Familie Quesada betritt die Markthalle etwas vorsichtig, aber neugierig. Vater, Mutter und Tochter waren gerade in der Nähe spazieren und sind zum ersten Mal im Mercado Gastronómico San Juan. Wenig später sind sie hellauf begeistert: „Wir hätten nicht gedacht, dass hier so viel los ist", sagt die Mutter, „und schön ist es auch noch". Die Familie wohnt in der Gegend, aber mittlerweile zieht es Besucher aus ganz Palma und Umgebung in den erst vor gut vier Monaten eröffneten Gastromarkt auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs s´Escorxador.

Mallorca hat eine neue Attraktion.

Der Erfolg war keineswegs vorprogrammiert. Auf dem von Gaspar Bennàzar Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten und seit Ende der 80er Jahre stillgelegten Gelände sind unter anderem auch das Programmkino Cine­Ciutat, ein Gesundheitszentrum, eine Bibliothek und ein Supermarkt untergebracht. Andere Betreiber waren in der Halle schon gescheitert, etwa mit einer Brauerei. Das nördlich des Innenstadtrings gelegene Areal schien zu weit weg von den Besucherströmen der Altstadt.

Und nun dieser Erfolg, gerade auch unter den Einheimischen. Ursprünglich wollte man mit dem Gastromarkt besonders bei Touristen punkten - 60 bis 80 Prozent der Besucher sollten sie ausmachen. „Es verhält sich aber genau andersherum: 70 Prozent der Besucher sind Mallorquiner, die eigentlich schwerer anzulocken sind", sagt Gema Hevia. Sie organisiert Veranstaltungen für den Markt und Firmenevents in der Küche im oberen Stockwerk. Der Markt ist derart beliebt, dass zu den Stoßzeiten am Abend und Wochenende die Sitzplätze an den langen Tischen im Gang und im Außenbereich knapp werden. „Wir wollen jetzt im oberen Bereich noch mehr Tische und Stühle aufstellen", sagt Gema Hevia.

Egal wen man fragt, die Rückmeldungen sind positiv. Lola Company bedient am Stand „Frituras y Pescados" am südlichen Eingang der Halle. „So etwas wie diesen Markt hat es in Palma noch nicht gegeben, ich arbeite sehr gerne hier", sagt sie. Konkurrenz mit den anderen 17 Stände käme nicht auf. „Unser Fisch schmeckt spektakulär gut, aber es ist auch bei den Kollegen alles sehr lecker", sagt die Köchin, die zuvor in einem Restaurant gearbeitete hat. „In einem Lokal geht es viel ernster zu, hier kommen die Leute in eine ganz andere Stimmung."

Am anderen Ende der Halle freut sich eine Männergruppe auf eine Portion gegrilltes Fleisch, auch die baskischen pintxos empfehlen sie. „Wir kommen ziemlich oft", sagt einer von ihnen. Ray Castellanos aus Miami macht dagegen gerade Urlaub in Palma und bringt auf den Punkt, warum der Markt so beliebt ist: „Das Essen ist frisch, das Ambiente gut und nicht zu schick, du kannst ein gutes Glas Wein im Freien trinken - und das alles, ohne zu tief in die Tasche greifen zu müssen."

Karin Lommel-Mainka, die zwischen München und Cala Fornells pendelt, teilt sich mit ihren Freundinnen direkt eine Flasche. „Ich bin Mehrfachtäterin", sagt sie. Auch sie findet: Die Gerichte sind frisch auf den Punkt gegart, günstiger als im Restaurant und die Atmosphäre sehr spanisch. „Dieser Markt ist schon jetzt eine richtige Institution", sagt sie. Im Außenbereich sitzt Sandra Seeling Lipski und trinkt gut gelaunt Wein mit einer Freundin. „Der Markt wertet s´Escorxador auf", sagt die Gründerin des Evolution International Film Festivals (s. S. 26-27). Auch die Preisverleihung und Party des Festivals sollen denn hier stattfinden.

Und selbst im Nachbarrestaurant „Es Cantonet" freut sich der Kellner: „Es kommen viel mehr Leute, und das Ambiente ist viel besser", sagt er. „Für alle."

Täglich, von 12.30 bis 24 Uhr. Carrer de l´emperadriu Eugènia, 6.