Eine kleine Gasse in Manacor, ­etwa 500 Meter von der Bahn­station entfernt. An diesem grauen Januartag sind kaum Menschen auf der Straße. Doch wenn man das eher unscheinbare Haus betritt und die wenigen Stufen hinauf zum Restaurant „Can March" erklimmt, ist man angekommen - an einem gastlichen, dezent-eleganten Ort voller Genießer, die fröhlich plaudern.

Sie laben sich an exzellent gewürzten Kalmar-Streifen mit Sojasprossen und Speckstückchen (11 Euro, siehe Bild), an einem warmen Spinatsalat mit Garnelen, Pilzen und Sobrassada (13 Euro, beides auf der normalen Karte), erfreuen sich an einem der sieben Reisgerichte (11-13 Euro, Ausnahme: Hummer­variante für 23 Euro) oder ordern das 12-Euro-Mittagsmenü, bei dem beispielsweise ein cremiger Reis mit Artischocken und botifarró, gefolgt von einem Huhn mit Apfel und Pflaumen oder einem Cordon Bleu mit Sobrassada und Käse sowie ein hausgemachter Kuchen serviert wird, wobei es stets auch eine vegetarische Variante gibt.

Wer mehr will, kann auch ein Degustationsmenü für 30 Euro ordern mit drei Tapas als Vorspeise, einem Fischgang (etwa Seewolf mit Püree und gerösteten Mandeln), einem Fleischgericht (z. B. zartestes Kalbsfilet mit Foie­sauce und Pilzen) sowie zwei verschiedenen Desserts.

Der kreative Kopf hinter all den Genüssen heißt Miquel Gelabert - nicht verwandt mit den Winzerbrüdern. Er ist ein Autodidakt mit großer Leidenschaft und hat schon als Kind seiner Mutter in die Töpfe geschaut und viel gelernt („meine Mutter war meine Lehrmeisterin, eigene Erfahrungen, viele Kochbücher und Besuche bei Kochmessen meine Inspiration").

Mit 18 stand er dann auch offiziell am Herd, den er zehn Jahre lang nicht verließ. „Dann wurde es mir zu viel, ich kannte ja nichts anderes", meint der mittlerweile 49-Jährige. Und so verließ er für knapp zehn Jahre das elterliche Lokal, reiste durch die Welt und sammelte Eindrücke. „Ich hatte die verschiedensten Jobs, aber nie in der Gastronomie", erzählt er, „ich wollte damit eine Weile nichts mehr zu tun haben."

Was ihn aber nicht vom Essen und Probieren abhielt. Als er dann zurückkehrte, beschloss er gemeinsam mit der Familie, das Konzept des einstigen bodenständig-einfachen Restaurants zu ändern, was auch mit der Umgestaltung des Restaurants und einer Erneuerung der Küche einherging. „Uns gibt es seit 1925, da eröffneten meine Großmutter und ihr Schwager erstmals eine Bar in Manacor und führten später ein Restaurant. Änderungen muss man behutsam angehen."

Anfangs servierte man daher weiterhin mittags ein traditionell-mallorquinisches Menü und Paella-Klassiker, abends experimentierte man - nicht nur mit den Speisen, sondern auch mit den Gästen. „Die waren keine Fusion-Küche und Asien-Zutaten von uns gewöhnt, deshalb haben wir nach und nach die Gerichte ausgetauscht und sie dann auch mittags angeboten. Wir haben sie sozusagen langsam verführt."

War es zunächst noch vorrangig das Fremde, Neue, das Miquel faszinierte und sich in der Karte niederschlug, ist auch er mit den Jahren reifer geworden. Mittlerweile kocht er auf hohem Niveau modern-mallorquinisch mit regionalen frischen Zutaten von verschiedenen Produzenten rund um Manacor. „Wir haben ja hier alles, was nötig ist, bestes Gemüse, Früchte und Fisch. Und mir macht es Spaß, unsere Wurstwaren und Wiederentdecktes wie das Vollkornmehl xeixa oder das Paprikapulver tap de corti zu nutzen und damit zu spielen." Bei den ­arroces orientiert er sich an Rezepten aus Alicante („denen gebe ich gegenüber Valencia den Vorzug") und denen seiner Mutter (beispielsweise Paella mit Wachteln und Artischocken).

Doch sein Freigeist experimentiert in Maßen auch auf der exotischen Ebene weiter. Da wagt sich die eine oder andere asiatische Sauce in die Gerichte, verfeinern Erdnüsse und Curry eine Zucchinisuppe, und Guacamole krönt ein erfrischendes Tartar von drei Fischen mit Sesamvinaigrette und essbaren Blüten (11 Euro). Dazu schmecken vor allem die vielen Weine der Namensvettern Miquel und Toni Gelabert, die zu akzeptablen Preisen die Weinkarte schmücken. Eine Gourmet-­Produkt-Ecke mit eben jenen Weinen sowie ausgewählten mallorquinischen Delikatessen inklusive der hauseigenen Marmeladen-Kreationen vervollständigt das Angebot.

Kreativ, fein, delikat, eine Welt voller faszinierender Aromen - das goutieren nicht nur die zahlreichen Gäste, sondern auch diverse Restaurantführer. Trotzdem ist das „Can March" mit ­Miquel in der Küche, seinen Brüdern Toni (ab und an) und Tolo samt deutschsprechender Schwägerin (und anderen flinken Kellnern) im Service ein Geheimtipp geblieben und hat auch weiterhin nur mittags sowie am Wochen­ende abends geöffnet. Ausnahme: Am 7. Februar gibt es um 21 Uhr - wie jeden ersten Donnerstag im Monat - ein ­Wein-Menü (fünf Gänge mit begleitenden Weinen) mit dem Winzer Miquel Gelabert (35 Euro). Geplant sind für die folgenden Monate Menüs mit Tropfen der Bodegas Mesquida Mora und Can Majoral.

Immer wieder gutRestaurant Can March, geöffnet Di-So 12.30-15.30 Uhr, Fr+Sa 20.30-23 Uhr.C/. Valencia, 7, Manacor.Tel.:971-55 00 02,

www.canmarch.com