Jeder kennt das: Man betritt mit Bekannten eine Bar oder ein Restaurant in Spanien, und dann ist die Musik zu laut, aus der Küche dringt Gebrüll und zuweilen pusten gleich zwei Fernseher Sendungen in den Raum. Eine Unterhaltung ist dann quasi unmöglich.

Dass es auch anders geht, davon ist Carmen Abascal überzeugt, die Chefin der Hörbehinderten-Initiative Clave (www.oiresclave.org). Im Oktober 2015 rief sie die Website „Comer sin ruido" (www.comersinruido.org) ins Leben - und die füllt sich überraschend schnell mit vor allem gehobeneren Restaurants, die Clave-Inspektoren offiziell für geräuscharm befunden haben. Spanienweit sind es inzwischen 46 Restaurants. Dazu zählen ehrenwerte Häuser wie etwa der Gourmet-Tempel des baskischen Starkochs Martín Berasategui in Lasarte-Oria, das Restaurant Les Cols in Olot nahe der katalanischen Gourmet-Hochburg Girona oder das bekannte Goya im edlen Hotel Ritz in Madrid.

„Auf dem Festland gibt es mittlerweile zwischen Galicien und Katalonien flächendeckend geräuscharme Restaurants - nur auf den Balearen ist das leider immer noch anders", sagt Carmen Abascal. Sie appelliert an die Gastronomen der Insel, sich ihrer Initiative anzuschließen.

Zumal wissenschaftlich erwiesen sei, dass ein gepflegt-ruhiges Ambiente auch Menschen, die nicht schwerhörig sind, zuträglich ist. „In vielen spanischen Restaurants werden 85 Dezibel regelmäßig überschritten, und das kann laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO aus dem Jahr 2011 Kopfschmerzen, Hörschäden, Schlaflosigkeit oder bei Kindern sogar Lernschwierigkeiten verursachen."

Die Restaurantbesitzer müssen mehrere Kriterien erfüllen, um in die Clave-Liste zu gelangen. Der Straßenlärm sollte mit doppelten Türen und Fenstern oder einem separaten Raum zwischen Eingang und Speisesaal oder Bar ausgesperrt werden. Um laute Unterhaltungen der Gäste über die Tische hinweg zu verhindern, sollten diese möglichst weit auseinanderstehen.

Zudem empfiehlt Carmen Abascal, die Restaurantdecke und die Wände mit schallschluckenden Materialien zu versehen. Auch Gummiböden oder mit Filzgleitern versehene Stuhl- und Tischbeine seien hilfreich. Weiterhin sollten die Kellner möglichst Schuhe mit Gummisohlen tragen und die Küche durch massive Türen vom Schankraum getrennt sein. „Fernseher und Radios sollten selbstverständlich tabu sein, zu laute Geräusche weiterer Geräte sind möglichst zu unterbinden", so Carmen Abascal. Das gilt auch für Kaffeemaschinen, die möglichst weit von den Gästen entfernt platziert werden sollten.

Blieben noch die Gäste, die sich selbstredend beim Essen und Trinken nicht stumm anstarren sollen. „Es geht darum, durch solche Maßnahmen Unterhaltungen in gedämpfter Stimmlage zu ermöglichen, von denen die Tischnachbarn nichts mitbekommen." Schließlich sei bekannt, dass bei den Gründen, warum Gäste ein Restaurant nicht noch ein zweites Mal aufsuchen, nach der Qualität der Speisen gleich der zu hohe Geräuschpegel genannt wird.