Grillen zirpen, der Wind rauscht in den Bäumen, über der Einsiedelei (Ermita de la Mare de Déu de la Bona Pau) aus dem 14. Jahrhundert gleiten einige Vögel im Himmel, und der Blick schweift weit übers Land - man sieht Manacor, Porreres oder Felanitx.

Hier auf dem kleinen Berg, dem Puig de San Miquel (246 Meter hoch), ist die Welt noch in Ordnung. Auch kulinarisch. Denn das gleichnamige Restaurant ist wieder eine Einkehr wert. Pedro Garau (62) und seine Frau Cati Aguilo (53) haben vor zweieinhalb Jahren das Lokal übernommen und werkeln gemeinsam in Küche und Service, ab und an unterstützt durch Sohn oder Tochter beziehungsweise stundenweise durch eine Kellnerin.

?

„Hierher kommt man wegen der Ruhe", erzählt Garau. „Nur manchmal haben wir etwas Hintergrundmusik laufen, aber selbst die lassen wir meist weg." Die Küche kommt ebenfalls ohne Schnickschnack aus. Traditionell mallorquinisch und „mit Rezepten meiner Mutter", erzählt Garau, der eigentlich Zeit seines Lebens etwas anderes gemacht hat. „Ich hatte früher eine Lederfabrik und habe anschließend in der Bekleidungsbranche gearbeitet - Kochen war eher mein Hobby." Und das seiner Geschwister, die das Hobby zum Beruf gemacht haben. Denn fünf von sechs Kindern der Familie Garau landeten in der Gastronomie und führten beziehungsweise führen Lokale in Inca oder der Gemeinde Escorca (beim Kloster Lluc), beispielsweise das bekannte Es Guix oder das Can Gallet. Dort half Garau in seiner Freizeit öfter aus und der Wunsch, ein eigenes Lokal zu führen, wuchs.

?

Als er die Chance erhielt, das Restaurant auf dem Berg zu übernehmen, das zwei Jahre leer stand, griff er zu. „Weil unsere Familie so stark gastronomisch engagiert ist, erhielt auch ich immer wieder Angebote, aber erst beim ´Puig de San Miquel´ wusste ich, das muss ich machen." Das Lokal war offenbar sehr heruntergekommen, seine Familie riet ihm zunächst ab, aber Garau beharrte, investierte, renovierte, verschönerte und ist heute glücklich über seine Entscheidung. „Das Ambiente hier oben ist ein Traum. Wenn ich koche, denke ich an meine Mutter und experimentiere so lange mit Kräutern und Gewürzen, bis es so riecht und schmeckt wie bei ihr."

Für die Kräuter muss er nur auf seine Terrasse gehen, dort hat er alles gepflanzt. Das Gemüse wiederum - beispielsweise Auberginen, Zucchini und saftige Tomaten - kommt aus dem Garten hinter dem Haus.

Die Arbeit teilt er sich mit seiner Frau. Er kocht vor und geht dann in den Service, sie richtet an. Ein gutes Team, und ihre Harmonie überträgt sich auch auf die Gäste, die sich nicht nur im Sommer auf der Terrasse mit Weitblick, sondern auch in der kälteren Jahreszeit innen vor dem großen Kamin gemütlich niederlassen. Der wärmt nicht nur den Raum, darin werden auch Gerichte zubereitet.

Die Karte ist übersichtlich, aber ausreichend und preislich fair mit einigen pa amb olis, Salaten, Paellas, einem Fischgericht sowie Fleisch vom Grill (Vorspeisen 5-8 Euro, Paella 9-11 Euro, Lammbraten 14,50 Euro). Alles wird frisch gemacht und je nach Saison kommen frito de matanzas oder Schnecken hinzu. Favorit der Gäste ist die in mallorquinischen Restaurants eher selten zu findende Ziege aus dem Ofen, die es à la Carte (17,90 Euro), aber auch im Menü (wieder ab Mitte/Ende September) zusammen mit arroz brut als Vorspeise, einem hausgemachten Dessert, Wasser und Wein für 26 Euro gibt. Das Gleiche, allerdings mit Spanferkel oder Bacalao als plato principal, kostet dann 18 Euro.

Aktuell kann man mittags neben den À-la-Carte-Angeboten ein sommerliches Menü genießen: Fleisch vom Grill (Huhn, Rind oder Lamm) mit Gemüse und Dessert, dazu Alioli, Oliven, Brot, Wasser und Wein für 8,90 Euro beziehungsweise 14,50 Euro - je nach Fleisch.

Einfach, aber schmackhaft, saftig-zart und gut gewürzt. Das Fleisch kauft der spätberufene Koch bei den verschiedensten Metzgern. „Einer hat besseres Rind, der andere besseres Schwein, die Ziege kommt aus Felanitx - ich bin halt wählerisch und es muss mir schmecken. Dann schmeckt´s meinen Gästen."

Nicht nur denen - auch den Geschwistern, die ihn gerne auf dem Berg besuchen.

Restaurant Puig de San Miquel, geöffnet Mi-Mo 11-22.30 (im Sommer auch länger, im Winter nur bis 16.30 Uhr), Ctra. Palma-Manacor km 31 (eigene Abfahrt). Tel. 971-16 15 02