Artischocken sind köstlich, schmecken feinherb, zergehen auf der Zunge - und manchmal sind sie auch ein kleines, kulinarisches Abenteuer. Dann nämlich, wenn man jedes Blatt nacheinander einzeln abzupft, den unteren fleischigen Teil genüsslich in eine leckere Creme oder Vinaigrette tunkt, das Ganze im Mund abstreift - bevor man als Krönung bis zum zarten Herzen vordringt ?

Und was man sonst noch alles mit Artischocken zubereiten kann! Das edle Gemüse mit dem smarten Innenleben kann gekocht und gebraten werden, ist aus den Töpfen Mallorcas ja ohnehin nicht wegzudenken und passt zu Pasta und Paella. Selbst im Salat macht es eine gute Figur, wenn man dafür ganz junges Gemüse wählt.

Die distelartige Kulturpflanze landet seit langer Zeit nicht nur auf den Balearen auf den Tellern. Bereits die alten Ägypter schätzten das Gewächs aus der Familie der Korbblütler als schmackhafte Delikatesse. Allerdings war es vornehmen Schichten vorbehalten, sie zu verspeisen. Die Ägypter waren es auch, die Artischocken schon vor Jahrtausenden als Heilpflanze nutzten. Noch heute hilft dieses Gemüse bei Bauchschmerzen, Völlegefühl oder Fettverdauung. Schließlich unterstützen bestimmte Inhaltsstoffe Leber und Galle und sollen sich sogar positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken. Und als Appetitanreger gelten sie ebenfalls, weshalb sie oft als Vorspeise gereicht werden.

In Deutschland ist die Artischocke sogar schon zur Arzneipflanze des Jahres gewählt worden. Denn in der Pflanze mit dem lateinischen Namen Cynara scolymus steckt so einiges. Dazu gehören gesunde Bitterstoffe wie Cynarin, Flavonoide, Vitamine sowie Mineralstoffe, darunter Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium. Dabei ist sie kalorienarm, denn sie bringt es auf gerade mal rund 40 Kilokalorien pro 100 Gramm.

Artischocken wachsen unter anderem im Mittelmeerraum; man findet sie überall auf den Inselmärkten. Und so frisch schmecken sie natürlich ganz anders und so viel besser als etwa Artischocken-böden aus der Dose, die viele vielleicht kennen. Gar kein Vergleich!

Artischocken gibt in der hellen und der dunklen Variante. Sie kennen die schwarze Artischocke nicht? Unbedingt probieren! Sie ist die kleine Schwester der grünen: Die Mallorquiner nennen sie alcachofa negra. Vom Geschmack her ist sie etwas feiner als ihre grüne Verwandte. Und fragen Sie mal einen Markthändler, wie man am besten die jungen, kleinen Exemplare verzehren soll. Seine Antwort wird lauten: roh! In Scheiben geschnitten, verleihen sie jedem Salat das gewisse Etwas.

Artischocken sollten beim Kauf fest und prall, die Blätter weder bräunlich noch zu weit geöffnet sein. Und der Stiel darf nicht ausgetrocknet wirken. Um ganze Artischocken zuzubereiten, entfernen Sie die unteren, äußeren und farblosen Blätter. Schneiden Sie den Stiel so ab, dass die Artischocken aufrecht auf der Unterseite stehen können. Schneiden Sie ungefähr ein Viertel bis ein Drittel der Blätter quer an der Spitze ab und schaben Sie die inneren „Haare" aus. Reiben Sie die Schnittkanten mit Zitronensaft ein, damit sie nicht braun werden. Stellen Sie die Artischocken auf die flache Unterseite in einen Kochtopf (nicht aus Aluminium) und füllen Sie ihn etwa vier Fingerbreit mit Wasser, das mit Zitronensaft und Salz und Pfeffer abgeschmeckt ist. Decken Sie den Topf zu und lassen Sie die Artischocken circa 15 bis 20 Minuten köcheln. Wenn man sie einmal gekocht hat, sollte man sie innerhalb von 24 Stunden verzehren.

Das Rezept: Estragon-Hühnchen mit Zitrone und Artischocken