Es begann in Neapel - so lautete nicht nur der Titel des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1960, nein: Das Leben von Hauptdarstellerin Sophia Loren begann im realen Leben tatsächlich in einem kleinen Dorf bei Neapel. Insofern passt die Diva perfekt in das neue Restaurant „Prisco" am Hafen von Portitxol (in der Nähe des Nassau Beach Clubs): Dort strahlt sie, von einem Bild an der Wand aus, im sinnlich-roten Kleid mit tiefem Ausschnitt überlebensgroß die Gäste an.

Um Neapel, diese berühmte Stadt in Süditalien, dreht sich alles im Lokal, denn Besitzer Roberto Prisco (31), sein Vetter Ciro, der sich um den Nachtisch kümmert, Pizzabäcker Marco und auch Chefkoch Maurizio Sommella (45) sind allesamt Neapolitaner, die sich schon aus ihrer Heimat kennen. Und das bedeutet wiederum, dass auch die Gerichte größtenteils auf original neapolitanischen Rezepten basieren. „Bevor ich den Mietvertrag für das Lokal unterschrieb, sicherte ich mir die Mitarbeit meiner Köche, denn nur mit ihnen kann ich wirklich das Restaurant führen, das ich mir vorgestellt und erträumt habe", erzählt Roberto Prisco, der mit diesem Lokal das erste Mal gastronomisches Terrain betritt.

Während in Italien Pizzerien und Restaurants streng unterschieden werden, vereinen italienische Restaurants außerhalb des Landes meist beides. Und da die Pizza, wie es heißt, schließlich sogar in Neapel erfunden wurde, gehört sie logischerweise auch ins „Prisco". Und sie ist hier wirklich gut. Im eindrucksvollen Ofen mit seiner schicken Mosaik- haube backt Marco die knusprig dünnen, leckeren Teigfladen, die in knapp 20 Varianten auf den Tisch kommen (7,90-13,90 Euro) und nur mit Kräutern und Salz gewürzt als Focaccia im Brotkorb landen. Auch die Vorspeisen sind molto tipico, so beispielsweise die „Impepata di cozze" (Miesmuscheln in scharfer Tomaten-­Knoblauch-Weinsauce) oder

„Involtini di pesce" (Fischröllchen mit Rucola und Aubergine).

Hausgemachte Pasta darf natürlich auch nicht fehlen, hat la bella donna Sophia doch sogar ein Pasta-Kochbuch geschrieben? Im Prisco gibt es beispielsweise „Cannelloni alla Partenopea", gefüllt mit verschiedenen Käsesorten (9,90 Euro) oder scialatielli mit Meeresfrüchten (14,90 Euro). Das Risotto ist so schlotzig, wie es sein muss, die Muschel-Variante wird im hübsch beschnittenen Kürbis angerichtet. Außerdem gibt es verschiedene Fisch- und Fleischgerichte (11,90-18,90 Euro), darunter die Zahnbrasse (manchmal auch Wolfsbarsch) im „verrückten Wasser", sprich Weinsauce: „Dentice all´acqua pazza" (17,90 Euro).

Die Aubergine spielt als Beilage bei etlichen Gerichten eine wichtige Rolle, prägt sie doch vielfach die Küche Neapels und der umliegenden Region Kampanien. Chefkoch Maurizio arbeitet viel mit hiesigen Produkten, aber beim Mozzarella oder der geräucherten Version bufala provola (der auch im Teigmantel gebacken serviert wird) muss es dann doch der Original-Käse aus der Heimat sein, den Chef Roberto sich

schicken lässt.

Für den süßen Abschluss aus Ciros Händen sollte man unbedingt noch ein wenig Platz im Magen lassen, denn seine Mandel-Panna Cotta schmeckt traumhaft und das Tiramisu kommt so klassisch gut und schick im Kelchglas gestylt daher, als ob es einem Rezeptbuch entsprungen wäre (3,50-5,50 Euro).

Dieses Lob gebührt auch dem elegant-kreativen Ambiente mit Kupfer-Kronleuchtern und Wandlampen eines italienischen Künstlers, mit schwarz-weißer Tischeindeckung, dem schon erwähnten, mit Mosaiksteinen besetzten Pizzaofen, der farbig leuchtenden Bar, den hohen Decken und der Glasfront, die den Blick über die Lokalterrasse und den sich anschließenden kleinen Platz mit seinen römischen Säulen direkt aufs Meer erlaubt.

Die einzigen Nicht-Neapolitaner sind der venezianisch-paduanische Maître Francesco, der viel ­Erfahrung aus gehobenen italienischen Restaurants auf der Insel mitbringt, sowie Lucho Steiner, ein Argentinier mit deutsch-katalanischen Vorfahren. Letzterer kümmert sich um Empfang und Organisation, überlässt das Servieren aber Francesco, denn eigentlich ist er Musiker - ein Jazz-Bassist, der zeitweise den Jazz Voyeur Club in Sachen Pressearbeit und Marketing betreut hat. Da ist es nur logisch, dass neben Pavarottis „O sole mio" auch Softjazzklänge durch das Lokal plätschern. Zum Abschluss gehört natürlich ein guter Grappa - oder eine süße Eigenkreation: ein Schnaps aus Alkohol und Nutella. Schräg, aber lecker.

Bella NapoliRestaurant Prisco, geöffnet 12-16 und 20-24 Uhr. C/. Joan Maragall, 50 (Paseo Portitxol), Palma.Tel.: 971-27 53 92.