Mittwochabend (16.12.) im Kulturzentrum Círculo de Bellas Artes in Madrid. 25 ausgeloste Zuschauer von „Top Chef" haben nach einer blinden Verkostung entschieden: Marcel Reß ist der Gewinner! 15 Wochen lang hatte man in der Fernsehsendung auf Antena 3 den „besten Profikoch Spaniens" gesucht, nun hat der erst 27-jährige Franke die finale Show gewonnen.

Neben der Ehre, jetzt den Titel „Top Chef 2015" zu tragen, den er zukünftig auch gewinnbringend in klingende Münze umwandeln kann, kommen noch weitere Gewinne auf sein Konto: 30.000 Euro in bar, dazu eine Küche sowie ein Einkaufsgutschein bei Makro, einem der Haupt­sponsoren der Sendung, jeweils im Wert von 30.000 Euro. Außerdem jede Menge Messer, Töpfe, Olivenöl und die Veröffentlichung eines eigenen Kochbuchs, dass bereits nächste Woche erscheint und 65 reich bebilderte Rezepte enthält, inklusive Rezepturen für selbstgebackenes Brot und hausgemachtem Frischkäse. Alles in allem ein Gewinn im Wert von über 100.000 Euro. Nicht schlecht für einen jungen Koch, selbst wenn er schon jahrelang im Simply Fosh in Palma eine Chefkoch-Position innehatte.

Es war ein packendes Finale, in dem sich Reß und Alejandro Platero aus Valencia gegenüberstanden. Beide hatten für ihre Gerichte - Hauptspeise und Dessert - jeweils zwei Helfer zur Seite, die aus der Gruppe ihrer Ex-Mitspieler kamen. Bei Marcel waren es Sergio und Alex, bei Alejandro Mari Paz und Julio. Die Aufgabe war diesmal frei von vorgegebenen Schwerpunkt-Produkten und Themen. „Es ging ´einfach´ nur darum, die Jury zu beeindrucken", erzählt Reß. Wobei die, anders als in den vorherigen Sendungen, nicht mehr aus den drei Stamm-Juroren und bekannten Gastköchen, sondern aus Zuschauern bestand - was Reß und Platero nicht wussten.

Zogen die Kandidaten zuvor jeweils bei den Kochentscheidungen rote oder grüne Messer aus einem Block als Zeichen von Sieg oder Niederlage, so waren die Messer im Finale Gold und Silber. Mit dabei waren einige Freunde sowie die stolzen Eltern, Angelika und Thomas Reß, aus Unterwaldbehrungen. „Er war super. Dass er mit Elan und Leidenschaft kocht, wissen wir ja, aber am meisten hat uns begeistert, wie souverän er alles macht und wie er sein Team anleitet. Unser Sohn hat echte Führungsqualitäten, bleibt aber immer menschlich", erzählt der stolze Thomas Reß. „Er hat einfach Herz, das haben wohl auch seine Ex-Mitstreiter erkannt, die mit uns auf der Empore beim Finale saßen und ihn wie wir anfeuerten." Am Ende standen dann auch den Eltern „Tränen in den Augen" .

Im Laufe der Show war an den verschiedensten Orten gekocht worden: an der baskischen Küste, im Hochland von La Mancha, in den Straßen von Sevilla und Madrid, aber auch an der Bosporus-Brücke und vor dem Markt von Istanbul. Die Teilnehmer mussten ihre Kochkunst in einem Foodtruck ebenso beweisen wie auf einem Schiff, einem Sportplatz, im Wald und in einem fahrenden Zug. „Ich glaube ja auch, dass ich gut kochen kann, aber unter den Kandidaten waren auch andere tolle Köche. Ich hätte anfangs nicht gedacht, dass ich hier gewinne. Später dann hatte ich zumindest an eine Top-Platzierung gedacht - aber gewinnen, ich als Deutscher?", sagt Reß.

Der Franke, der vor einigen Wochen als Chefkoch im Simply Fosh ausstieg, hat nun einiges vor. „Ich habe schon etliche Angebote von Firmen erhalten, die mich buchen wollen, mir Restaurants anbieten oder mich als Vorzeigekoch in ihrem Lokal haben wollen," erzählt er. „Das werden jetzt sicher noch mehr. Aber ich möchte erst einmal durchatmen und dann, bevor ich ein eigenes Lokal auch mit all der Business-Verantwortung aufmache, vielleicht doch lieber erst einmal Jobs annehmen - und Geld verdienen."

Ein erster Schritt ist ein Vertrag mit der Firma Wesco, die am 14. März die „Villa Wesco" in Santa Maria del Camí eröffnen will. Wesco ist eine deutsche, für ihre bunten Haushaltswaren berühmt gewordene Firma. Ihr Mix aus Events, Kochkursen, Showroom und Outlet funktioniert in ähnlicher Form schon seit Jahren sehr erfolgreich in einer Gründerzeitvilla an ihrem Stammsitz im sauerländischen Arnsberg. „Für diese Firma werde ich als Chefkoch ihre neue Kochschule ´Wesco Cooking by Re{ss}´ kulinarisch betreuen und selbst sechs Kochkurs-­Genussevents pro Monat anbieten." Diese kann man ab heute auf der Homepage www.villa-wesco.com buchen.

„Es gibt Kurse mit Gerichten aus ´Top Chef´, aber ich werde auch spezielle Produkte in den Mittelpunkt stellen und kulinarische Reisen durch alle fünf Kontinente anbieten. Vor allem aber sind es jeweils nur kleine Gruppen mit maximal 15 bis 20 Personen, mit denen ich einen schönen Abend verbringe - mit gutem Essen und viel Spaß."

Im Gespräch ist auch ein Restaurant, dass Wesco mit Reß als Chefkoch in Santa Maria betreiben könnte. Doch da ist noch nichts entschieden. „Wenn ja, werde ich dort großes kulinarisches Kino zelebrieren, das - wer weiß - vielleicht sogar sonnen- oder sternereif ist. Die Tester kennen mich ja schon, deshalb werden sie sicher auch in mein eigenes Lokal kommen."

Hinter sich weiß der junge Koch auf alle Fälle die wichtigsten Mitglieder seiner ehemaligen Simply Fosh-Crew, auf die er sich hundertprozentig verlassen kann. „Sie waren es, die mich bei Top Chef angemeldet haben, und sie sind mein Team bei meinen zukünftigen Projekten."