An Meliá kommt zurzeit in Spanien niemand vorbei. Die Hotelkette mit Sitz in Palma de Mallorca ist die größte spanische Hotelkette: Knapp 380 Häuser in 43 Ländern weltweit gehören zu der Gruppe, die der Mallorquiner Gabriel Escarrer Julià im Jahr 1956 gegründet hat. Als gerade einmal 21-Jähriger mietete er in Palmas Stadtteil El Terreno das 60-Zimmer-Hotel Altair an. Im MZ-Interview, das Unternehmenspräsident Escarrer per Mail beantwortet, schreibt er: „Meine Familie stammt aus bescheidenen Verhältnissen, mein Vater arbeitete bei den Stadtwerken Emaya. Meine Eltern haben große Anstrengungen unternommen, um mir mit ihren Ersparnissen dabei zu helfen, mein erstes Hotel anzumieten."

Gabriel Escarrer begann seine Karriere in der Tourismusbranche direkt nach der Schule beim Reise­veranstalter Wagon Lits Cook in Palma. „Mich hat die Tourismusbranche schon immer fasziniert und dabei vor allem die Möglichkeiten, die sich für Mallorca ergaben", so Escarrer. Man habe bereits in den 50er-Jahren absehen können, dass sich die Balearen zu einem wichtigen Urlaubsziel entwickeln würden. „Ich hatte tausend Ideen im Kopf und habe einfach angefangen", schreibt Escarrer.

Das Hotel Altair in El Terreno sei das perfekte Haus gewesen, um in das Geschäft einzusteigen. Es war ein 60-Zimmer-Haus in einem Wohngebiet und gab Escarrer die Möglichkeit, das Einmaleins der Hotellerie zu erlernen. Schnell spezialisierte er sich dann allerdings auf die klassischen Ferienhotels - ein Sektor, in dem Meliá heute weltweit eine der führenden Gruppen ist. „Die ­Herausforderung lag damals darin, der steigenden Nachfrage auf Mallorca Rechnung zu tragen und genügend Betten zur Verfügung zu stellen."

Anders als etwa Konkurrent Riu, der sich gleich zu Beginn vor allem auf die Playa de Palma konzentrierte, war Escarrer schnell vom Potenzial des Südwestens der Insel überzeugt. Er machte den Schritt in die Gemeinde Calvià, wo Meliá vor allem in Magaluf heute der Marktführer schlechthin ist. Es lief zusehends besser für den jungen Mann, der ab den 70er-Jahren auch die ersten Hotels außerhalb von Mallorca eröffnete. „Wir haben uns von einer Inselgruppe zur anderen Inselgruppe vorgetastet", schreibt er. Nach den Balearen ging es auf die Kanaren und von dort aus auf das spanische Festland, vor allem an die Mittelmeerküste.

Die Expansion nahm weiter Fahrt auf mit dem Kauf der beiden Ketten Hotasa und Meliá - Escarrers Geschäft lief zuvor unter dem Namen Sol -, mit denen die Zahl der Hotels allein im Jahr 1985 um 70 anstieg. Bis in die 90er-Jahre hinein wuchs Meliá vor allem im klassischen Urlaubersegment, bis Escarrer erkannte, dass auch mit Stadthotels durchaus Geld zu verdienen war. „Wir haben sechs Hotels in Paris gekauft und haben uns dann darauf konzentriert, in anderen Ländern Häuser zu betreiben, ohne sie gleich zu kaufen", schreibt Escarrer. So wuchs Meliá vor allem auch in Deutschland, nach Spanien und Kuba heute das Land mit den meisten Hotels der mallorquinischen Kette.

Das könnte sich aber in Zukunft ändern, denn Meliá will vor allem im asiatisch-pazifischen Raum in den kommenden Jahren stark wachsen. Noch befinden sich 40 Prozent des Umsatzes in Spanien, wo sich 150 der knapp 380 Hotels befinden. „Aber die Pipeline neuer Projekte, vor allem außerhalb von Spanien, ist größer denn je", so Escarrer.

70 neue Hotels und 16.000 Zimmer mehr sollen in den nächsten Jahren dazukommen. Allein in diesem und im kommenden Jahr sollen

55 neue Häuser eröffnet werden. Das Ziel von Meliá ist, nicht unbedingt mit eigenen Hotels zu wachsen. Das reine Management der Häuser werde eine immer wichtigere Rolle spielen.

Die wichtigsten Neueröffnungen der kommenden Monate seien das Gran Meliá Venedig direkt am bekannten Markusplatz, das Meliá Serengeti Lodge, ein Fünf-Sterne-Haus im gleichnamigen Nationalpark in Tansania, das Gran Meliá Malediven oder das ME Dubai. Letzteres hat die im Jahr 2016 verstorbene Architektin Zaha Hadid zu verantworten, die vielfach preisgekrönt wurde. Unter anderem gewann sie 2003 den Preis für Zeitgenössische Architektur Mies van der Rohe oder 2004 den heimlichen Architektur-Nobelpreis, den Pritzker-Preis, den die Hyatt-Stiftung verleiht.

In diesem Jahr soll auch das neue Resort in Magaluf fertiggestellt sein. „Eine solch profunde Umgestaltung eines ganzen Urlaubsortes macht man nicht in zwei oder drei Jahren", erklärt Escarrer. Seit sieben Jahren werkelt die Kette hier in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung, um Magaluf aufzuhübschen und den Ruf des Sauf- und Sexparadieses ein- für allemal auszumerzen. Im Sommer 2018 soll nun das letzte zentrale Hotel des Komplexes eröffnen - jenes, das komplett neu auf den Ruinen des ehemaligen Hotel Jamaica errichtet wurde. Es wird unter anderem einen großen Platz mit Geschäften beherbergen. Mit der Eröffnung dieses Hotels werden dann elf Häuser mit insgesamt 3.500 Betten

renoviert sein.

Der Wandel von Magaluf liegt Escarrer auch persönlich am Herzen, denn schließlich, so sagt er, habe man zu dem Ort eine besonders liebevolle Beziehung. „Das war die Wiege unseres Wachstums. Als mein Sohn (Gabriel Juan Escarrer, jetziger Vizepräsident und Geschäftsführer, Anm. d. Red.) ein kleiner Junge war, habe ich ihn oft mit in die Hotels in Magaluf genommen. Sie glänzten damals regelrecht und hatten einen guten Ruf. Und mein Sohn will in Zukunft seine Söhne auch dorthinführen und stolz darauf sein, wie Magaluf dann aussieht."