Verlockende Gerüche ziehen den Genießer in eine kleine Seitengasse des Borne in Palma, direkt ins Restaurant Bruselas. Treppenstufen führen hinab, und man findet sich in einem alten Sandsteingewölbe aus dem 15. Jahrhundert wieder, das früher als Wasserspeicher, Olivenöl-Lager und Pferdestall genutzt wurde. Ab 1957 war hier eine Piano-Bar untergebracht (von einem Belgier gegründet, daher der Name), später eine Tapas-Bar. Das Lokal erstreckt sich über mehrere Räume auf verschiedenen Ebenen, alle mit dekorativen Gemälden und Weinflaschen geschmückt. Es ist das Reich von José Luis Sánchez Cabezudo (60). Der Argentinier kam vor über zehn Jahren auf die Insel und eröffnete im November 2002 sein Bruselas.
Zum zehnten Geburtstag wird es denn auch im nächsten Monat einige Angebote geben, von denen die Besucher profitieren können. Vor allem aber profitieren sie stets von dem guten Fleisch, das hier angeboten wird. „Ich beziehe meine Ware aus Argentinien, Holland, Deutschland und Spanien. Für jedes Gericht das entsprechend beste Fleisch.
Die Spezialität des Hauses kommt aus Spanien, genauer gesagt aus der Nähe von Burgos. Denn dort ist die Firma Nuestro Buey de Wagyu beheimatet. Und deren exzellentes Kobe-Rindfleisch der Rasse Wagyu, die ursprünglich aus Japan stammt, wird im „Bruselas" als Hamburger, Tartar und Steak serviert. Er sei schon dreimal in dieser Rinderzucht zu Besuch gewesen, erzählt Sánchez Cabezudo stolz. „Die Ställe sind extrem sauber, die Tiere werden mit sanfter Musik beschallt und massiert, sie bekommen spezielles Öko-Futter sowie jeden Tag einen Liter Öko-Wein." Interessantes Detail, da die Kobe-Rinder in Japan mit Bier versorgt werden ? Die derart verwöhnten Tiere haben zwar im Bruselas ihren Preis (Filet 100 Euro pro Kilo inklusive Beilagen), schmecken aber wahrhaft sensationell. Für Fleischfreunde ein Muss.
Zusammen mit seiner Frau Andrea, die übrigens freundlich und schnell den Service leitet, reiste Sánchez Cabezudo vor Jahren auch nach Brüssel, weil ihm von dem Steak Tartare im dortigen Lokal Au Vieux Sant Martin vorgeschwärmt worden war. „Die Betreiberfamilie führt seit sieben Generationen Lokale, und ein Urahn hat 1926 das Rezept kreiert." Seine Frau und er fragten freundlich nach dem Rezept - und bekamen es. Seither wird Steak Tartare auch im „Bruselas" so serviert, beziehungsweise vor den Augen des Gastes angerichtet, „sofern das Lokal nicht zu voll ist" (22 Euro).
Aber die Karte mit vielen argentinischen Spezialitäten kann sich auch jenseits dieser Highlights sehen lassen, zumal die Preise durchaus im Rahmen bleiben: So kosten beispielsweise das Drei-Gang-Mittagsmenü 12 Euro (mit großer Auswahl) und die Vorspeisen (5-11 Euro), wobei die Empanadas (pro Stück 2,50 Euro) mehr als empfehlenswert sind: knusprig dünn der Teig, saftig-fleischig die Füllung. Interessant auch die verschiedenen Salate, alle mit mallorquinischem Öl angerichtet (6-9 Euro). Die Fleischgerichte beginnen bei 9 Euro, die Desserts liegen bei 3-5,50 Euro inklusive der deliziösen Schokotorte à la Bruselas (5 Euro). Fast schon spektakulär für ein hiesiges Lokal ist die große Auswahl an mallorquinischen Weinen. Es gibt allein über 30 hiesige Rotweine, allesamt zu akzeptablen Preisen.
Darüber hinaus weiß Sánchez Cabezudo, der auch Vizepräsident des Gastronomieverbands „Restauració" ist, mit einigen Gimmicks zu beeindrucken. „Es geht heutzutage nicht nur um gutes Essen und freundlich-perfekten Service, das ganze Paket muss stimmen und überraschen." So steht man am Eingang vor einer digitalen Infotafel, die in vielerlei Sprachen das Menü erklärt, und die Gäste bekommen auf Wunsch ein iPad mit der Karte, die dort auch auf Russisch oder Schwedisch erscheint. Und weil die Kellner in den verwinkelten Räumen nicht jederzeit jeden Gast im Blick haben können, gibt es am Tisch eine kleine elektronische Klingel mit den Optionen: Service und Rechnung. Das Signal erscheint auf der Armbanduhr der Kellner und über der Grillstelle. Kaum gedrückt, erscheint flugs der Service. Im Bruselas ist der Gast halt noch König.
FleischexpertenRestaurant Bruselas, geöffnet Mo-Sa 13-16 Uhr, 20-24 Uhr.C/. S´Estanc, 4, Palma.Tel.: 971-71 09 54,
