Wer nicht genau hinguckt, fährt hier glatt vorbei. Die Produktionsstätte des Sprudelproduzenten und -abfüllers „Carbónicas La Paduana" am östlichen Ortsrand von Petra ist unauffällig und erinnert ein bisschen an eine größere Auto­werkstatt. Wenn da nicht die im Hof gestapelten Getränke­kästen wären.

An der Avenida Jaume II. wird schon seit Jahrzehnten ein Getränk mit Cola-Geschmack zusammengemixt, dessen bonbon- und zugleich hustensaftähnlicher Geschmack mit lange anhaltendem Ananas-Abgang viele Mallorquiner an ihre Kindheit erinnert. Muss man irgendwie mögen.

„Die Pinya Mallorquina von Suc Frut schmeckt besser, wenn man sie eiskalt trinkt", sagt Miquel Gibert. Seine schwungvolle Signatur findet sich auf den Etiketten der Pinya-Flaschen. Der Ur-Petrer ist seit 2014 alleiniger Besitzer der Fabrik, in der sich eine potente Abfüllanlage mit einem Ausstoß von bis zu 20.000 Flaschen pro Tag und 3.200 Liter pro Stunde befindet. „Von 1992 an schmiss ich den Betrieb zu gleichen Teilen mit meinem Bruder, mein Vater hatte schon 1970 50 Prozent des Unternehmens erstanden", sagt Gibert. Nur fünf Kollegen gehen ihm zur Hand, darunter sein Sohn Toni, der den Betrieb irgendwann übernehmen soll. Man weiß, dass ihr Cola-Produkt etwas gewöhnungsbedürftig im Geschmack ist, weist aber darauf hin, dass das Getränk inzwischen weder Zucker noch künstliche Farbstoffe enthält. Ansonsten wurde an der Rezeptur seit 1945 nichts verändert und die sei natürlich streng geheim.

Der mallorquinische Cola-Boss führt uns in sein Büro, ein fensterloser Verschlag in der Halle, in den pausenlos das Rattern der Abfüllanlage dringt. Er hockt sich auf seinen niedrigen, zerschlissenen Plastikstuhl und zeigt uns den Bildschirmschoner seines Uralt-Computers: Links ist der Eiffelturm in Paris zu sehen, in der Mitte das Empire State Building in New York und rechts eine Flasche Pinya Mallorquina. Das ist die Art Humor, die den betont bescheiden auftretenden Unternehmer auszeichnet. Man traut ihm fast nicht zu, die Verkäufe der Cola und vier weiteren Mixturen von Apfelsinen- bis zum Apfelgeschmack in nur einem Jahr vervierfacht zu haben - inzwischen auf rund 500.000 Liter pro Jahr. „Das liegt daran, dass die Insulaner sich seit Jahren schon immer mehr auf das Eigene besinnen", erklärt sich Gibert seinen Erfolg, den er ohne Werbung erzielte. Gibert veräußert seine Nischen-Produkte nur in ausgewählten Bars, Restaurants, in einigen wenigen Supermärkten und Tankstellen allein auf Mallorca, die Kunden müssen die Ware selbst in der Fabrik abholen. „Auf Menorca oder Ibiza sind wir genauso wenig aktiv wie auf dem spanischen Festland", sagt er.

Giberts Gespür für die speziellen Bedürfnisse mallorquinischer Kunden hat ihn auch dazu gebracht, an der guten alten Siphon-Flasche festzuhalten, in die er Mineralwasser mit Kohlensäure füllt, inzwischen als einziger professioneller Anbieter auf Mallorca. 1973 gab es noch 131 Betriebe, die solche Flaschen auf der Insel herstellten. Ehedem war es in mallorquinischen Haushalten üblich, das Wasser aus der Siphon-Flasche samt dem Likör Palo de Mallorca zu einem Volksgetränk zu mixen. „Da es heute in Spanien kaum mehr Fabriken gibt, die diese wiederverwendbaren Flaschen produzieren, beziehen wir sie aus Betrieben, die sich in der Nähe von Buenos Aires in Argentinien befinden", sagt Gibert. In letzter Zeit seien einige Lkw-Ladungen nach Mallorca verschifft worden.

Aber an der Modernität geht kein Weg vorbei. „Wir haben erst vor kurzer Zeit eine Plastikflaschenform entwickelt, die es nur bei uns gibt", sagt er. Noch muss er sie extern einkaufen, doch bald will er sich eine eigene Produktionsanlage dafür anschaffen.

Zu Giberts Strategie, sich auf den Insel-Markt zu konzentrieren, passt auch die Entscheidung, sich mit 10 Prozent an dem hippen Lifestyle-Getränk Pep Lemon zu beteiligen, einer Idee des findigen Schwaben Christoph Hafner, der nur Zitronen aus Mallorca für sein Produkt verwendet. Auch Pep Lemon wird bei Gibert abgefüllt, weil es so schön nach Mallorca schmeckt.