Am hübschen zentralen Marktplatz von Santanyí, zu Füßen der ehrwürdigen Dorfkirche Sant Andreu, hat man als hungriger Besucher die Qual der Wahl. Es reihen sich Terrassentische an Terrassentische, die Lokale locken mit ihrem Angebot. Allerdings gleicht sich kulinarisch vieles, nur weniges sticht hervor - darunter neuerdings das „Año 1849" von Sabine Sattler. Die Betreiberin ist keine Unbekannte in diesem von zahlreichen Deutschen besuchten Dorf im Südosten der Insel, denn sie führte mit ihrem Mann Frank vier Jahre lang das Hotel-Restaurant Santanyí - nur wenige Meter von ihrer aktuellen Wirkungsstätte entfernt. Aus Krankheits­gründen mussten die beiden 2011 das Hotel verkaufen. „Aber es zuckte in mir, und jetzt, wo es meinem Mann wieder besser geht, wollte ich unbedingt wieder etwas Neues machen", so Sattler.

Fündig wurden sie am Marktplatz. Dort verbarg sich hinter einem Haus aus den 70er Jahren die Ruine einer alten Mandelmühle aus dem vorletzten Jahrhundert - genauer gesagt aus dem Jahr 1849. Mit viel Fantasie, Stilgefühl und vor allem einem guten Bauunternehmer („Joaquín und sein Sohn Jaume Salis waren genial", so Sattler, „die kann ich jedem nur wärmstens empfehlen.") wurde daraus in nur sechs Monaten ein attraktives Lokal, dessen verschiedene Bestandteile sich erst erschließen, wenn man die Terrasse auf dem Marktplatz hinter sich lässt. Zunächst wäre da die Bar („Das war die ehemalige Garage des Hauses"), gefolgt von dem sich anschließenden, mit Pflanzen bestückten und von Marès-Wänden gesäumten Innenhof mit Platz für etwa 40 Gäste, dann der wiederhergestellte, vor allem in der kälteren Jahreszeit genutzte ehemalige Mühlenraum im ersten Stock sowie eine weitere Bar samt Großbild-TV und Eingang in der Parallelstraße, die demnächst eröffnet werden soll. „Die wollen wir als Sportsbar führen - damit meine Gäste dort alle wichtigen Sportereignisse verfolgen können."

Die herzliche Wirtin legte auch selbst mit Hand an, beispielsweise bei den Weingläsern, die den Schriftzug „Año" tragen. „Abends nach der Renovierung habe ich mit Beizpaste und Schablone 150 Gläser bearbeitet. Da hoffe ich, dass jetzt nicht all zu viele zu Bruch gehen", meint Sattler lächelnd.

Das Wortspiel „Ta-Pas und Pas-Ta" kennzeichnet die Schwerpunkte der Karte. „Das sind ohne Frage die Favoriten der Gäste, aber bei mir gibt es das Ganze ein wenig anders als sonst üblich", erzählt sie. So werden die beliebten Pimientos de Padrón nicht einfach nur frittiert auf den Tisch gebracht, sondern mit drei unterschiedlichen Füllungen angerichtet: Frischkäse, Lachs- und Fleischtartar. Gibt es Zunge auf Mallorca typischerweise in Sauce mit Kapern, so werden die kalten Kalbszungenscheiben im „Año 1849" auf Tomatenwürfeln mit Ingwer serviert. Den Linsensalat bedecken Scheiben von geräucherter Entenbrust, und bei der Frühlingsrolle à la mallorquina sind Morcilla und Sobrassada mit im Spiel (Tapas 4,10-6,50 Euro).

Auch bei den Nudelgerichten wird kreativ gemixt. Spaghetti werden von Krebsfleisch, Tomaten, Ingwer und Kerbelpesto begleitet, Ravioli beinhalten Gänsefleisch-Ragout und in der Lasagne verstecken sich Sobrassada, botifarron und italienischer Pancetta (Pasta 9,80-15,90 Euro). Fleischfans kommen mit dem 300-Gramm-Rib-Eye-Steak (19,80 Euro) oder einem Wiener Schnitzel vom Rind auf ihre Kosten (15,90 Euro), und auch Fischfreunde müssen hier nicht darben.

Frühstück, saisonale Spezialitäten wie deftige deutsche Küche mit Schweinsbraten & Co im Winter, aktuell Spargelgerichte sowie das TM-Menü im Sommer dürfen da nicht fehlen. TM-Menü? „So nennen wir eine von Tim Mälzers Lieblingsspeisen: Currywurst mit Fritten. Die kam früher im alten Lokal immer sehr gut an", meint die patente Kölnerin, die ihren Dortmunder Ehemann 1983 in einem Ferienressort in Senegal kennenlernte, wo beide als Sport-Animateure und Reiseleiter tätig waren.

Veranstaltungen sind ebenfalls geplant, ein Gitarrenspieler (ab Mai samstagabends) macht den Anfang. Den Gästen gefällt´s: „Es kommen nahezu alle Stammkunden von früher, nicht nur Deutsche, sondern auch viele Einheimische, was mich besonders freut, denn ich will ja eigentlich durchgehend geöffnet bleiben - also auch im Winter." Und so sitzen, umringt von antiken Gerätschaften, Accessoires und Blumen, der mallorquinische Banker und seine Familie neben dem deutschen Gourmetmarkt-Besitzer. Und die mallorquinische Finca-Vermieterin trifft an der Bar auf ihre deutschen Gäste.

Legere GemütlichkeitRestaurant Año 1849,geöffnet täglich 10-23 Uhr, (Küche 10-15 und ab 18 Uhr), Im April sonntags Ruhetag.Plaça Major, 22, Santanyí,Tel.: 971-65 38 23,

www.1849.es