Bettenburgen, Ballermann-Gelage und betrunkene Touristen könnten heute nicht nur das Erkennungszeichen von Arenal sein, sondern auch Santanyí an der Südostküste Mallorcas prägen. Was heute unvorstellbar scheint, wurde vor 50 Jahren durchaus erwogen: Könnte man Cala Mondragó, die heute zu einem Naturpark gehörende Bucht, nicht städtebaulich erschließen? Hotels hochziehen? Sogar eine Stierkampfarena war im Gespräch. Es kam zum Glück anders: Nun feiert der Park, durch dessen Dünen und Wälder viele Wanderwege führen, sein 20-jähriges Jubiläum.

Fragt man nach den interessierten Bauherren, die damals im Rathaus von Santanyí vorstellig wurden, fällt immer wieder auch ein deutscher Name: Josef Schörg­huber, der verstorbene bayrische Bauunternehmer und Brauerei­besitzer (Paulaner), der auf der Insel unter anderem das Arabella-Hotel Son Vida gebaut hat. Die Auswirkungen auf die Natur seien minimal, verkündeten die Investoren. Die Bebauung bringe nur Vorteile, erklärte der damalige konservative Bürgermeister Cosme Adrover.

Doch die Umweltschützer waren anderer Meinung. Im Juli 1985 stürmten zunächst rund 500 von ihnen die Bucht von Mondragó. Im November gingen in Santanyí 8.000 Menschen gegen die Bebauung des gut 750 Hektar großen Gebiets auf die Straße. Die Stimmung heizte sich auf. Während einer Gemeinderatssitzung warfen die ausgesperrten Demonstranten mit Münzen, ein Ratsmitglied trat zurück, ein anderes verpasste einem der Aktivisten einen Fausthieb und kassierte später eine saftige Geldstrafe. Und Bürgermeister Adrover musste am Ende von der Guardia Civil aus dem von Hunderten Bebauungsgegnern umzingelten Rathaus eskortiert werden.

Schörghuber und die anderen Investoren gaben nach. Am 16. November 1989 kam dann die Nachricht, dass die von der Volkspartei geführte Balearen-Regierung Cala Mondragó für rund zwei ­Milliarden Peseten, gut zwölf Millionen Euro, kaufen und in einen Naturpark umwandeln würde. Die offizielle Ernennung erfolgte 1992. Inzwischen ist das Areal - 90 Prozent davon sind nach wie vor in Privatbesitz - zum Naturgebiet von besonderem Interesse sowie zum Vogelschutzgebiet erklärt worden.

Dennoch hat die scheinbar heile Welt mit den Jahren Risse bekommen. Der Massentourismus machte auch vor den kristallklaren Buchten, wo sich einst Schmuggler tummelten, nicht Halt. Zwischen Mai und Oktober drängen sich tausende Badegäste an den Stränden, aus den Lautsprechern der Chiringuitos dringt laute Musik, die Zufahrtsstraßen sind mit parkenden Autos verstopft. Zudem leidet der Naturpark unter dem Sparkurs der Regierung: Das Budget ist um 90 Prozent geschrumpft, für den Erhalt stehen 2012 nur mehr 500 Euro zur Verfügung. Aber nun wird erst einmal Jubiläum gefeiert.

Am Samstag, 17. November, gibt es rund um das Informationszentrum ein Festprogramm (u. a. Workshops, geführte Touren). Anfahrt über die Carretera de Cala Mondragó, die Zufahrten sind von Santanyí, s´Alqueria Blanca und aus Cala Figuera kommend ­ausgeschildert.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 8. November (Nummer 653) lesen Sie außerdem:

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