Eine wahre Dorfschönheit. Nein, es geht nicht um irgendeine Maria oder Catalina, sondern um ein Lokal, das „Ca´n Tiró". Zu finden in dem kleinen, idyllisch anmutenden 900-Seelen-Dorf mit dem poetisch klingenden Namen Mancor de la Vall. Die alte possessió namens Turixant war im 18. Jahrhundert eine Öl- und eine Getreidemühle. Die Mahlsteine und – vorrichtungen können noch heute bestaunt werden. Außerdem ist das Ganze hübsch verwinkelt mit Nischen für kleine Gruppen, einem modernen Tapas-Stehtisch-Raum mit Fernseher für Fußballabende und einem Restaurantbereich an der ehemaligen Tränke der Tiere. Das Auge erfreut sich zusätzlich an einer Holzbalken-Decke, zum Teil freigelegten Natursteinwänden und hübschen Malereien von Ölzweigen darauf. Dazu gehören noch zwei große Terrassen, die im Sommer genügend Raum für barbacoas bieten.

Hier werkelt seit drei Jahren Tomeu Garcías Bestard (31) aus Inca. Der junge Koch ist ambitioniert, überrascht den Gaumen mit interessanten Kombinationen und hat sein Handwerk an der hiesigen Hotelfachschule gelernt. Anschließend war er unter anderem in Großbritannien und auf dem Festland, bis er sich hier selbständig gemacht hat. „Sicher, in Mancor de la Vall ist man nicht am Nabel der Welt, und das erste Jahr war sehr hart, aber langsam kommen die Leute – Einheimische wie Ausländer."

Highlight der Küche ist das fünfgängige Degustationsmenü für 27 Euro. Es wechselt – wie die meisten Gerichte auf seiner Karte – wöchentlich. Ein Beispiel: Scheibe von Gänseleber-Mousse im knusprigen Maismantel mit Rucola-Salat und Tomaten, Pilzravioli mit gebratenem Schinken und Wachtelei auf Pilzen und Tomaten, Seezunge mit grünem Spargel, Gambas und Muscheln an Zitronensauce, Sobrassada-Hamburger aus eigener Schlachtung mit Gemüse und Kartoffeln (oder Steak vom Black Angusrind), Schoko-Coulant mit Rooibos-Tee-Eis und Knusperschokolade. Alles schmeckt fantastisch und wird ansprechend serviert – auch das Geschirr ist gut ausgewählt.

Der Service ist aufmerksam und herzlich, die Preise moderat. Seinen Gästen bietet Garcías Bestard mittags neben der Karte auch ein Dreigang-Menü inklusive Wasser und Wein für zehn Euro (Samstag 12 Euro, Sonntag 15 Euro). Ansonsten kosten die Vorspeisen 5 bis 10 Euro, die Hauptspeisen 10 bis 16 Euro, die Nachspeisen 3,50 Euro. Die ebenso preislich faire Weinkarte liest sich gut, eine schöne Mischung hiesiger Tropfen und einiger anderer Weinzonen Spaniens.

Wer das Ca´n Tiró entdeckt hat, kommt wieder. Das romantische Plätzchen mit dem Traumambiente und den bezahlbaren kulinarischen Genüssen fasziniert, zumal es bislang kaum in den gängigen Führern auftaucht. Ein wahrer Geheimtipp also – noch.

Vor allem im Sommer „finden es die Gäste witzig, wenn ich an ihnen vorbei in den Garten gehe und Auberginen, Zucchini oder auch Obst hole," erzählt Garcías Bestard. Viel von dem, was dann in die Töpfe kommt, wird in seinem Garten und auf einer Finca angepflanzt. Speziell die feinen selbst gemachten Marmeladen zieren später so manches Foie-Gericht, kommen an Schweinefleisch-Speisen oder an Desserts. Nach traditioneller Art werden außerdem jährlich zwei Schweine geschlachtet und zu den klassischen mallorquinischen Würsten verarbeitet – während „die Schinken vor allem bei Feiern zum Einsatz kommen."

Die große Küche bietet übrigens auch Raum für Kochkurse. Alle zwei Wochen am Montagabend gibt Garcías Bestard 8 bis 15 Personen Einblick in den Küchenalltag. Bis Januar einschließlich geht es um Sushi, anschließend um Kuchen und Gebäck. Inklusive einem mehrgängigen Abendessen samt Getränken kostet dies 50 Euro.

Apropos: Am 26. abends und am 27. November findet in Mancor de la Vall die alljährliche Pilzmesse statt. In diesem Jahr sind allerdings wetterbedingt die esclatasangs (Blutreizker) eher spärlich zu finden, was der Feierlaune sicherlich keinen Abbruch tun wird. Bei Tomeu wird es dann voll sein, denn kulinarisch gibt es keine ebenbürtige Alternative im Ort. Empfehlenswert ist daher ein Besuch an einem anderen Tag, denn zur Pilzmesse wird nur eine reduzierte Karte angeboten.