Jeden Dienstagabend füllt sich Palmas Altstadt mit ausgehwütigen jungen Leuten. Denn dann ist die „Ruta Martiana", bei der es in vielen Bars einen pintxo - eine belegte Baguettescheibe - und eine caña für 2,50 Euro gibt. Mittendrin im Getümmel liegt das Spieleparadies Sa Jugueteria. Die Bar zählt nicht zu den Lokalen, die das Sparangebot anbieten. Voll ist es trotzdem. Das dürfte an der ausgefallenen Dekoration und den Burgern liegen.

Im Carrer del Pes del Formatge oder der Carrer de l'Esparteria liegen die Eingänge zu der lang gestreckten Bar. Einen guten Überblick kann man sich vom ersten Stock aus verschaffen, wo auch die Toiletten sind. Zwei Fahrräder hängen von der Decke. Die Regale an den Wänden sind mit reichlich Spielzeug aus den verschiedensten Jahrzehnten gefüllt. Das 90er-Jahre-Elektro­plüschtier Furby sitzt neben Manga­held Son Goku. Aus einem Spiegel schaut einen die 30er-Jahre-­Cartoonfigur Betty Boop kokett an. Schmuddelig geht es auf zwei Postern zu. Spiderman fasst sich in den Schritt und Wonder Woman sitzt mit runtergelassener Hose auf der Toilette.

Anfassen verboten

Die ganze Bar ist in ein buntes Licht getaucht, das den Eindruck eines Kinderzimmers verstärkt. Auch E.?T. hat sich hierhin verirrt, das kindergroße Alien möchte aber keinen Alkohol trinken, das steht jedenfalls auf einem Schild, das an seinem magischen Finger hängt. Zu seiner Linken sind Spiele in den Regalen ausgestellt: ein Gameboy, das Denkspiel „Simon" oder das Strategiespiel „Risiko". Doch damit vergnügen dürfen sich die Gäste nicht. „Nicht einmal anfassen", sagt eine Barkeeperin. So bleibt der Spaß im vermeintlichen Spielemuseum auf zwei Schaukeln beschränkt, die an der Stirnseite des Tresens die Bar­hocker ersetzen.

Die Plätze in der Nähe zur Theke sind in den Abendstunden begehrt. Denn der schmale Gang ist gegen 22 Uhr mit plaudernden Leuten zugestellt. Die Musik im Hintergrund ist durch das Stimmengewirr kaum zu vernehmen. Wer einen pintxo für 1,50 Euro oder eine caña für 2 Euro bestellen möchte, kommt am Tresen schneller zum Zug. Die Auswahl bei den pintxos ist verhältnismäßig klein: Tortilla, Chorizo und Schinken. Reichhaltiger ist das Angebot bei den Hamburgern, der Spezialität der Bar. Ab 10 Euro gibt es die Fleischscheibe wahlweise mit Blauschimmelkäse, Guacamole, Champignons oder gar Sobrasada.

Mickey Mouse auf dem Bildschirm

Für unentschlossene Personen oder für die Gruppe zum Teilen gibt es Miniburger. 21,50 ­Euro kosten zwölf Stück, die ­eine Idee über die unterschiedlichen Belegarten verschaffen.

„Slow cook, good food" steht auf einem Eingang in der Küche. Auch auf der Speisekarte wird auf eine mögliche längere Wartezeit hingewiesen. Diese können sich die Gäste mit einem Cartoon vertreiben. Eine alte schwarz-weiße Folge von Mickey Maus läuft auf einem Computer hinter dem Tresen. Mit einem Beamer wird der Zeichentrickstar auch an die einzige verbliebene freie Wand projiziert. So lässt sich die Zeit vertreiben, während man auf sein Essen wartet.

Während die „Ruta Martiana" um Mitternacht zu Ende ist und die Bars schließen, geht das bunte Treiben in der Jugueteria bis 2.30 Uhr weiter. Feiern im Kinderzimmer. Warum auch nicht?

Sa Jugueteria, Carrer Pes del Formatge, 4, Palma, Dienstag bis Samstag 19.30 bis 2.30 Uhr geöffnet