Der große zentrale autofreie Platz von Llucmajor. Gleich zehn ­gastronomische Betriebe von der simplen Bar bis zum mehr oder weniger gehobenem Restaurant buhlen hier mit ihren Terrassen um Gäste. Bislang allerdings waren Tapas und Bocadillos die bevorzugten und gängigsten Speiseangebote. Doch seit Mitte Mai duftet es auch nach exotischen Kräutern und Gewürzen. Und zwar immer dann, wenn jemand den Deckel der tajine hebt, eines zylindrisch geformten Tontopfes, unter dem sich Köstlichkeiten wie Rindfleisch mit Bohnen, Pflaumen, Ingwer und Sesam (13 Euro) oder Couscous mit Huhn und Gemüse (12 Euro) befinden.

€Meine Oma hat mir alles beigebracht", erzählt Amina Jamai (36), die junge Marokkanerin und Chefin des neuen Restaurants €Mamita". €Sie kochte früher für Hochzeits­feste". Nachdem etliche Freunde immer wieder Aminas Kochkünste lobten, wuchs das Selbstvertrauen und der Gedanke, es mit einem eigenen Restaurant zu probieren. Gesagt, getan. Die Quereinsteigerin stammt aus Kénitra, einer Stadt nahe der Atlantikküste Marokkos, lebte aber knapp 20 Jahre in Deutschland, und zwar in Frankfurt. Dort traf sie auch ihren Mann Mustapha Laareichi (38), der mit ihr und dem kleinen Sohn nach Mallorca ging, aber weiterhin zwischen Frankfurt und Llucmajor pendelt. €Ich arbeite als Fahrlehrer dort und besitze einige Fahrschulen, das will ich auch weitermachen." Die beiden kannten Mallorca und speziell auch Llucmajor von vielen Besuchen und Freunden, die hier leben.

Laareichi ist stolz auf seine Frau, die mit den Rezepturen der Großmutter nicht nur deutsche und englische Gäste begeistert, sondern nach und nach auch die Mallorquiner, €die ´fremder´ Küche eigentlich etwas skeptisch begegnen", wie Amina ­Jamai erzählt.

Highlight ist neben den tajine- und Couscous-Gerichten der Vorspeisen-Mix, in Anlehnung an spanische Gepflogenheiten auch Tapas-Mix genannt. Sechs verschiedene, häufig wechselnde Speisen € drei warme und drei kalte € werden in dekorativen Schälchen serviert (15 Euro für zwei Personen). Darunter beispielsweise geschmorte Auberginen (zaalouk) und Paprika (chakchuka), Linsen mit Fleisch und Süßkartoffeln,

Avocado-Tomaten-Salat, das Kichererbsenpüree hummus oder ein fruchtig-frischer Sommersalat mit Weißkohl, Mais, Sojabohnen, Karotten, Walnüssen und Orange, den es auch als normale Vorspeise gibt (dann natürlich in größerer Portion für 5,50 Euro). Frischer Koriander, Kreuzkümmel und Arganöl verleihen vielen der Varianten einen besonderen Geschmack. Diese delikate Mischung eignet sich perfekt auch für Vegetarier (€dann mache ich die Linsen ohne Fleisch"), was auch schon viele Gäste positiv bemerkten, die sich in den meisten Lokalen mit Gemüse vom Grill begnügen müssen.

Mit Ausnahme der leichten Fischsuppe eher für kühlere Jahreszeiten geeignet sind hingegen die diversen marokkanischen Suppen (4,50 bis 6 Euro). Die Nachspeisen hingegen verlocken eigentlich bei jedem Wetter, wie beispielsweise ein süßes, mit Zimt und Zucker angereichertes Couscous (3 Euro) oder eine Art Pudding mit Obst, der hiesigen ­greixonera sehr ähnlich, die wahrscheinlich ein Relikt aus früheren arabischen Zeiten ist. Gewürze und andere spezielle Zutaten kommen per Post aus Marokko, für das Fleisch sorgt ein marokkanischer Metzger aus Arenal, das €frische Gemüse kaufen wir direkt vor uns auf dem Markt ein", und das Fladenbrot €backt ein marokkanischer Nachbar für uns."

Das zweistöckige Lokal ist farbenfroh und original gestaltet mit Deko, Lampen und Möbeln, die das Paar in Marokko gekauft hat. €Es sollte alles authentisch sein € so wie in unserer ursprünglichen Heimat", meint Laareichi. Und typisch ist auch der perfekte Abschluss, eine shisha (Wasserpfeife) mit verschiedenen Frucht-Tabaken (8 Euro), die man gemütlich auf der Terrasse oder dem kleinen Zwei-Personen-Balkon im ersten Stock schmauchen kann.

Arabischer SommerRestaurant Mamita, geöffnet So-Fr 9-23 Uhr, Sa 18-23 Uhr(im Sommer auch länger).Plaça d´Espanya 52, Llucmajor,Tel. 971-09 90 86