Für die Top Ten reicht es beim Club Pollentia Resort nicht ganz, doch immerhin ist das Hotel an der Küste zwischen Alcúdia und Port de Pollença das elftgrößte Etablissement auf Mallorca. 900 Gästebetten verteilt auf rund 500 Zimmer - wer hier eine Nacht verbringt, wird das Gefühl nicht los, dass er in einem eigenen Dorf untergekommen ist. Ein Dorf, das aus Dutzenden kleiner Bungalows besteht, dazu mehreren Schwimmbädern, kleinen Seen mit Springbrunnen, einem Minigolfplatz, Fußball- und Basketballplatz. Gerade für Familien bietet die Anlage viele Annehmlichkeiten.

Auf Mallorca sind derartige Resorts unüblich, man vermutet sie eher in der Karibik oder in Südostasien. Die Vision zu der Anlage hatte der aus Pollença stammende Anwalt Ferrán Porto. Der Mallorquiner erbte Anfang der 80er-Jahre überraschend ein enormes Stück Land direkt neben dem Schutzgebiet Albufereta nahe Port de Pollença. Darauf standen eine Pferdefarm sowie ein paar einfache Hütten, die an Touristen vermietet wurden. „Das Grundstück diente auch als Campingplatz, die Hütten waren aber in reichlich marodem Zustand", erinnert sich Ferrán Porto an die Anfänge seiner unerwarteten Hotelierslaufbahn. Eigentlich hatte er vor, weiterhin seiner Anwalts­tätigkeit nachzugehen. Nach zwei Jahren Doppelbelastung und mit zwei kleinen Kindern merkte er, dass das nicht hinhaute. „Man kann sich nur einer Sache wirklich gründlich widmen. Das Leben hat mich nun mal zum Unternehmer gemacht."

Dem Neu-Hotelier blieb zunächst nichts anderes übrig, als die Anlage peu à peu ein wenig aufzuhübschen. Bis im Jahr 1989 eine Überschwemmung weite Teile der Anlage unter Wasser setzte. Ein Schlüsselmoment für Porto - er begann, in größeren Kategorien zu denken. Eine Urlauber-Resort sollte auf dem Grundstück entstehen.

Diese Idee quittierte so mancher Reiseveranstalter mit einem müden Lächeln. Das belgische Unternehmen, mit dem Porto zuvor zusammengearbeitet hatte, gab keinen Pfifferling auf die Idee. „Man sagte mir, so etwas funktioniert auf Sardinien, aber nicht auf Mallorca mit seinem Billigtourismus." Doch es klappte, vielleicht auch weil Porto immer an das Potenzial von Mallorca glaubte. Das Resort wuchs und gedieh, ohne dass Ferrán Porto eine eigene Hotelkette im Sinn hatte.

Das änderte sich vor zwei Jahren. Sohn Arnau hatte in den USA zwei Uni-Laufbahnen abgeschlossen und arbeitete als Berater unter anderem für renommierte Firmen wie Boston Consulting Group oder JP Morgan. Inzwischen leitet er einen Investmentfonds von 200 Millionen Euro und lebt heute im kalifornischen Palo Alto. Der 30-Jährige brachte das finanzielle Know-how für den Aufbau einer Kette mit - und machte sich gleich an die Arbeit. Eine Hoteliersfamilie verkaufte auf Menorca sechs Hotels und Apartmentanlagen, Arnau Porto schlug zu. Geboren war die Kette PortBlue Hotels & Resorts, die sich ausschließlich Vier- und Fünf-Sterne-Hotels widmen will.

Und die keineswegs auf den Balearen Halt machen möchte. Im Januar dieses Jahres kaufte die Gruppe ein Fünf-Sterne-Boutiquehotel mit 55 Zimmern im dominikanischen Badeort Punta Cana. Und im Juli gründete PortBlue eine Gesellschaft in Tunesien, die sich um den Bau oder Erwerb von Hotels in dem nordafrikanischen Land kümmern soll. Dort hatte der Tourismus nach einem massiven Einbruch in Folge des Terroranschlags 2015 im Badeort Sousse zuletzt wieder etwas angezogen. Weitere Expansionspläne in anderen Ländern werden nicht ausgeschlossen.

Aber auch der Club Pollentia soll angesichts des schnellen Wachstums nicht vernachlässigt werden. „Schließlich hat hier die ganze Geschichte begonnen", sagt Marketing-Leiterin María Moreno. So wurde auf dem Gelände eine der größten Spa-Landschaften auf der Insel errichtet. Und auch, was die Gastronomie angeht, soll es künftig exklusiver zugehen. Mit Rafa Sánchez hat die Gruppe einen inselbekannten Sternekoch als ­gastronomischen Leiter verpflichtet, er war zuvor unter anderem im „Es Fum" und im „St. Regis Mardavall" tätig. „Jetzt bildet er gerade die Angestellten im Club Pollentia aus", erzählt Moreno. „Aber er steht auch selbst an der Pfanne."