Ein außer­gewöhnlicher Teller aus geschliffenem Marmor (ein speziell für das Lokal angefertigtes Unikat), darauf exzellent gebratener Caproig samt Jakobs­muscheln und ein Fischsud vom Feinsten und dazu der Meerblick über die Promenade auf den Hafen von Cala Ratjada - so lässt es sich leben. Kaum zu glauben, dass sich derlei Genüsse in einer Touristenhochburg finden lassen, deren kulinarisches Angebot sich zwar nicht ausschließlich, aber doch größtenteils auf eher einfache Küche beschränkt. Pizza, Pasta und Burger, wohin das Auge blickt.

Das neue Restaurant Parr liegt - nicht nur kulinarisch - darüber. Es befindet sich im ersten Stock eines Promenadenhauses mit seitlichem Eingang. Parr, das sind die Anfangsbuchstaben der vier Freunde, die sich für dieses ambitionierte Projekt zusammengetan haben: Pablo Her­nández (kaufmännischer Part), Álvaro Salazar Almansa (Chefkoch), Rubén Perez (Verwaltung) und ­Roberto Mosquera (Maître).

Der Name Parr bezieht sich aber auch auf das Wort compartir, also teilen, denn sowohl Vorspeisen (mit der Rubrik ´Pica Dos´) als auch Desserts können auch zu zweit bestellt werden. Neben den Angeboten auf der kleinen, aber fein durchdachten Karte gibt es noch tagesaktuelle Vorschläge und natürlich ein Degustationsmenü (35 Euro). „Beim ersten Besuch wählen die Gäste meist von der Karte, aber beim zweiten lassen sie sich gerne vom Menü überraschen, weil sie dann schon wissen, dass sie sich auf etwas Gutes einlassen", erzählt Roberto Mosquera, der erfahrene Maître aus Bilbao. Auf der Insel hat er schon im Fünf-Sterne-Hotel Formentor gearbeitet.

Überraschung ist das Stichwort für die Kreationen von Álvaro Salazar. Ein Teil seiner Gerichte ist als „Tradición­/Evolución" betitelt - ­Tradition und Entwicklung. Der Hip-Hop-Fan Álvaro Salazar ist 27 Jahre jung, hat mit seiner Ausbildung als 16-Jähriger begonnen und ist ein enthusiastischer Spieler im besten Sinne. Er kombiniert mit großem Eifer und testet die Produkte aus. Dabei beherrscht er das Handwerk perfekt und kennt und respektiert auch die Tradition. „Man muss als Koch die Wurzeln kennen, die Küche unserer Vorfahren. So habe ich denn auch am liebsten meiner Großtante über die Schulter geschaut und gehe auch bei Freunden meist in die Küchen der Großmütter. Da lernt man am meisten."

Auf dieser Basis probiert der Andalusier sich aus. Die speziell aus seiner Heimat bekannte Kombination von Aubergine und Honig kommt bei ihm modern interpretiert als dünne, in etwas Teig ausgebackene Auberginen­scheiben mit Honigschaum zum Dippen auf den Tisch. Einen Kaisergranat kombiniert er mit Miso-Eis und einen ausgelösten Taschenkrebs bettet er auf Knoblauch-Kokosmilchsud in einer aufgeschnittenen Kokosnuss. Und wie er die ungewöhnliche Gazpacho zu den hauchdünnen knusprigen Pilz­crackern serviert, soll an dieser Stelle ein Geheimnis bleiben € Daneben gibt es auch Klassiker wie das lange und bei niedriger Temperatur gegarte Rinderbäckchen auf Pastinakenpüree oder die eingelegten Sardinen mit Pipirrana-Melonen-­Salat - aber auch diese jeweils mit dem speziellen Álvaro-Kick.

Das Restaurant punktet dabei nicht nur mit aufregender Küche, sondern auch mit gut ausgesuchten Weinen (darunter eigene empfehlenswerte Rot-, Rosé- und Weißwein-Kreationen, in Zusammenarbeit mit der Bodega ­Armero Adrover) und stilvoller Einrichtung mit wenigen maritimen Akzenten wie Segelboot-Miniaturen und großen Muscheln. Das Schönste: Das Parr ist absolut bezahlbar (Vorspeisen-von 4 bis 13 Euro, je nach Portionsgröße, Hauptspeisen von 15 bis 19 Euro und üppige Desserts von 8 bis 10 Euro).

Die Jungs kümmern sich parallel auch um das kulinarische Wohl der Gäste im Golfclub Capdepera. „Wir wollen dort Golfer und Nicht-Golfer ansprechen. Für unser Essen braucht man kein Handicap", meint Roberto. Sicher, das Ambiente im Golfclub inmitten Grüns ist schön, aber der Meerblick vom Parr ist kaum zu toppen. Bislang eine der besten Neueröffnungen 2013.

ÜberzeugendParr, geöffnet Di-Sa 19-23, Fr+Sa auch 13-16 Uhr.C/. Rafael Blanes, 3, CalaRatjada. Tel.: 971-56 57 18.Facebook: Parr Restaurant