MARTINA ZENDER Die Promenade als Bühne und das Restaurant als Atrium - ganz so wie in der Antike. Das ist die Anmutung, wenn man auf den terrassenförmig ausgerichteten Ebenen im neuen Restaurant Bonito an der Playa de Palma sitzt, den vorbei flanierenden Mallorca-Besuchern zuschaut, der Pop- oder Chill-out-Musik lauscht, eine der Margarita-Varianten trinkt und sich eine der zahlreichen asiatisch-orientalischen Spezialitäten gönnt, die hier angeboten werden.

Da gibt es feine indonesische Satay-Spieße (Tipp: iberisches Schwein mit Erdnusssauce), japanische gefüllte Gyozas (Teigtaschen), panierte weiche Thai-Krabben, koreanisches Da Gang Jong (Hähnchenfleisch mit Gemüse und Sesam in süßer Sauce), indisches Huhn in gelbem Curry, gebratenen Lachs mit Wakame-Algen und Wasabi-Mayonnaise oder Wokgerichte. Alles wird in der offenen Küche zubereitet und bleibt preislich erstaunlich fair: Vorspeisen 7-14 Euro, Haupt­speisen 14-24 Euro.

Bonito bedeutet übersetzt „schön". Mit seinen Pastellfarben und den kunstvollen Wandgemälden von Pau Segui - tropische Fische, Miami-Beach-Häuschen, Palmen-Kakteen-Idylle und mallorquinische Mühlen - ist das Bonito tatsächlich eines, wenn nicht gar das schönste Lokal an der Playa de Palma.

Don Antonio und seine Kinder

Früher unter dem Namen Köpi war das Ecklokal an der dadurch initiierten Bierstraße die bekannteste Kneipe an der Playa. Seit den 70er-Jahren tummelten sich hier und im Don Antonio gegenüber (heißt heute Chiringuito) die Urlauber, denen heimisches König-Pilsener und dazu passende Speisen Heimatgefühle vermittelten. Gegründet und betrieben wurden diese Lokale und einige andere der Gegend von einem legendären Wirt: Antonio Ferrer hatte als Kellner begonnen und sich langsam hochgearbeitet. Vor einigen Jahren hat er sich aus dem Geschäft zurückgezogen und das Zepter an seine Kinder übergeben. Heute sorgt Tochter Maria für die Verwaltung der Firma, die sich nicht mehr nur einfach Grupo Ferrer, sondern zeitgemäß Enjoy International nennt. Tochter Coloma ist als Anwältin für die juristischen Belange und Sohn Mika für Marketing, Events und Abwicklung zuständig, während Sohn Juan (46) als der Älteste quasi als Direktor des Familienunternehmens fungiert.

Wichtige Entscheidungen werden aber weiterhin im Familienrat beschlossen. „Mein Vater war anfangs eher skeptisch, als wir planten, unsere Lokale zu verändern und neu auszurichten", erinnert sich Juan Ferrer. Denn so wie ihr Vater einst an der Playa eine neue Ära begründete, wollen es ihm seine Kinder nun gleichtun und ebenfalls einen Wechsel forcieren. Daher stimmten letztlich auch die Eltern der Umgestaltung zu: Das Chalet Siena machte 2014 den Anfang, ein Jahr später folgten El Chiringuito und das Ginger, jetzt im Mai das Bonito.

Das Zauberwort lautet Qualität, denn diese sei verloren gegangen. Sowohl bei den Angeboten der an der Playa ansässigen Betriebe als auch bei den Touristen. Juan Ferrer ist auch einer der Gründer der Ini­­t­iative Palma Beach, der mittlerweile 24 Betriebe angehören. „Wir sind größtenteils die zweite oder dritte Generation, die an der Playa ihre Geschäfte machen." Alle Beteiligten wollen sich für mehr Niveau, gehobenen Lifestyle und Qualität einsetzen und damit eigentlich den Urzustand wiederherstellen, als die Gäste sich für den Lokalbesuch noch schick anzogen und bei allem Spaß doch gesittet verhielten, wie Juan Ferrer meint.

Saufurlauber draußen bleiben

„Jeder sucht sich doch das Lokal aus, das zu ihm passt. Daher sind unsere neu gestalteten Lokale für die klassischen - verzeihen Sie den Ausdruck - Sauftouristen nicht interessant. Das funktioniert wie eine Art Filter." Man solle die wunderschöne Playa nicht denen überlassen, die sie nicht wertschätzen. Die „neuen" Ferrer-Lokale sollen auch wieder für viele einheimische Gäste und Residenten attraktiv sein - und nicht mehr nur für die typischen (deutschen) Urlauber. „Unsere Lokale - speziell das Bonito - könnten optisch wie kulinarisch ebenso am Strand von Miami oder in Südfrankreich stehen."

Ferrer weiß, wovon er spricht, denn er war viele Jahre im Ausland, hat in Boston, New York, Miami, Rom, London und auch in Deutschland gelebt. Dort war er nicht als Gastronom, sondern als studierter Betriebswirt im Finanzgeschäft und Marketing tätig. Und auch sein Bruder Mika ist studierter Marketing-Fachmann und kam viel herum in der Welt, bevor beide wieder zurückkehrten ins Familienunternehmen. Beide haben von Kindheit an auch in den Lokalen mitgearbeitet, in den Ferien oder wenn Not am Mann war. „Dabei lernt man viel, das hilft uns jetzt speziell bei der Personalführung."

Juan Ferrer und seine Geschwister denken langfristig und in Nischen. So wurde das Ginger gesund ausgerichtet mit vielen vegetarischen Gerichten, Salaten und Smoothies. Dabei werden vorzugsweise lokale Produkte genutzt, Stichwort „km 0". „Dies wollen wir in den nächsten Jahren wenn möglich auf die anderen Lokale ausweiten. Darüber hinaus sollen es auch Bio-Produkte sein - das ist die Zukunft und wird mehr und mehr nachgefragt."

Die Ferrers kooperieren zudem mit Playa-fernen Unternehmen wie dem Golfclub Son Gual, wo am 11. November ein Palma Beach-Golfturnier ausgetragen wird, um auch die gehobene Klientel anzulocken. Darüber vergisst die Familie nicht ihre Wurzeln, denn auch ein Restaurant mit ausschließlich mallorquinischer Küche ist geplant, „mit Rezepten meiner Oma, die früher als Köchin gearbeitet hat - nur ein wenig leichter und modernen Gesundheitsansprüchen angepasst". Das wäre dann aber wohl doch ein wenig zu viel für die Playa: Es soll in der Inselmitte eröffnen, vielleicht in Costitx, wo die Ferrers eigentlich herkommen.