Das Fazit gleich zu Beginn: Aktuell ist The Bright Nights wohl die einzige Dinnershow auf der Insel, die ihren Namen zu Recht trägt, die also sowohl in Bezug auf die Show und ihre Attraktionen als auch in Bezug auf das Essen Höchstpunkte erhält. Dafür kann man den Verantwortlichen ein Kompliment aussprechen, denn viermal pro Woche für rund 200 Gäste eine Show zu arrangieren, die alle Sinne anspricht, ist eine Kunst.

Die Idee zur Show, die am 1. Juni Premiere feierte und bis Ende September gezeigt wird, hatte Cristina Zaforteza (49). Ihrer Familie gehören die Gärten von Alfàbia - und zwar nicht, weil sie sie gekauft hätten, sondern weil die Vorfahren ihrer Familie das Anwesen schon im 13. Jahrhundert bauten und seither stets vererbten. Der Erste in dieser Ahnenreihe war ein Araber namens Ben Abet, der zum Christentum konvertierte, König Jaume I. half, seine Landsleute zu besiegen und als Dank sein Anwesen behalten durfte.

Cristina Zaforteza kümmert sich schon seit vielen Jahren um das Tagesgeschäft mit den Besuchern - parallel zu ihrem früheren Hauptberuf als Bankerin, den sie 2011 auf Eis legte, um vier Jahre die Leitung des Rathauses von Palma im Kabinett des ehemaligen Bürgermeisters Mateu Isern zu übernehmen. Ein Engagement an der Business School in Barcelona folgte - und danach? „Wieder zurück in die Bank oder etwas Neues anfangen, waren die Alternativen", erzählt sie. Das Neue siegte: die Idee, die Alfàbia-Gärten auch nachts mit der ersten Open-Air-Show der Insel zu beleben. „Ich kenne mich aus bei allem, was Garten, Organisation und Finanzen betrifft, aber für das Entertainment und die Gastronomie habe ich mir zwei Experten geholt, die jeweils ihren Teil perfekt beherrschen - Toni Munar für den künstlerischen und Ramón Andreu für den gastronomischen Part."

Geplant wurde eine Show, die sich in allen Bereichen von den bereits bekannten Veranstaltungen abheben sollte. Ein schon fast intimes Varieté mit kleiner Bühne inmitten eines magisch illuminierten Gartens („die Beleuchtung war die größte Investition") mit quakenden Fröschen und in der Ferne blökenden Schafen sowie schreienden Pfauen als natürlicher Soundkulisse. Somit gibt es keine spektakuläre Trapezartistik wie bei den Pirates und auch keine fantastischen ­Tanzvorführungen wie in Son Amar, den beiden etablierten Mitbewerbern. „Aber

Mallorca ist groß genug für uns alle, zumal wir uns stark voneinander unterscheiden."

Munar hat hochkarätige Artisten engagiert, die auf Zirkusakademien gelernt und in berühmten Zirkussen wie Knie, Roncalli oder Varietés wie dem Lido-Theater aufgetreten sind und spektakuläre Ball- und Hula-Hoop-Reifen-Jonglage, Handstand- und Partner-Balancieren, Stangentanz und Magie darbieten. Durch den Abend führen zwei Mallorquiner: TV-Moderatorin und Sängerin Victoria Maldi und der Entertainer Ricky Merino, die mit Show und Gesang begeistern, begleitet vom Damenquartett Cosmopolitan, die auch solo ihre Instrumente klassisch wie modern beherrschen.

Für das leibliche Wohl verantwortlich ist Ramón Andreu, der Besitzer der Tast-Lokale und Betreiber des Naútico und der Gastronomie im Hotel Cort. „Es sollte ein anspruchsvolles mediterranes Dinner mit vielen balearischen Zutaten sein - also perfekt in das einzigartige Ambiente hineinpassen", so Zaforteza. Beim Entree und den ersten Gläsern wird als Amuse-Gueule beste Sobrassada von Can Company (MZ berichtete) auf Hartkeksen der Firma Gori serviert, dazu menorquinischer Käse, Focaccia-Brot und Kirschen. Bis der Spaziergang, flankiert von den Musikerinnen und ergänzt durch ein Foie-Canapé, durch die Gärten zum Veranstaltungsplatz beginnt, hat man Zeit genug, um sich im Inneren des prachtvollen Hauses ein wenig umzuschauen.

Später wird ein Menü gereicht mit drei Vorspeisen (Hummus mit Gemüsesticks als Referenz an die arabischen Vorfahren, iberischer Schinken und Büffelmozzarella auf rotem Pesto), einem Fischgang mit einer Cap-Roig-Pastete auf Paprikacreme, einem Fleischgang (zartes Rinderfilet Mignon mit Hasselback-Kartoffel und Tomate) sowie einem halbgefrorenen Schokomousse. Das kann sich nicht nur sehen, sondern auch schmecken lassen und wird jedem Anspruch eines Genießers gerecht. „Wir wollen auch in der Gastronomie Maßstäbe setzen und Ramón hat mit seinen Lokalen bewiesen, dass er ein Freund von Qualität ist."

Da in den Alfàbia-Anlagen aus Denkmalschutz-Gründen nichts verändert, somit auch keine Küche eingebaut werden darf, muss das Essen angeliefert und kann lediglich vor Ort warm gehalten werden. Das Catering-Zentrum der Tast-Gruppe liegt aber praktischerweise im Gewerbegebiet Son Rossinyol und ist somit nur rund zehn Autominuten entfernt. Ergänzend gibt es gutes Brot, mallorquinisches Olivenöl und mallorquinische Weine. Und die mit Nelken bestückten Zitronen sorgen vorsorglich für die Mückenabwehr. Hier wurde an jedes Detail gedacht.

Und Cristina Zaforteza hat noch weitere Pläne: „Jetzt, wo alles eingerichtet ist, können wir an den restlichen drei Tagen der Woche maßgeschneiderte Events anbieten - mit allen oder nur einzelnen Bestand­teilen der Show oder in noch exklusiverer Version. Ganz wie es die Auftraggeber wünschen. Ich denke, damit bieten wir auch all jenen, die etwas Besonderes suchen, neue interessante Möglichkeiten."