mai (Nummer 733) lesen Sie außerdem:

- Gestatten, Urresidentin Dolores Raabe

- "Der Himmel muss warten": Costa Cordalis' Autobiographie

- Romane von Ellie Boes und Irmgard Hoffmann