Zwei toughe Ladies, temperamentvoll, clever und voller Visionen und Ideen: Das sind die Mallorquinerin Maria Solivellas (42) und die Schweizerin Katja Wöhr (46). Das Duo hat jetzt ein gemeinsames Projekt - die „La Coqueria" im Santa Catalina-Markt von Palma, die in diesen Tagen eröffnet wird. „Eine Coca bitte" - diese Bestellung hat nichts mit einem dunklen, koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk zu tun, sondern dürfte am Stand der beiden Damen in der nächsten Zeit wohl öfter zu hören sein. Diesem Wunsch werden sie nachkommen, indem sie ein längliches, hübsches Blechkästchen servieren, in dem sich eine etwa 30 mal 13 Zentimeter große Coca befindet, auch gerne mal „mallorquinische Pizza" genannt. Denn die klassische Coca ist letztlich eine käselose Variante des italienischen Klassikers - oder umgekehrt.

Maria Solivellas ist Mallorca-Genießern schon lange bekannt. In ihrem Restaurant „Ca Na Toneta" in Caimari (www.canatoneta.com)zelebriert sie traditionelle Küche mit modernem Touch - ausschließlich zubereitet mit ökologischen Erzeugnissen, die größtenteils aus ihrem eigenen Garten oder von lokalen Lieferanten stammen. ?

Schon lange gärte die Idee, mit und rund um die Coca, die auch in ihrem Lokal serviert wird, noch ein anderes Projekt zu starten. „Spätestens als italienische Gäste Nachschlag wollten und meinten, das sei die beste ´Pizza´, die sie je gegessen hätten, war das für mich quasi der Ritterschlag und mir wurde klar, dass ich das ausbauen sollte", erzählt Solivellas.

Katja Wöhr, den Insulanern als die „Salzkönigin" Mallorcas vertraut, suchte wiederum ein neues Betätigungsfeld, nachdem sie ihre Flor de Sal-Firma verkauft hatte. Beide kennen sich seit 2008, als Katja für ihr Buch „La Sal de la Vida" die besten Köche der Insel gesucht hatte und auch auf Maria traf. Sie wurden Freundinnen und jetzt auch Geschäftspartnerinnen. Beiden war klar, dass ihre Coqueria kein normales Restaurant werden sollte. Anfangs dachten sie eher an eine Art mobilen Imbiss, nun sind sie auf dem Markt von Santa Catalina gelandet.

Ursprünglich basierte die Coca auf der jahrhundertealten Idee der Resteverwertung alten Brotes, das die Hausfrauen zermahlten, neu formten, würzten und erneut backten. Nach und nach kamen andere Zutaten ins Spiel, die Coca wurde belegt mit allem, was den Gaumen erfreute - Süßem wie Herzhaftem, Gemüse, Fisch, Meeresfrüchte oder Fleisch.

Doch den beiden Damen geht es um mehr als Resteverwertung und Traditionsbewahrung. „Sicher, wir wollen kein Geld verlieren und Gewinn erzielen, aber letztlich ist ein anderer Aspekt für uns wichtiger: die hiesige Landwirtschaft unterstützen, ein Netzwerk schaffen, den Bioanbau fördern und alte Sorten wiederbeleben", schildert Wöhr engagiert. Transparenz spielt eine große Rolle, so haben sie schon etliche kleine Videos über ihre Zulieferer gedreht, die nach und nach auf der Facebook-Seite des Geschäfts erscheinen sollen. Da gibt es den Kunstschmied aus Porreres, der die Blechkästchen fertigt, den Tischler aus Sa Pobla, der das Nudelholz aus Olivenholz gemacht und den Keramiker aus Portol, der die Suppentassen getöpfert hat. Allesamt kleine Handwerksbetriebe, wie auch die Mühle Ca´s Siulet aus Sa Pobla, die das Xeixa-Mehl (alte mallorquinische Weizensorte) liefert.

Wenn absehbar ist, wie das Geschäft läuft, werden sie mit den Bauern Ganzjahres-Verträge über feste Liefermengen abschließen. „Das macht sonst kaum einer, aber uns garantiert das kontinuierliche Qualität, und den Bauern verschafft die Abnahmegarantie berechenbare Einnahmen, was wiederum langfristig deren Existenz sichert", so Wöhr. Nicht zuletzt kommen so auch die Käufer in den Genuss erstklassiger Bioware - und zahlen den avisierten Preis von 3,50 bis 4,20 Euro sicherlich gerne.

In La Coqueria werden täglich vier verschiedene Cocas frisch gebacken, zwei vegetarische, eine mit Fleisch und eine mit Fisch oder Meeresfrüchten. Dazu zwei Suppen, gehaltvoll und herzhaft im Winter, leicht und gekühlt im Sommer, sowie einen Brownie aus Johannisbrot. Selbst bei den Getränken hat Fabrikware keine Chance. „Bei uns wird es selbstgemachte Limonaden, Mandelmilch, Tees, Palo und Wermut geben. Einzig den Wermut beziehen wir aktuell noch vom Festland, aber auch da haben wir schon etwas in Planung", erzählen beide wie aus einem Munde. Wir sind gespannt.

Coca to goLa Coqueria (Mercat Santa Catalina), Mo-Sa 8-15 Uhr.Facebook: La CoqueriaCa Na TonetaC/. Horitzó, 21, Caimairi,

www.canatoneta.com