Manchmal beginnt man mit Ende 50 nochmal eine völlig neue Etappe im Leben. So wie Antonio Hernández, einer der beiden Leiter des Restaurants Aire in Palma. Ebenso wie Birgitta Grewer im Artikel von letzter Woche (La Cantina) hatte auch Hernández sein Leben den Zahlen gewidmet und in Banken gearbeitet. Gastronomie als neuer Trendberuf für Ex-Banker? In diesem Fall schon: „Irgendwann muss man auch mal etwas wagen", erzählt er, und seine Frau Paula Gutiérrez ergänzt: „Es ist eine Form von Abenteuer, das er damit eingeht."
Das Lokal an der Rambla befindet sich im Gebäude von Palmas Anwaltskammer, und die suchte einen neuen Betreiber für das hauseigene Restaurant. Vor knapp zwei Monaten erhielten Hernández und sein Partner Asier Zubillaga den Zuschlag. „Es gab mehrere Interessenten. Man gibt einen Umschlag mit seinen Vorstellungen und dem geplanten Restaurantkonzept ab und wartet", so Hernández. Sie hatten zum einen gute Karten, weil Zubillaga mit einem anderen Partner das Lokal schon vorher geführt hatte, zum anderen aber gefielen den Herren Anwälten die Ideen von Hernández: „Wenn ich schon ein Restaurant mache, dann eins mit Qualität. Bezahlbar, aber gut."
Andere Kriterien für die Vergabe bezogen sich auf Ästhetik und Niveau, denn Lokal und Anwaltsfoyer sind nur durch eine Glasscheibe getrennt - da muss auch die Optik stimmen. „Meine Frau ist Malerin, da liegt es nahe, dass wir Kunst integrieren und das Lokal auch zukünftig etwas musisch beleben," so Hernández. Seine Frau (sie lernte beim bekannten Maler Xim Torrens) eröffnete denn auch den Reigen der noch kommenden Ausstellungen mit ihren Gemälden und wird zudem dafür Sorge tragen, dass monatlich ein Wechsel stattfindet. „Vielleicht jeweils mit einer Vernissage zu Beginn der Ausstellung oder einem speziellen Menü, angelehnt an die Bilder-Thematik - wir haben viele Ideen", meint Gutiérrez, die nebenbei auch eine Kunstschule leitet.
Kulinarisch können Hernández und die Anwälte, von denen viele regelmäßig das Lokal besuchen („Wir liefern auch drei- bis viermal pro Woche in den Konferenzraum der Kammer und richten deren Festlichkeiten aus", so Hernández), auf die Fähigkeiten von Raúl Grether vertrauen. Der Argentinier mit deutschen Großeltern kocht zum einen klassisch spanisch und serviert bacalao al pil-pil oder Hähnchenfilet, gefüllt mit Sobrassada und Mahón-Käse. Aber er schielt auch über den Länderrand und weiß einen Thunfisch mit Sesam und Nudeln im Thai-Stil ebenso zuzubereiten wie eine Reis-Timbale mit Pilzen. All jene Gerichte sind Beispiele aus der Karte des wöchentlich wechselnden, dreigängigen Mittagsmenüs. Vier Gerichte pro Gang stehen jeweils zur Wahl. Der Preis: 13,50 Euro (zwei Gänge für 9,25 Euro), am Samstag 16,50 Euro. Mehr als fair für die gebotene Qualität. Für exklusivere Gerichte zahlt man einen kleinen Aufpreis.
Besonders erwähnenswert sind auch die Desserts, die leider in vielen Lokalen mit Mittagsmenü aus der Eistruhe oder der Packung kommen. „Das ist der letzte Eindruck, mit dem die Gäste das Lokal verlassen - und der muss positiv hängenbleiben", weiß Hernández. Tatsächlich dürfte keiner den Schokobrownie oder den fluffigen Möhrenkuchen mit Kürbiskernen so schnell vergessen.
Parallel gibt es eine Karte mit Snacks, kleineren Speisen (Clubsandwich, Angus Burger) sowie Salaten (Salat Caprese, Salat mit karamellisiertem Ziegenkäse) und Toasts oder bocadillos zum Frühstück - fast alles unter 10 Euro. Aktuell schließt das Lokal an drei Tagen die Woche um 18 Uhr, nur Donnerstag bis Samstag kann man auch abends speisen. „Je nach Akzeptanz werden wir die Öffnungszeiten auch erweitern",so Hernández. Geboten wird dann zusätzlich zur Karte ein fünfgängiges Degustationsmenü für 24 Euro (inklusive Wein und Wasser). Und am Donnerstagabend gibt es auch die Möglichkeit, ein Pincho-Menü zu probieren. Acht pinchos und zwei Biere (oder kleine Weine), 8+2=10. Und 10 Euro kostet der Spaß dann auch. Klar, die Idee stammt von Hernández, denn Zahlenspiele sind immer noch sein Ding ...
Rambla-TreffAire, geöffnet Mo-Mi 9-18 Uhr, Do-Sa 9-23 Uhr (Restaurant 13-16, 19.30-22 Uhr). Rambla, 14, Palma. Tel.: 971-59 49 75,
