„In unserm Veedel" (In unserem Viertel) war vor vielen Jahren ein Hit der Kölner Gruppe Bläck Fööss und beschreibt die enge und liebevolle Beziehung zum Heimatviertel. Joan Marc Garcías Amer (35), der ehemalige Chefkoch des Fünf-Sterne-Luxus­hotels Son Brull bei Pollença, hat dieses Lied wohl noch nie gehört, es würde ihm aber wahrscheinlich gefallen. Denn sein erstes eigenes Restaurant, „Joan Marc" genannt, hat er dort eröffnet, wo er geboren und aufgewachsen ist, wo er gegenüber Fußball gespielt hat, wo seine Eltern direkt nebenan eine Bar haben und die Nachbarn und alte Freunde zum Essen kommen – an der Plaça Blanquer in Inca, einige Fußminuten entfernt vom Zentrum.

In den Räumlichkeiten betrieb seine Mutter früher einen Supermarkt, doch davon ist nichts mehr zu sehen. Das Interieur, das die Innenarchitektin Maria Rotger geschaffen hat, ist spektakulär. Beige, Holztöne, Weiß und Grau sind die Grundfarben. Zypressenstämme mit eisernen Ästen reichen vom Boden bis zur Decke. Kleine quadratische beleuchtete Kästen hängen an diesen Ästen und zeigen edlen Schmuck, den seine Schwester Maria Magdalena Garcías herstellt, und den die Besucher natürlich auch kaufen können. Große raumhohe Fenster lassen viel Tageslicht herein und geben den Blick frei auf die Bäume des Platzes. Man sitzt auf bequemen dunkelgrünen Stühlen an Eichenholztischen mit Eisengestell – wie die Äste vom Vater gefertigt, aus dem gleichen Holz wie auch das große Regal, das Gastraum und Küche trennt, aber durch Glasfenster Einsichten in die Küche erlaubt.

Auch das Lichtkonzept ist ausgefeilt. In einer Polsterecke spenden fünf unterschiedliche ältere Lampen als Kontrast zur modernen Gestaltung Licht, ansonsten wird die Baumoptik auch bei den indirekten Leuchten in der Decke fortgesetzt. Alles in allem ein stimmiges Konzept, das stilvoll, aber gleichzeitig gemütlich wirkt. „Den Jahreszeiten gemäß können wir die Einrichtung auch mit Akzenten variieren, können Weihnachtskugeln platzieren, die rustikalen Bodenstücke, in denen die Bäume stehen, im Sommer durch weißen Strandkies ersetzen, im Februar Mandelblüten anbringen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt."

Im durch traditionelle Celler-Lokale geprägten Inca ist das neue Restaurant eine Design-Oase. Auch im kulinarischen Sinn ist das Lokal wohl das bemerkenswerteste des Ortes. Basierend auf lokalen saisonalen Produkten kocht Garcías ungewöhnlich, modern, kombiniert überraschend, aber stets delikat, wie die Ochsenschwanzrolle im Brickteig beweist, an Rotweinsauce und mit Püree im Zentrum. Auch die frittierte Artischocke mit Rucola-Salat und Sobrassada, oder der Pulpo mit knusprigen hauchdünnen Brotscheiben auf Zwiebelconfit sind kulinarische wie optische Highlights.

Anders ist auch seine Karte, die ausschließlich halbe Portio­nen aufweist. „Es sind keine Tapas, aber ich denke, die Menschen wollen heutzutage nicht ein Gericht, sondern lieben die Abwechslung." Passend dazu die Preise. „Wer bei uns zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen und ein Dessert nimmt, zahlt circa 30 Euro." Also im Durchschnitt 4,50 für die Vorspeise, 9 Euro für ein Fisch- oder Fleischgericht und 4 Euro für eine Nachspeise.

Auch bei der Bestellung zeigt sich die besondere Liebe zum Detail – und zu Mallorcas Traditionen. Ein Korbwaren-Künstler aus Artà, Guillem Xonoi, lieferte die Grundlage für die Speisekarten. Und Rechnung und Wechselgeld kommen in einer gambera, ebenfalls aus Korb. So genannt, weil in dieser Box früher die Gambas transportiert wurden. In den ersten drei Wochen seit der Eröffnung hat Garcías mit seinem Lokal bereits die alten und neuen Nachbarn überzeugt – die Gourmets Mallorcas werden wohl bald folgen.

Joan Marc Restaurant,geöffnet Di - So 13.30 - 16 Uhr,Di - Sa 20.30 - 22.30 Uhr,Plaça Blanquer, 10, Inca,Tel.: 971 50 08 04